Rückgang bei den Übernachtungszahlen Roboter in der Küche eine mögliche Option für Tourismus im Ahrtal

Ahrweiler · Das Ahrtal ist mit seinen Übernachtungsbetrieben gut aufgestellt. Gleichwohl kämpft die Branche auch an der Ahr mit der Fachkräftesituation. Andernorts hilft man sich im Küchendienst bereits mit Robotern.

 Auch eine Lösung für das Ahrtal? Forscher der Universität Bremen haben Roboter für Aufgaben am Herd programmiert.

Auch eine Lösung für das Ahrtal? Forscher der Universität Bremen haben Roboter für Aufgaben am Herd programmiert.

Foto: dpa

Zum Jahreswechsel zeigt sich die Stimmung bei Hoteliers und Gastronomen etwas verhaltener als noch vor einem Jahr: Nur etwas mehr als die Hälfte der gastgewerblichen Betriebe im nördlichen Rheinland-Pfalz ist mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Das geht aus einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hervor. Im Ahrtal gab es einen Rückgang bei den Gäste- und Übernachtungszahlen von 0,6 beziehungsweise 0,8 Prozent.Bundesweit sieht das allerdings völlig anders aus: Dort gab es einen Gäste- und Übernachtungszuwachs von 27 Prozent, in Rheinland-Pfalz von neun Prozent. Hauptprofiteure zwischen Flensburg und Oberammergau sind jedoch alleine die großen Städte, insbesondere Metropolen wie Hamburg oder Berlin.

„Trotzdem bewegt sich die Branche regional weiter auf einem guten Niveau“, so IHK-Tourismusreferent Christian Dübner. Der sogenannte Klima-Index, der sich aus aktueller Lage und den Erwartungen an die nächste Saison zusammensetzt, liege in der Umfrage immer noch deutlich über dem Zehnjahresmittel. Für die Region des Ahrtals sagt der Tourismusexperte eine gute Zukunft voraus. Insbesondere die Landesgartenschau werde zum großen Impulsgeber – wenn sich Hotellerie und Gastronomie früh genug auf die sich bietenden Chancen einstellen.

Das Ahrtal mit seinen rund 200 gewerblichen Übernachtungsbetrieben sei weitaus besser aufgestellt als andere Tourismusregionen im Land, so Dübner. Es gebe eine „kompakte Situation mit einer leistungsstarken Hotellerie“. Dass es örtlich kleine Einbrüche bei den Gästezahlen gegeben habe, liege auch an daran, wie die Feiertage im Jahresverlauf lägen. Betrachte man das Ahrtal in den vergangenen zehn Jahren, so habe es hier Zuwächse im Tourismus von 15,4 Prozent gegeben. Alle Weinanbaugebiete in Rheinland-Pfalz, so Dübner, könnten ähnliche Wachstumsraten vorweisen.

Rund 27 Euro lässt der Tagesgast in der Region, beim Hotel- oder Pensionsgast sind es statistisch betrachtet etwa 130 Euro. Alleine die Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler bringt es jährlich auf 800.000 Übernachtungsgäste, von denen etwa 40 Prozent auf den Bereich der 15 ansässigen Kliniken entfallen. Heißt: 480.000 Gäste belegen per anno die Betten der örtlichen Hotellerie, Pensionen und Ferienwohnungen.

Addiert man, was sie für Übernachtung, Verpflegung und Dienstleistungen verausgaben sowie zudem im Einzelhandel lassen, so lässt sich ermessen, welche wirtschaftliche Bedeutung der Tourismus für die Region hat. Eine Wertschöpfungsstudie der IHK geht bei einem rechnerischen Beschäftigungseffekt von 5420 Vollzeitarbeitsplatz-Äquivalenten von einem über 200 Millionen Euro liegenden Bruttoumsatz aus.

Die Investitionsbereitschaft der Betriebe entwickele sich weiterhin positiv, führte Dübner im Gespräch mit dem General-Anzeiger aus. 88 Prozent der Unternehmen wollen demnach modernisieren. Im Ahrtal finde man in den Beherbergungsbetrieben gute Standards vor, der Sanierungsstau halte sich in Grenzen.

Roboter für den Küchendienst

Nicht zuletzt deshalb seien die Betriebe auf die Landesgartenschau schon jetzt gut vorbereitet. „Aber auch das Thema Rationalisierung ist wichtig“, erklärte Dübner. Vor allem die fortschreitende Digitalisierung ermögliche es den Betrieben, die Arbeitsproduktivität zu steigern, Kosten zu reduzieren und Gewinne zu erhöhen. Dübner: „Entsprechende Maßnahmen erhalten immer weiter Einzug in den Betrieben.“Kein Witz: In Japan gibt es bereits Hotels, die alleine von Robotern betrieben werden. Andernorts haben Roboter den Küchendienst übernommen. „Hält der Fachkräftemangel an, dann sind irgendwann derartige Szenarien auch hier denkbar“, glaubt Dübner. Viele Betriebe hätten die sich bietenden Möglichkeiten noch gar nicht erkannt.

Die Fachkräftesituation bleibt Problem Nummer eins in der Branche. Lediglich 18 Prozent der befragten Unternehmen gaben in der IHK-Umfrage eine positive Entwicklung an. „Die Betriebe müssen sich vor dem Hintergrund rückläufiger Ausbildungszahlen in gastgewerblichen Berufen als attraktiver Arbeitgeber positionieren und gute Rahmenbedingungen schaffen, um in der personalintensiven Branche die dringend benötigen Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen“, meinte Dübner. Es reiche nicht aus, Löhne und Gehälter zu zahlen, die knapp über dem Mindestlohn liegen.Längst ist es so, dass sich die Betriebe beim Arbeitnehmer bewerben – und nicht umgekehrt.

Weitere Schwierigkeit: die Unternehmensnachfolge in den inhabergeführten Betrieben. Der Andrang hält sich in äußerst engen Grenzen. Ungünstige Arbeitszeiten, viel Arbeit, Risikobereitschaft gehören zum Branchenalltag – das Gastrogewerbe löst bei auf Sicherheit und feste Arbeitszeiten fixierten jungen Menschen mit ihrem Drang nach individueller Freizeitgestaltung bei der Berufswahl nur wenig Begeisterung aus. „Dabei bieten Hotellerie und Gastronomie so viel“, meint Dübner.

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