Gepanschte Medikamente Patienten von Bad Neuenahrer Facharztpraxis betroffen

BAD NEUENAHR · Das Gesundheitsministerium in Mainz hat es auf GA-Nachfrage bestätigt: Bei dem Arzt, der vom Bottroper Betrugs-Apotheker gestreckte Krebsmittel bezogen hat, handelt es sich um einen Urologen aus Bad Neuenahr.

Drei Patienten seien nach Auskunft der Facharztpraxis betroffen. Alle drei seien einbestellt und informiert worden. Nach Auskunft der Praxis von Montagvormittag, so Schneider, ginge es ihnen gut. Darüber, wie lange der Urologe Kunde in Bottrop war, liegen dem Ministerium keine Erkenntnisse vor. „Nach Aussagen der Praxis wurde die Zusammenarbeit unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Skandals beendet“, so Schneider.

Die Praxis ließ gegenüber dem SWR verlauten, dass die drei Patienten bereits im Dezember über den Umstand informiert worden seien. Daraufhin sei eine Überprüfung der Blutwerte veranlasst worden. Alle drei Patienten hätten damals keinen Schaden genommen, und heute gehe es ihnen gut, so der Vertretungsarzt der Praxis. Eine Anfrage des GA wurde nicht beantwortet. Unsicheren Krebspatienten empfahl die Pressesprecherin des Mainzer Gesundheitsministeriums mit Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler an der Spitze, mit dem behandelnden Arzt zu sprechen. Auch die Hotline der Stadt Bottrop (0 20 41/70 44 88, wochentags 8 bis 16 Uhr, mittwochs bis 13 Uhr) sei sehr hilfreich für Infos allgemeiner Art.

Auch wenn jeder Kranke, der zu wenig oder nichts vom Krebsmedikament in seiner Chemotherapie erhalten hat, einer zu viel ist, so ist auch der Onkologe Axel Nacke froh, dass es sich um so eine kleine Zahl von Patienten handelt. Und noch etwas freute am Montag den Chef der onkologischen Schwerpunktpraxis, der am Freitag durch eine falsche SWR-Berichterstattung ins Fadenkreuz geriet, gepanschte Medikamente eingekauft zu haben: „Gerade wurde in den SWR-Nachrichten gesendet, dass wir nicht betroffen sind und dies vom Gesundheitsministerium bestätigt wurde.“

Am Wochenende reagierte auch der Bad Neuenahrer Urologe Gerd Parino. Er informierte seine Arzt-Kollegen, dass er zu keinem Zeitpunkt für keinen seiner bisher behandelten Patienten Chemotherapeutika aus der Apotheke in Bottrop bezogen habe. Parino: „In Anbetracht der derzeitigen Diskussion über betrügerisch hergestellte Chemotherapeutika aus einer Apotheke in Bottrop, die auch eine Praxis in Bad Neuenahr-Ahrweiler beliefert hat, möchte ich mich den Ausführungen von Kollege Axel Nacke anschließen. Ich verabreiche Chemotherapeutika im Rahmen urologischer Tumorerkrankungen in meiner Praxis. Bis heute habe ich alle frisch hergestellten Infusionslösungen hierzu von einem regionalen Apotheker bezogen, der die Zubereitungen in seiner Apotheke selbst herstellt. Sollten Ihre von mir behandelten Patienten hierüber beunruhigt sein, stehe ich natürlich für ein Gespräch zur Verfügung.“

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ordnete als Konsequenz aus dem Skandal, von dem 37 Praxen und Kliniken in sechs Bundesländern betroffen und den Krankenkassen ein Schaden von 56 Millionen Euro entstanden sein soll, einen Erlass an. Dieser ordnet die Schwerpunkte der Apothekenüberwachung mit zum Beispiel unangemeldeten Kontrollen oder Stichproben der Medikamente neu. „Wir haben den Erlass heute erhalten und prüfen zügig, ob dieser Weg auch für Rheinland-Pfalz gegangen werden sollte oder welche Alternativen es gibt“, so Schneider.

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