Kurpark in Bad Neuenahr Experten halten Anlagen für nicht sanierungsfähig

Bad Neuenahr · Ein Experten-Gutachten zeichnet ein verheerendes Bild vom Zustand der Kurparkliegenschaften in Bad Neuenahr. Eine Sanierung ist ausgeschlossen.

 Im Keller unter der Trinkhalle zeigten die Gutachter den Sanierungsbedarf auf. Insbesondere für die Statik wichtige Stahlelemente sowie Leitungen sind stark verrostet.

Im Keller unter der Trinkhalle zeigten die Gutachter den Sanierungsbedarf auf. Insbesondere für die Statik wichtige Stahlelemente sowie Leitungen sind stark verrostet.

Foto: Martin Gausmann

Der bauliche Zustand der Kurparkliegenschaften in Bad Neuenahr ist denkbar schlecht. Zu dieser Bewertung kommen Gutachter, die sich in den vergangenen Monaten mit den Gebäuden im und am Kurpark intensiv beschäftigt haben. "Die vorhandene Bausubstanz ist nicht sanierungsfähig", so das Fazit der Experten. Die Kosten für eine Sanierung seien "untragbar".

Für die Bürgerinitiative "Lebenswerte Stadt", die sich vehement für den Erhalt des Bauensembles, insbesondere der Konzerthalle, ausspricht, ist dies eine besonders bittere Nachricht. Am Montagabend wollte der Stadtrat beschließen, schnellstmögliche Sicherungsmaßnahmen durchzuführen, damit der Betrieb der Konzerthalle zumindest vorübergehend aufrechterhalten bleiben kann.

Die Stadtverwaltung hatte vor der Ratssitzung zu einem Ortstermin eingeladen. Ratsmitglieder und Bürger konnten sich so selbst ein Bild vom Zustand der Bauten machen. Rede und Antwort standen zudem die Gutachter Dirk Tuchlinski, ein staatlich anerkannter Sachverständiger für die Prüfung der Standsicherheit, sowie Karl-Uwe Voß von der Materialprüfungs- und Versuchsanstalt Neuwied. Damit sorgte Bürgermeister Guido Orthen schon im Vorfeld der Ratssitzung für ein Höchstmaß an Transparenz.

Wie mehrfach berichtet, gibt es Bestrebungen, den Bereich entlang der Kurgartenstraße städtebaulich neu zu ordnen und die dort gelegenen - eher zusammengestückelten - Baukörper durch Neubauten zu ersetzen. Den Gebäuden selbst kommt mit Ausnahme der drehbaren Konzertmuschel kein Denkmalschutzwert zu, befinden sich allerdings in der Denkmalzone "Kurgartenstraße Kurbezirk". Bauliche Veränderungen bedürfen deshalb einer Genehmigung durch die Denkmalschutzbehörden. Dabei muss der bauliche Zustand der vom Abriss oder von der Veränderung bedrohten Bauten gutachterlich untersucht werden, was nunmehr geschehen ist.

"Es wurde deutlich, dass der Bauzustand der Liegenschaften, wie auf Grund ihres Alters zu erwarten, zu wünschen übrig ließ, da die zu erwartende Lebensdauer der verarbeiteten Baustoffe überschritten ist", so die Stadtverwaltung gestern Abend. Die Gutachter indes wurden viel deutlicher: Sie sprachen von einem desaströsen Bild, von maroden Betonelementen, von großen sichtbaren sowie verdeckten Schäden und von verrostetem Stahl in den Fundamenten. Ihr vernichtendes Urteil: "Wir finden hier einen äußerst schlechten Zustand vor." Ernüchtern ist auch das Ergebnis eines Gutachtens zur Beurteilung der Denkmalwürdigkeit.

Gefertigt wurde es von Geerd Dahms, ebenfalls vereidigter Sachverständiger: Mit Ausnahme der drehbaren Konzertmuschel entspricht danach nichts an den Bauten mehr dem Originalzustand. "Fassadenelemente wurden geschlossen, Fenster, Türen, Dächer den aktuellen Erfordernissen mit mehr oder weniger fachgerechtem Aufwand angepasst. Epochentypische Ausstattungselemente wie Bodenbeläge, Beleuchtungskörper und anderes wurden ohne Rücksicht auf das historische Gesamtensemble entsprechend dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst oder - wie die historischen Trinkbrunnen - ersatzlos entfernt", so Dahms.

Besonders vom maroden Zustand betroffen seien die Fundamente. Es habe sich gezeigt, dass die statischen Systeme insbesondere der kleinen Konzerthalle seine Funktion nicht mehr erfülle. Massive Schädigungen lägen vor. Die Stadt hat bereits Notstützen einbauen lassen, um einen Weiterbetrieb der kleinen Konzerthalle kurzfristig zu sichern.

Die Konstruktion der großen Konzerthalle stelle sich bezüglich der Stützkonstruktionen zwar etwas besser dar. Sie sei aber nicht in der Lage, Windlasten aufzunehmen. Hier seien zusätzliche Sicherungsmaßnahmen unabdingbar. Das Fazit der Experten: "Es wird aufgrund der bereits von Beginn an schlechten Bauwerksqualität nicht möglich sein, das System dauerhaft statisch den geltenden Vorschriften anzupassen."

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