Öffentlicher Protest in Sinzig Eine schäbige Baulücke in der City

Sinzig · Der Unmut in der Bevölkerung in Sinzig wächst: Mitten im Herzen der Stadt, an der Haupteinkaufsstraße gelegen, klafft – umgeben von heruntergekommenen Gebäuden – eine schäbige Lücke in der Häuserzeile.

 Die hässliche Baulücke sorgt in der Innenstadt von Sinzig für großen Unmut.

Die hässliche Baulücke sorgt in der Innenstadt von Sinzig für großen Unmut.

Foto: Martin Gausmann

Ein altes Haus an der Bachovenstraße ist bereits abgerissen worden, um Platz zu schaffen für einen Neubau. Zumindest ein Nachbarhaus wird vermutlich ebenfalls dem Baggerzahn zum Opfer fallen.

Doch seit vielen Monaten tut sich nichts mehr an der „Baustelle“. Sinzigs Erste Beigeordnete Charlotte Hager: „Uns sind die Hände gebunden, wir haben auf das Bauverfahren keinen Einfluss.“ Zuständig ist nämlich die Untere Bauaufsicht bei der Kreisverwaltung. Aber auch sie muss den Stillstand tatenlos mit ansehen.

Der Bauherr, ein Investor aus Bayern, lässt sich mit der Umsetzung seiner Pläne viel Zeit. Ganz zum Verdruss von Hans-Josef Moeren. Dem Heimatkundler und früheren Kreisverwaltungsbeamten ist der Status des Bauvorhabens ein Dorn im Auge. „Abgerissen werden die beiden Häuser mit den Hausnummern 23 und 25 (Eckhaus), wodurch auch der Bestand des Hauses Nummer 21 sichtbar gefährdet ist.

Rein äußerlich standen die drei Häuser schlicht und einfach als Teil der Reihenhausbebauung einer Häusergruppe an der südlichen Seite der Bachovenstraße. Durch ihren farblichen Anstrich setzten sie bunte Farbtupfer im sonst tristen Straßenbild. Damit ist es jetzt vorbei. Schon ist der Abriss teilweise erfolgt“, so Moeren.

Der Abriss lasse einen Blick hinter die bunten Außenfassaden auf die Bauweise in vergangenen Jahrhunderten bei den drei Häusern zu. Dabei werde zunächst erkennbar, dass die Häuser nicht aus festem Mauerwerk errichtet seien, wie der Außenputz vermuten lasse, sondern in der Fachwerkbauweise. Moeren: „Diese Bauweise war über Jahrhunderte bis ins 19. Jahrhundert die bei uns am weitesten verbreitete Bauweise.“

An dem Eckhaus sei zu einem späteren Zeitpunkt an der Südseite ein zweistöckiger Anbau aus Ziegelsteinen errichtet und damit die Nutzfläche des Hauses vergrößert worden, führte Moeren aus.

Es kam der Zeitpunkt, an dem insbesondere in den Städten Fachwerkhäuser nicht mehr zeitgemäß waren, sie wurden durch Bürgerhäuser, die den Wohlstand ihres Besitzers repräsentieren sollten, als Massivhäuser aus Ziegel und Naturstein ersetzt.

Diese Entwicklung habe – so Moeren – auch in Sinzig stattgefunden, was heute noch an repräsentativen aus Ziegelsteinen gebauten Wohnhäusern damals wohlhabender Familien festzustellen sei.

„Um bestehende Fachwerkhäuser der Entwicklung und dem Geschmack der Zeit anzupassen und aufzuwerten, wurden sie mit Fachwerk überdeckendem Putz versehen und farblich gestaltet, wie dies bei den jetzt abgebrochenen Häusern zu sehen ist“, berichtet der Heimatkundler, der sich nun darüber ärgert, dass Stillstand herrscht und ein Schandfleck entstanden ist.

„Bei dem markanten Bauplatz im Zentrum der Stadt wäre zu erwarten gewesen, dass sowohl der Abbruch als auch der Neubau zügig abgewickelt würden. Der schon erfolgte öffentliche Protest gegen den schleppenden Baufortschritt ist sehr berechtigt“, schrieb er dem General-Anzeiger.

Die Stadt Sinzig erklärte auf GA-Anfrage, der Bauherr, der irgendwann ein Wohn- und Geschäftshaus an der Stelle errichten wolle, habe nach Mitteilung der Unteren Bauaufsicht vier Jahre lang Zeit, „sich zu bewegen“. Soll heißen: Die hässliche Baulücke dürfte auch zur 750-Jahr-Feier der Stadt im kommenden Jahr noch bestehen.

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