Winzerfestzug in Ahrweiler Weinkönigin gibt den Takt vor

AHRWEILER · 60.000 Dahlien, Tausende Besucher und ein bisschen „Konkurrenz“ für Burgundia Irena I.: Am Sonntag fand der Winzerfestzug in Ahrweiler statt.

 Der Ahrweiler Winzerfestzug mit Burgundia Irena Schmitz.

Der Ahrweiler Winzerfestzug mit Burgundia Irena Schmitz.

Foto: Martin Gausmann

Alle hatten beim Ahrweiler Winzerfestumzug vor allem ein Anliegen: „Die Königin gucken.“ In den Gastronomiebetrieben war so gut wie kein Platz mehr frei. Gläser klangen an allen Ecken und Enden, und manches Pärchen wagte vor dem Umzug noch ein Tänzchen in den Gassen, während nicht nur Kinder erwartungsvoll die Hälse nach den Majestäten reckten. Und davon gab es in und um den Ahrweiler Festumzug genug: Fischerkönigin Eva Hermann, die Ex-Burgundien Goldjubilarin Helene Jüliger, geborene Berg, und Silberjubilarin Monika Krupp, geborene Lingen, Ahrweinkönigin Theresa Ulrich und die Weinköniginnen aus den benachbarten Stadtteilen.

Und am Straßenrand war unter anderem eine „Weinkönigin vom Gürzenich“ auszumachen, die nicht aus Köln, sondern aus Eschweiler bei Aachen kam und „eigentlich nur Weißwein“ mag. „Trotzdem oder gerade auch dafür“ komme sie immer wieder ins Ahrtal, erklärte die junge Frau, die mit Freundinnen ihren Junggesellinnenabschied feierte. Auch diese „Konkurrentinnen“ jubelten bewundernd der „echten“ Ahrweiler Weinkönigin zu.

Burgundia Irena Schmitz war umgeben von Tausenden Besuchern, von mehr als 60.000 Dahlien, die vor allem für ihren aber auch für andere Festwagen von rund 50 Helfern in 120 Stunden sorgsam gesteckt worden waren.

Irenas Familie, Freunde und Arbeitskollegen hatten der Apothekenangestellten und Bäckerstochter aus der Niederhutstraße ein rollendes Backhaus gebaut und waren in die Bäckerkluft geschlüpft. Ihre Gleichung ging auf: „Wein in Rot und Schmitze Brot für Ahrweiler jood.“ Und die Ahrweiler Karnevalsgesellschaft ließ für ihr Solomariechen Irena eine Sonne aus gelben Blüten aufgehen. Mit einer Torte aus Blumen lud die Kolpingfamilie zu Kaffee und Kuchen ein.

Einen Winzer mit Kiepe, Trauben und Weinlaub hatte die Frauengemeinschaft kfd gesteckt. Mitglied Christine Jessen hatte erstmals dabei geholfen und war „beeindruckt, wie viel Arbeit das bedeutet. Das wertschätzt man dann noch mal besonders.“ Auch der immer wieder aufbrandende Applaus der Zuschauer bestätigte die „Helfer hinter den Kulissen“. Zu letzteren gehört auch Bacchus Bernd Krah, der seit Jahren einer der drei Chef-Wagenbauer ist und diesmal nach 2006 zum zweiten Mal als Weingott auf meterhohem Fass mit einem riesigen Weinpokal allen Weinfreunden zuprostete.

Den „Weinbau seit 1694“ propagierten die Bürgerschützen. Der Ahrweiler Winzerverein stach mit einem Schiff und Schatzkisten voll Wein in See. Der Winzernachwuchs der Grundschule verteilte mit Karst und Pickel ausgestattet Brezeln und Trauben, und Ahrweiler Realschüler auch Blumen. Die Mitarbeiter der Weinmanufaktur Walporzheim hatten in 300 Arbeitsstunden die Ruine des Klosters Marienthal im Maßstab 1:7 nachgebaut und schenkten als Mönche und Nonnen aus. Zuschauer streckten die Festgläser speziell nach den Rotweinen aus, aber viele schätzte gerade in den heißen Nachmittagsstunden an den Weinständen auch die helleren Tropfen.

„Das Problem mit den Pappbechern“ löste Chef-Organisatorin Steffi Koll-Bensberg, indem sie selbst an der Zugspitze noch Festgläschen aus einem Bollerwagen heraus verkaufte. Wie Zugleiter Peter Höper schwärmte sie zudem von einer außergewöhnlich guten Stimmung beim Winzerfestzug 2016, bei dem alles nach Maß verlaufen sei.

Vorm Umzug „eher freudig erwartungsvoll als nervös“ war Irena Schmitz gewesen, und danach sichtlich gerührt. Mit feuchten Augen und einem bebender Stimme bedankte sie sich bei allen Akteuren und Besuchern „Ich bin überwältigt. Mein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen. Ich kann überhaupt nicht beschreiben, wie genau es sich eigentlich anfühlt. Ich bin den Tränen nahe.“ Aber sie schaffte es ganz zum Schluss des Umzugs, allen zu zeigen , wer in diesen Tagen in Ahrweiler den Ton angibt: Sie griff zum Tambourstab und dirigierte „ihren“ Spielmannszug Ahrweiler, in dem sie sonst beim Winzerfestumzug eigentlich Flöte spielt, und alle machten mit im Takt des „Laridah-Marschs“.

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