Verkehrsgutachten in neuer Version

Die Diskussion um die Südtangente ist wieder voll entbrannt. Grund sind die Ergebnisse und Empfehlungen einer Mobilitätsstudie für den südlichen Rhein-Sieg-Kreis und Bonn, die überraschend am Freitagnachmittag auf der Internetseite des Landesbetriebs Straßen NRW aufgetaucht war.

Rhein-Sieg-Kreis. Die Diskussion um die Südtangente ist wieder voll entbrannt. Grund sind die Ergebnisse und Empfehlungen einer Mobilitätsstudie für den südlichen Rhein-Sieg-Kreis und Bonn, die überraschend am Freitagnachmittag auf der Internetseite des Landesbetriebs Straßen NRW aufgetaucht war.

Noch seltsamer: Am Dienstag war auf eben dieser Seite eine aktualisierte Fassung eingestellt, mit Datum vom 8. August, während die ursprüngliche Version auf den 18. Oktober datiert war. Was dahinter steckt? "Die Studie ist rein redaktionell verbessert worden und jetzt exzellent zu lesen, für jeden Bürger nachvollziehbar", sagte Michael Heinze, im NRW-Verkehrsministerium zuständig für die Planung und den Bau von Bundesfernstraßen und Landesstraßen.

An der grundsätzlichen Ausrichtung hat sich nichts geändert. Die Gutachter sehen in der so genannten "Bündelung Siebengebirge" - der Verbindung der A 565 zur A 3 durch Ennert und Siebengebirge bis zu einer noch zu bauenden Anschlussstelle Dambroich/Birlinghoven an die A 3 - die stärkste Entlastungswirkung für die Region mit dem größten volkswirtschaftlichen Nutzen.

In dem Gutachten seien alle Experten zu Worte gekommen und jede Idee und Möglichkeit, die zu einer Verkehrsentlastung der Region führen könne, untersucht worden. "Jetzt ist die Region gefordert, sich eine Meinung zu bilden", sagte Heinze. Den Weg der Veröffentlichung bezeichnet er als üblich.

Info Lesen Sie hier die vollständige Mobilitätsstudie"Wir machen das wie bei allen Gutachten und geben sie, wenn sie fertiggestellt sind, an die weiter, die es bestellt haben." Alle beteiligten Experten seien über die Veröffentlichung informiert worden.

Ausgesuchte Teilnehmer bei den Expertengesprächen waren neben den Städten Königswinter, Sankt Augustin, Bad Honnef, Bonn, der Gemeinde Wachtberg und dem Rhein-Sieg-Kreis auch die Industrie- und Handelskammer, der Verkehrsverbund Rhein-Sieg, der BUND Rhein-Sieg, der Verein Lebenswerte Siebengebirgsregion, die Deutsche Bahn sowie der Verkehrsclub Deutschland.

Zusammenfassend sei zu verzeichnen, dass die manifestierten Positionen deutlich geworden seien, so die Gutachter. "Positiv ist jedoch eine erkennbare Bereitschaft, sich aktiv an der Suche nach Konsenslösungen zu beteiligen." So hofft Norbert Röttgen, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Rhein-Sieg-Kreis und Bundesumweltminister, dass das Verkehrsgutachten zu einem Umdenken bei den Kollegen von SPD und Grünen führt.

"Gemeinsam könnten wir dann einen neuen Anlauf für eine Realisierung der Siebengebirgs-Entlastung starten." Dass es in Sachen Südtangente zu einer gemeinsamen Position kommen wird, ist äußerst fraglich. Dass Handlungsbedarf besteht, bezweifelt aber kaum jemand. "Der Verkehr in der Region wird noch zunehmen", sagte CDU-Kreisfraktionsvorsitzender Dieter Heuel.

"Ich lade jetzt alle Beteiligten zu einer sachlichen Diskussion ein, auch Herrn Kelber." Schon jetzt rauschen täglich rund 100 000 Fahrzeuge über die Bonner Nordbrücke (A 565), das Nadelöhr im Großraum Bonn. "Deshalb muss die A 565 sechspurig ausgebaut werden", meint Werner Esser, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bonner Stadtrat.

Allerdings stellen die Gutachter fest, dass dadurch die Siebengebirgsregion nicht entlastet wird. Die Südtangente lehne die SPD aber ab. Dennoch: Die Staus sind alltäglich und der "motororisierte Individualverkehr" ist laut Gutachter auch künftig das dominierende Verkehrsmittel in der Region.

Aus dem Bundesverkehrswegeplan ist die Südtangente auf Betreiben von SPD und Grünen geflogen, obwohl als "vordringlicher Bedarf" eingestuft. Ob sie jemals wieder aufgenommen wird? Dazu müsste die Region einig sein, was sie bisher nicht ist.

Machen Sie mit!Schade, das Mobilitätsgutachten für die Region droht wieder eine vertane Chance zu sein. Geheimniskrämerei statt Transparenz, festgefahrene Ideologien statt gemeinsamer Lösungssuche.

Dabei sollte es helfen, den gordischen Knoten zu zerschlagen, in den sich die Politiker in Bonn und der Region seit Jahren unrettbar verwickelt haben. Keine Lösung bei der Verkehrsplanung, dafür immer mehr Staus.

Nicht umsonst gehört die Nordbrücke seit Wochen zu den Gassenhauern in den Verkehrsnachrichten. Und das ist erst der Anfang: Ab dem kommenden Jahr droht die Sanierung der Nordbrücke für vier Jahre die ganze Region lahm zu legen.

Diskutieren Sie mit GA-Redakteurin Sylvia Binner im Blog

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort