Edel Tropfen Garagenwinzer des Ahrtals präsentieren ihre Produkte

AHRWEILER · Zum vierten Mal präsentierten am Samstag die Ahrweiler Garagenwinzer ihre Produkte. In der ehemaligen Synagoge probierten sich dabei knapp 200 Gäste durch das Angebot von insgesamt 27 edlen weißen und roten Tropfen.

Hinter dem Begriff der Garagenwinzer, die sich in diesem Jahr auch als „Ahrtypen“ aufstellten, stecken ganz verschiedene Charaktere mit ebenso verschiedenen Zielen und Vorstellungen. Genauso verschieden ist auch das, was sie in die Flasche bringen.

In einer Garage produziert keiner von ihnen mehr seinen Wein. Für die einen ist es ein Hobby, für die anderen ein Nebenerwerb. Ausschließlich vom Wein leben möchte Stefan Kurth. Sein Bruder Reinhold hatte vor Jahren eine Präsentation der Kleinstwinzer und ihrer Produkte ins Leben gerufen und dabei für eine überfüllte Weinstube in Ahrweiler gesorgt. Damals entstand die Idee der Garagenwinzer-Präsentation.

„Was wir gemeinsam haben, ist die Liebe zum Wein und der Spaß, diesen selber herzustellen“, machte Stefan Kurth klar. Sein Betrieb ist in den vergangenen Jahren gewachsen, heute produziert er in Bad Neuenahr. Zwei Hektar Weinberge bewirtschaftet Kurth. Alleine – nur zu Spitzenzeiten der Lese, der Produktion oder der Abfüllung kommen Helfer aus dem Freundeskreis. Von denen hat der Bachemer allerdings eine ganze Menge. „Wenn wir das Helferfest Maateljass feiern, habe ich immer 50 bis 60 Einladungen auszusprechen“, macht Kurth deutlich, dass es bei der Größe alleine eben doch nicht geht. Am Samstag half ihm die ehemalige Ahrweinkönigin Theresa Ulrich, während sich vor dem Verkostungsstand Ahrweilers Burgundia Annika Schooß einen feurigen Rotwein ins Glas gießen ließ. 20 000 Flaschen wolle er in diesem Jahr verkaufen, so Kurths Ziel. Aus dem Garagenwinzer ist nach seinen Worten der „Doppelgaragen-Winzer“ geworden.

Neben dem Verkauf im Weingut und auf Messen, wie am Samstag, steht der Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes via Internet an. Und auch in manch einem Supermarkt stehen seine edlen Tropfen mit so ausgefallenen Namen wie „Pross Jupp“ oder „Stickihse“.

Ein ganz anderer Typ ist „der Doktor“. Michael Ahrend gibt sich ruhig, sachlich und zurückhaltend. „Der Trubel ist mir zuviel“ macht der hagere Mann deutlich, dass er sich in der Synagoge ausschließlich auf die Weinfreunde konzentrieren will. Bloß keinen Bekanntheitsgrad erlangen, scheint die ungewöhnliche Devise zu lauten. Seine Weine, vier an der Zahl, waren auch schon in Weinhandlungen präsent, sind es aber nicht mehr. „Ich bin ein reiner Privatier. Wer in meine Küche kommt, der kann meinen Wein probieren. Mehr nicht.“ Es ist also gar nicht so einfach, einen der Weine von Ahrend zu ergattern. Auch diese tragen fantasievolle Namen. „Lectin“ nennt sich der Cuvee aus Früh- und Spätburgunder, „Chaperone“ ein kräftiger Spätburgunder, „Rosa“ der Frühburgunder Rosé und „Sa-Biene“ der vollmundige Grauburgunder.

Die alte Synagoge füllte sich am Samstagnachmittag schnell. Zahlreiche Gäste waren schon in früheren Jahren da, viele zeigten sich auch nun wieder begeistert.

Dorothea und Manfred Urban waren eigens aus dem hessischen Friedberg wegen der Präsentation angereist. „Wir waren vor zwei Jahren hier in Urlaub und sind dabei auf die Garagenwinzer gestoßen. Das wollten wir noch einmal erleben.“ Die beiden bestellten kräftig zur Auffüllung des eigenen Weinkellers, vor allem der Spätburgunder hatte es ihnen angetan.

Den gab es auch am Stand von Bio-Winzer Michael Fiebrich. „Ich bin in Sachen Weinbau ein Quereinsteiger“, sagt der von sich. Seit zehn Jahren produziert er Wein aus 1,4 Hektar Weinbergen. Noch im Nebenerwerb. „Aber das Weingut wächst langsam.“

Irgendwann will Friebrich den Weinbau zu seinem Haupterwerb machen, noch verdient er sein Geld als Mitarbeiter eines Bio-Obsthofs. Riesling, Pinotin und ein Blanc de Noir ergänzen das Spätburgunder-Angebot des Bio-Winzers, der komplett darauf verzichtet, seine Produkte bewerten zu lassen. Im Aufbau befindet sich derweil sein Vertrieb. Dabei zeigt sich Fiebrich stolz, dass sein Wein auch in den Regalen zahlreicher Bioläden zu finden ist.

Vierter im Bunde der „Ahrtypen“ ist Heinz Peter Bier. Auch er produziert nicht in der Garage, sondern in einem kleinen Gewölbekeller in Walporzheim. Die zu bearbeitende Fläche liege unter einem Hektar, erzählte Bier. Folglich ist auch er Winzer im Nebenerwerb, der am Samstag immerhin sechs Rotweine und einen Weißherbst präsentierte.

Wer übers Jahr einige Flaschen seiner Spätburgunder oder Portugieser erwerben will, klingelt einfach an der Haustür. „Geöffnet ist, wenn jemand zu Hause ist“, so Bier zu seinen Geschäftszeiten.

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