Explosion in Euskirchen Verletzte können Klinik verlassen

EUSKIRCHEN · Nach der schweren Explosion eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg in Euskirchen, bei der am Freitag ein 50-jähriger Baggerfahrer ums Leben gekommen ist, dauern die Ermittlungen der Polizei an.

Noch immer ist unklar, ob es sich bei dem Sprengkörper um eine Bombe oder eine Luftmine gehandelt hat. Relativ sicher sind sich die Ermittler mittlerweile, dass der Blindgänger zusammen mit Bauschutt auf das Gelände an der Alfred-Nobel-Straße angeliefert wurde und sich nicht dort im Erdreich befand.

"Es ist überaus wahrscheinlich, dass der Sprengkörper angeliefert wurde", sagt Norbert Hardt, Sprecher der Polizei Euskirchen. Demnach sei der Blindgänger aller Voraussicht nach in einem Betonblock versteckt gewesen. "Es war typisch in der Nachkriegszeit, die Blindgänger mit Beton zu übergießen, da man sie damals nicht abtransportieren konnte", erklärt Hardt. Sollte sich diese Annahme bestätigen, hätte der Baggerfahrer nach Aussage von Hardt keine Chance gehabt, den Sprengkörper zu entdecken.

Gegen 13.30 Uhr war der 50-Jährige am Freitag mit dem Greifarm des Baggers auf den Blindgänger gestoßen und hatte so die Explosion ausgelöst. Der Euskirchener kam ums Leben, 13 weitere Menschen wurden verletzt, zwei davon schwer. Durch die Druckwelle der Detonation entstanden in der Umgebung noch in rund 400 Metern Luftlinie erhebliche Schäden an Gebäuden und Autos, Fenster barsten und Dachstühle wurden beschädigt.

"Bei einem Haus an der Alfred-Nobel-Straße hatten wir die Befürchtung, dass der Dachstuhl so schwer beschädigt wurde, dass das Haus unbewohnbar ist", sagt Hardt. Nach weiteren Untersuchungen kam jedoch schnell die Entwarnung: "Alle Bürger konnten in ihrem Haus bleiben." Ob es sich bei dem Sprengkörper nun um eine Bombe oder eine Luftmine handelte, soll in den kommenden Tagen geklärt werden. "Sowohl am Bagger als auch in der Umgebung wurden Sprengstoffteile gefunden, die nun untersucht werden", sagt Hardt.

Euskirchens Bürgermeister Uwe Friedl hatte auf einer Skihütte in den österreichischen Alpen von dem Unglück erfahren. Er brach seinen Urlaub ab und machte sich am Sonntagmorgen selbst ein Bild von der Lage. "Auch wenn schon viele Aufräumarbeiten erfolgt sind, war ich tief bestürzt, als ich durch die Straße zur Unglücksstelle ging", sagt er. Seine Gedanken seien bei der Ehefrau und dem erwachsenen Sohn des Baggerfahrers.

"Er ging seiner Arbeit nach und hat sich nichts zu Schulden kommen lassen", betont der Bürgermeister. Auch erkundigte Friedl sich nach dem Zustand der 23 und 46 Jahre alten Mitarbeiter der Baufirma, die schwer verletzt worden waren: "Mir wurde von den Ärzten bestätigt, dass beide in Kürze das Krankenhaus verlassen können."

Keine Angaben kann der Bürgermeister bislang zur Schadenshöhe machen. "Viele Gebäude sind zerstört, der Schaden wird immens sein", sagt er und macht Betroffenen Hoffnung: "Nach meinen Informationen zahlt die Gebäudeversicherung die Schäden." Bis Sonntagmittag waren schon mehr als 250 Anrufe von betroffenen Bürgern eingegangen. Friedl verlangt nun eine gründliche Aufklärung der Vorkommnisse: "Wenn der Sprengkörper angeliefert wurde, wollen wir auch wissen, wo er herkam."

Polizeisprecher Hardt ist diesbezüglich jedoch skeptisch: "Über das vergangene Jahr wurde Bauschutt von über 100 Baustellen auf den Recyclinghof angeliefert. Da ist es unmöglich zu ermitteln, in welcher Ladung der Blindgänger lag." Gedanken müsse man sich aber um zukünftige Anlieferungen machen. Denn sollte sich bewahrheiten, dass der Sprengsatz angeliefert wurde, ist dieser per Lastwagen durch einige dichter besiedelte Umgebungen transportiert worden.

"Wenn ein solcher Sprengsatz mitten in der Stadt explodiert, wäre sicherlich mit weitaus höheren Schäden zu rechnen", sagt Bürgermeister Friedl. Deshalb müsse man nun sicherstellen, wie man eine solche Gefahr in Zukunft verringern könne. Keine Vorwürfe macht er dem Betreiber des Recyclinghofes: "Die dortige Bruch- und Sortieranlage ist seit 2000 bauordnungsrechtlich genehmigt, den Betreiber und die Mitarbeiter trifft keine Schuld."

Die Explosion im Video auf YouTube:

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