Ortstermin am Ahrweiler Mühlenteich Am neuen Geländer scheiden sich die Geister

AHRWEILER · Es mag historisch gewachsen sein, vielleicht auch an der Stadtmauer liegen oder an dem scheinbar angeborenen Gefühl, dass alles, was aus dem Rathaus in Bad Neuenahr kommt, es mit Ahrweiler nicht unbedingt gut meint. Jüngstes Beispiel: die Bauarbeiten an der Ahrweiler Schützbahn und da besonders das neue Geländer am Mühlenteich.

 Auf der Baustelle: Jens Heckenbach vom Bauamt (3. von rechts) klärt über Ungereimtheiten beim strittigen neuen Geländer auf.

Auf der Baustelle: Jens Heckenbach vom Bauamt (3. von rechts) klärt über Ungereimtheiten beim strittigen neuen Geländer auf.

Foto: Günther Schmitt

"Geld ham'se keins, aber bauen tun se wie die Fürsten", schimpft ein Anlieger, holt den Zollstock raus und kennt keinerlei verbale Gnade mit dem frisch verzinkten Geländer, das zurzeit angebracht wird. "Da kann ich nicht drüber gucken", macht sich seine Nachbarin Luft, und der Pensionär von gegenüber plädiert schon dafür, die Baustellenabsperrungen in Barrikaden, auf die man dann natürlich gehen will, umzufunktionieren. Denn erstens werde sein Haus verschandelt und zweitens "geht das so nicht".

Ziemlich hitzig geht?s zu - vor dem Baustellentermin mit Planer, städtischem Bauamt und Baufirma. "Da hilft nur Sachlichkeit", sagt Bauingenieur Jens Heckenbach aus dem Rathaus beim Treffen mit den Bürgern und bringt ein Bild ins Spiel: "Die Suppe ist noch nicht gekocht. Lassen Sie uns doch erst mal bauen." Einwände kommen, dass es dann "vielleicht zu spät ist", um das "Riesenteil zu verhindern".

Zur Erklärung der Lage: Zwischen Obertor und Blankart-Scheune fließt der Mühlenteich seit Jahrhunderten offen durch die Stadt. Die Häuser sind über zwei private und zehn städtische Brückchen zu erreichen. Die Hälfte der Strecke ist Rad- und Fußweg, die andere wird von Autos befahren. Die Sanierung des Mühlenteichs kostet 430 000 Euro. Bund und Land beteiligen sich. Jetzt sind die Arbeiten am Weg und damit am Geländer angekommen. Und das ist eben höher als sein Vorgänger.

"Da gibt's keine Verhandlungsmasse. Der Gesetzgeber schreibt an Fuß- und Radwegen eine Höhe von 1,21 Metern vor, und wir können froh sein, dass die Novellierung noch nicht durch ist. Die fordert 1,40 Meter", erklären Heckenbach und Planer Hermann Terporten unisono den Anliegern beim Baustellentermin.

Um gleich die Gemüter etwas zu kühlen. Denn noch sind die Anker des Geländer auf dem blanken Unterbau. Und je nach Topographie kommen da bis zur endgültigen Straßenhöhe noch mindestens 25 Zentimeter drauf. Davon überzeugt Terporten dann die Anlieger per Zollstock.

"Trotzdem, das Ding ist hässlich", reißt die Kritik nicht ab. "Das kennen wir von der Landgrafenbrücke", sagt Heckenbach. "Das Geländer bleibt ja nicht so wie es ist, es wird in einem dunklen Grau gestrichen. Wir wollen eine einheitliche Optik für die ganze Schützbahn."

Und als Terporten zum Zollstock greift, um zu zeigen, dass auch zwischen künftigem Geländer und privatem Briefkasten noch Platz ist, legt sich der Groll so langsam. Brückenexperte Terporten kann die Anlieger aber verstehen: "Das alles täuscht ungemein. So etwas muss man fertig sehen. Denn sich das bildlich vorzustellen, was wir auf den Plänen haben, ist für viele sehr schwierig."

Und mit einem haben die Anlieger dann überhaupt nicht gerechnet. "Über die Gestaltung jeder einzelnen Brücke sprechen wir mit jedem einzelnen Anlieger", macht Heckenbach klar, dass die "Suppe noch auf dem kalten Herd steht". Auch nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird und dass Vorschriften bei Baumaßnahmen eben für alle Stadtteile gelten, ob sie im Osten liegen oder eine Stadtmauer haben.

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