Klamauk auf hohem Niveau Köbes Underground brilliert in der Klosterruine Marienthal

MARIENTHAL · Es ist schon im siebten Jahr gute Tradition, dass das Festival Musik und Wein Ahrtal in der Klosterruine Marienthal von der Hausband der Kölner Stunksitzung, Köbes Underground, eröffnet wird.

 "Köbes Underground" in der Klosterruine Marienthal.

"Köbes Underground" in der Klosterruine Marienthal.

Foto: Martin Gausmann

Die Musiker von Köbes Underground wissen eine große Fangemeinde hinter sich -- und machen sich dennoch für die Zeit zwischen den insgesamt 50 Sitzungsabenden im alternativen Kölner Karneval rar. Außerhalb der fünften Jahreszeit stehen andere Projekte im Vordergrund. Kommt die Band dann doch einmal zusammen, sind auch die Fans präsent, in Marienthal ist das nun im dritten Jahr gleich an zwei Abenden so.

Dass die Initiative zu einem zweiten Konzertabend in der Ruine von der Band kam, betont Festival-Organisator Gregor Gäb nur zu gerne. Und auch, dass die Kölner nach dem ersten Auftritt nicht mehr nach Hause fahren, sondern sich eine kleine Auszeit im Ahrtal gönnen, freut das Team um Gäb und den Dernauer Paul Josten. Die beiden stehen hinter dem Festival und spannen an den fünf Festivaltagen und beim Auf- und Abbau neben bezahlten Technikern und Sicherheitskräften eine Menge Menschen aus dem Freundes- und Familienkreis ein. „Rund zwei Dutzend Helfer sind es Abend für Abend“, rechnete Paul Josten vor.

Zurück zum Festivalauftakt am Mittwoch und Donnerstag: Wer dabei sein wollte, musste früh Tickets erwerben. „Der erste Abend mit Köbes Underground war schon vor Weihnachten ausverkauft, der zweite dann im Januar“, verriet Josten. Wie viele Köbes-Fans an den beiden Abenden genau ihren Stehplatz in der alten Ruine eingenommen hatten, wurde dagegen nicht verraten. Auf alle Fälle war genügend Platz, um zwischen den Songs für den eigenen Verzehr mit Wein zu sorgen. Auf der Bühne zog die Band dann eine Show ab, die die Gäste im Nachhinein als den bisher besten Auftritt von Köbes Underground im Ahrtal bezeichneten.

Musikalische Klasse hinter dem Klamauk

Unterstützt von jeder Menge ausgeklügelter Musik- und Lichttechnik kam die elfköpfige Band mit ihren Top-Musikern noch besser zur Geltung. Ihr Repertoire: die Lieder aus der Stunksitzung, in der sie nicht nur das spießbürgerliche Leben, sondern auch den Kölner Karneval kräftig auf die Schippe nehmen. Dazu werden internationale Hits mit Stunk-Texten präsentiert. Und da bekommt so manch einer sein Fett weg, der es gar nicht vermutet. Noch ein Markenzeichen der Band sind die stetig wechselnden Verkleidungen. Zu jedem Lied gib es ein anderes Outfit, alleine drei Ständer mit Kostümen rollte die Produktion in die Klosterruine.

Frontmann Ekki Pieper und seine Kollegen starteten mit aktuellen Stunk-Hits. Da wurde mit der Howard-Carpendale-Melodie von „Ti amo“ die Geschichte vom Thermomix erzählt, den der Mann für sich entdeckte und darin die Wandfarbe anrührte. Da kam der Schellenkranz-Mann ebenso zur Geltung wie der Graskantenmäher. Aus Alexandra Stans Hit „Mr. Saxobeat“ wurde der Sachsenbeat und das Geheimnis hinter den ähnlich ausschauenden Pänz in der Siedlung wurde auch gelüftet: „Wir sind die Kinder vom Bofrost-Mann.“

Ekki Pieper berichtete von den Anfängen der Stunksitzung 1984, als der Kölner Karneval am Boden lag und dann mit den Jahren und der Verjüngung des Festkomitees eine Auferstehung feierte. Was heute noch fehlt: Ein türkischer Prinz, den aber stellte Köbes Underground in Person von Ozan Akhan. Der war als „voll krass Prinz“ schnell zum Publikumsliebling avanciert, schmiss eine Runde Raki, und möchte „zo Fooss noh Mekka john“.

Dann die Verwandlung: Plötzlich war Akhan der türkische Schützenkönig. Voll integriert. Und das Tambourcorps aus Heisterbacherrott spielte dazu aktuelle Beats. Kein Wunder, war doch der Discjockey aus dem Uckerather Schaukelkeller in deren Reihen. Das Publikum bog sich vor Lachen, tanzte, feierte und klatschte und forderte am Ende natürlich Zugaben. Und die gab es auch, vor allem auf die Ohren. Denn als Saxophonistin Tanja Svejnoha zu „Locomotive Breath“ ansetzte, zeigten Köbes Underground noch einmal deutlich die musikalische Klasse hinter ihrem Klamauk.

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