Köchemarkt und Latinonacht Rund 5000 Besucher ziehen in den Bad Neuenahrer Kurpark

BAD NEUENAHR · Saiblingsfilet badete in Pfifferlingsrahm, Asiatische Ente schmiegte sich an Chili-Soja-Gemüse, und Kalbshaxenscheiben waren mariniert mit Zucchini-Tomatenvinaigrette. Ein leckerer Start in einen genussvollen Tag. Dazu mundeten dann vor allem auch die kühlen Weißweine von der Ahr. Denn heiß würde es werden. Soviel war schon im Vorfeld sicher gewesen bei der Doppel-Veranstaltung von Latinonacht und Köchemarkt im Kurpark von Bad Neuenahr.

 Leckereien finden reißenden Absatz beim Köchemarkt.

Leckereien finden reißenden Absatz beim Köchemarkt.

Foto: Martin Gausmann

Heiß im doppelten Sinne wurde es durch die entsprechenden Rhythmen, mit denen die Bands "Menino" und "Kimbiza" schon am Samstagabend auf eine stets gut gefüllte Tanzfläche lockten, wenn mit knapp 1200 Besuchern die Zahl der Gäste auch nicht ganz so hoch war wie bei der Italienischen Nacht im Vorjahr. Caipirinha Lachs und Paella, Scampi Bahiana und andere feurige Spezialitäten kitzelten dazu ebenfalls südamerikanisch angehaucht den Gaumen.

Heiß wurde es manchen Köchen und Küchenhilfen außerdem an Herd und Töpfen in den Küchenzelten beim temporeichen Zubereiten der vielfältigen Speisen, insbesondere am Sonntag, als insgesamt rund 4000 Gäste den Kurpark bevölkerten, wie Sternekoch Hans-Stefan Steinheuer schätzte. Da waren Sitzplätze speziell zur Mittagszeit manchmal rar und es bildeten sich auch immer wieder Schlangen an den einzelnen Ständen.

"Länger als fünf bis zehn Minuten darf aber kein Gast nach der Bestellung warten. Sonst ist das zu lange", erklärte Jean-Marie Dumaine vom Restaurant Vieux Sinzig. Die Logistik und der effektive Aufbau seien daher wichtig. Das galt auch für die Kollegen von den Restaurants Köhlerhof, Freudenreich und Prümer Gang, Metzler, Jaghaus Rech, und Steinheuer Heppingen, die sich ebenfalls freuten, dass das Wetter stimmte. "Wenn es so heiß gewesen wäre, wie teils in den vergangenen Wochen, hätten wir wohl nur Wasser verkauft", sagt Dumaine lachend. So aber genossen die zahlreichen Besucher zu den Speisen auch ausgiebig die Weine der VdP-Prädikatsweingüter der Region.

Rehmedaillons mit Pfefferkruste waren bei Hans-Stefan Steinheuer heiß begehrt, Lottebäckchen mit Safrancreme und Fenchelconfit waren ein Renner beim Vieux Sinzig, und am Stand von Metzlers Restaurant gingen Scampi und Jakobsmuscheln weg wie warme Semmeln.

"Mit 1000 bis 1200 Portionen, die an diesem Tag über den Tresen gehen", hatte Juniorchef Hauke Metzler gerechnet. Darunter dürfe dann auch gerne mal eine etwas ausgefallenere Kreation sein, die bei Gefallen dann auch später den Weg auf die Restaurantkarte finde. Neu kredenzte er auch eine Creme Brulee, erstmals vom Blech und in Würfel geschnitten, mit Waldmeistereis auf Erdbeercoulis, "auch weil wir hier nicht so viele Dessertschälchen rausgeben wollten, weil wir diese dann wieder einsammeln müssen." Die Devise Probieren und Ausprobieren galt also für Gäste und Köche. "Nicht zu exeptionell" hielt es dagegen Hans-Stefan Steinheuer mit seinem Angebot, "denn beim Köchemarkt geht es darum, das breite Publikum an die hohe Kochkunst heranzuführen".

"Danke, dass Sie den Kurpark in ein Freiluftrestaurant verwandeln, in dem Genusskultur an erster Stelle steht", bedankte sich Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen bei den Organisatoren des Köchemarkts und der Latinonacht. Und wie ein Freiluftrestaurant sah es beim Köchemarkt auch aus: mit ganz in Weiß gehaltenen Tischen und Zelten, in und an denen die kunstvoll garnierten und gestapelten Speisen besonders zur Geltung kamen.

"Ein Mal im Jahr immer in Bad Neuenahr" genoss eine 92-jährige Bonnerin dabei ihre Austern. Ihren zweiwöchigen Aufenthalt in der Kreisstadt hatte sie eigens so gelegt, dass sie beim Köchemarkt dabei sein konnte. Und ein Paar aus Düsseldorf wusste gar nicht, wie es sich entscheiden sollte bei so reichem Angebot. "Gut, dass wir bei der Latinonacht ordentlich was abgetanzt haben", freute es sich und entschied sich auch noch für Dessert und Käseauswahl.

Wer auch noch etwas "für daheim" von dem Genuss-Wochenende mitnehmen wollte, sah sich gerne beim Jahrmarkt der Genüsse" in der Konzerthalle um, wo Birnen-Balsamico und Feigen- Obstessig ebenso zu kosten und kaufen waren wie Mohnöl, feine Liköre, italienische Honige und Eifler Trüffel, spritzige Säfte und süße und pikante Aufstriche. "Alles ist Manufaktur, regional und überregional, und da wollen wir hin", erklärte Hans-Stefan Steinheuer: Handwerkskunst aus der Küche.

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