Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. In Ahrweiler betraf das am Samstag besonders das Parkplatzangebot. Schon Stunden vor dem Höhepunkt um Mitternacht war weit um den Stadtkern kein einziger freier Platz zu ergattern. Selbst im dunklen Schatten des Klosters Calvarienberg reihte sich Wagen an Wagen. Ein junges Pärchen mit Kinderwagen ließ der lange Weg bis auf den Marktplatz jedoch kalt: „Wir kommen aus Koblenz hier her und da kann man auch mal ein paar Schritte laufen.“

Von Weitem grüßte schon die bunt beleuchtete Fassade der Laurentius-Kirche. In den urigen Lokalen und verkaufsoffenen Läden rund um den Marktplatz tummelten sich bereits die Menschen. Wer den großen Trubel meiden wollte, der fand dort zumindest ausreichenden Stehplatz. Auch war das Musikangebot in den einzelnen Huten nicht ganz so traditionell. Aus dem Hof des Winzerhofs Körtgen wehten rockige Klänge durch die dunklen Straßen. Zünftig ging es auf der Bühne mitten im Weihnachtsmarkttrubel zu: Regionale Musik-Combos wie die Musikfreunde Lantershofen oder die Rhein-Ahr-Spatzen verwöhnten die Besucher mit alten wie modernen Klassikern. Von „Kling Glöckchen“ bis „Last Christmas“ blieb kein Musikwunsch offen. Der ein oder andere wagte sogar ein Tänzchen auf dem Markt, aber ob des Besucherandrangs war kaum Platz zum Stolpern oder gar Fallen.

Busse aus allen Teilen des Landes und auch aus Nordrhein-Westfalen entließen ihre Passagiere auf den gegen Mitternacht immer voller werdenden Marktplatz. Eine Gruppe aus dem Kreis Altenkirchen im Westerwald hatte sich einheitliche Blinklicht-Mützen aufgezogen und stach damit aus der Menschenmasse heraus. „Der Weihnachtsmarkt bis tief in die Nacht ist einfach ein Erlebnis, für das es sich lohnt, auch mal eine Stunde durch die Lande zu fahren“, freute sich eine Frau aus Wissen an der Sieg. Über allem thronte der majestätische Weihnachtsbaum, der aus der Grafschaft stammte. Besonders bei Pärchen war er beliebtes Fotomotiv.

Wer sich von der Lautstärke und dem Gedränge zwischen gebratenen Mandeln und geräuchertem Lachs kurz erholen wollte, der fand nahe der Kirchenfassade im Schatten der Buden einen ruhigen Ort. „Hier kann man mal bei einem leckeren Kakao in Ruhe miteinander reden“, sagte eine Frau aus Siegburg. Auch wurde stolz präsentiert, was man soeben an einer der zahlreichen Verkaufsstände erworben hatte. Vom Edelstein über Filzmützen bis hin zur futuristisch geblasenen Gläsern ließ der Ahrweiler Markt auch in dieser Kategorie keinen Besucher unbeeindruckt.

Doch das Herz des Marktes pulsierte für die Ahr typisch an den zahlreichen Weinständen, die mit regionalem Winzerglühwein und Punsch der Nachfrage der Besucher fast nicht nachkamen. Bis weit nach Mitternacht sollten sich die Schlangen an den dekorierten Buden nicht lichten. Pünktlich um Mitternacht war es dann soweit: Wunderkerzen erhellten den Ahrweiler Nachthimmel. Passend zum milden Wetter wurde dieser grandiose Moment mit südamerikanischen Weihnachtsweisen umrahmt.