Vom gekachelten Kasten zum neuen Treff

Sieben Jahre nach der Schließung des Hallenbades in Bad Honnef eröffnet am Samstag die "Rheinsubstanz"

Vom gekachelten Kasten zum neuen Treff
Foto: Frank Homann

Bad Honnef. "Hauch' einem gekachelten Schuhkarton Leben ein" - auf diesen kurzen Nenner bringt Planer Dirk Orthey die Aufgabenstellung im ehemaligen Hallenbad.

Gelungen ist deren Umsetzung allemal: Die Wandlung in einen Raum für Musik-, Kultur- und Tanzveranstaltungen ist abgeschlossen. Am Samstag, 6. Februar, wird die "Rheinsubstanz" eröffnet.

Bis Mai nachziehen werde das angegliederte Restaurant, und auch für die bahnseitig gelegene Bowling-Bahn stehe der Betreiber jetzt fest, berichtet Olaf Berg von der Berg GmbH. Ab August sollen auf den sechs Bahnen die Kugeln rollen.

Hinter den Investoren Berg und Uli Mader, die seit gut 15 Jahren auf dem Veranstaltungs-Sektor tätig sind und in Bonn das "Carpe Noctem" und die "Nachtschicht" betreiben, liegen lange Jahre Projektierung, Planung und Umbau - und nicht zuletzt ein Behörden-Marathon, den das Team "so nicht erwartet hat".

Und der die Investoren, denen nach dem Kauf ein Rückabwicklungsrecht zustand, zuweilen tatsächlich an den Rand der Aufgabe brachte. Nicht nur das langwierige Genehmigungsverfahren und Regelungen der Versammlungsstättenverordnung, die sich in Details wie einer hochmodernen, durch ein Wasserrevoir in einem früheren Becken gespeisten Sprinkleranlage niederschlägt, seien ursächlich dafür gewesen.

Berg nennt als Beispiel die Abstimmung mit der Bahn AG: "Der Bau eines Zaunes hat uns Monate gekostet", da es von heute auf morgen keinen Ansprechpartner mehr bei der Bahn gegeben habe. "Die Stelle war einfach abgeschafft worden", sagt Berg, noch heute fassungslos.

Nicht eben befördert worden sei das Projekt durch "anfangs fehlenden politischen Rückhalt", was sich in einer sehr knappen Rats-Entscheidung für das Projekt widergespiegelt habe und in "emotionalen, nicht immer sachbezogenen Diskussionen".

Berg: "Aber das hat sich zum Glück gewandelt, weil man erkannt hat, dass hier keine Großraumdisco entsteht, sondern ein Kulturzentrum für alle Generationen." Sein Fazit: "Wir sind froh, dass es jetzt endlich losgehen kann."

Die Weichen dafür sind gestellt, nicht alleine architektonisch mit Rundbögen, die die Statik des 70er-Jahre-Baus aufbrechen, einer geschwungenen Theke, der Lounge auf der Galerie sowie aufwändiger Licht- und Tontechnik.

Das Personal - im laufenden Betrieb werden es alleine im Veranstaltungsraum an die 20 Mitarbeiter sein - ist weitgehend rekrutiert. Und während Berg noch sein Konzept erörtert, führt sein Kollege Mader Feuerwehrleute durchs Gebäude: Alle Abnahmen seien gemacht, sagt Berg, nicht zuletzt in Punkto Sicherheit und Lärmschutz, der die Testate perfekt bestanden habe. Sogar an Kooperationen mit Taxi-Unternehmen hat das Team, das gerne eine nachts bessere Bahnanbindung sähe, gedacht.

Gestartet wird zunächst freitags und samstags. An Karneval gibt's dazu unter anderem "Ladys-Kracher" (Weiberfastnacht) und "Zurück in die Zukunft" mit Musik der 80er bis heute (Samstag, 13. Februar).

Denn: Die Rheinsubstanz hat auch und gerade die Mittdreißiger bis Mittvierziger im Blick. Kleinkunst- und Comedyabende, Lesungen, Konzerte "nicht nur mit Rock-Musik, sondern sehr gerne auch mit Klassik-, Schul-, Vereins- und Privatveranstaltungen seien angedacht und möglich. "Warum keine Hochzeitsfeier in der Rheinsubstanz?", so Berg.

Fest steht schon: Im März macht die WDR-Standup-Comedy "NightWash" an Honnefs neuem Veranstaltungsort Station."Wir wollen zunächst einen festen Kulturtag in der Woche etablieren", so Berg. Denkbar seien viele weitere. Ausgerichtet ist die Rheinsubstanz für Veranstaltungen von kleinen Bestuhlungen bis zu 500 im Tanzbetrieb. Und es wird noch weiter gewerkelt. So soll die schmucklose Fassade verkleidet werden.

Die Vorgeschichte2000 begann die Berg GmbH mit der Projektierung in Bad Honnef. Zunächst geplant war, die ehemalige Wäscherei Mesenholl zu einem Zentrum für Kunst und Kultur umzubauen; doch Ungewissheit über mögliche Altlasten, die Parkplatzfrage und Öffnung einer Abbiegespur der Schmelztalstraße blockierten das Projekt, das bis zur Bauvoranfrage gediehen war.
Bürgermeister a.D. Peter Brassel brachte das Hallenbad ins Gespräch. Das stark defizitäre Bad wurde Anfang 2003 geschlossen. Im September 2004 kauften Uli Mader und Olaf Berg die Immobilie für 360 000 Euro.Die Vorgeschichte 2006 gab, nach dem Bebauungsplanverfahren, der Stadtrat grünes Licht , 2007 kam die Baugenehmigung. Nach zehnjähriger Projektierung und Umsetzung wird die Rheinsubstanz am Samstag, 6. Februar, eröffnet. In Kürze folgen sollen das angeschlossene Restaurant sowie im August die Bowling-Bahn.

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