Sommeranfang und Temperaturen um die 30 Grad So gehen die Schulen in der Region mit der Hitze um

Region · Der Hochsommer ist da! 30 Grad und viel Sonne bestimmen in diesen Tagen das Wetter in der Region. Das bekommen auch die Schüler zu spüren. Doch gibt es für sie hitzefrei? So gehen die Schulen in der Region mit der Hitze um.

Schulen im Siebengebirge

Wenn er kommt, dann kommt er heftig: der Sommer. Nach einem kühlen Start in den Juni ächzt die Republik aktuell unter Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius. Arbeitnehmer, aber auch Schüler bekommen das zu spüren. Doch die Zeiten, da Schüler nach der dritten Schulstunde ins Freibad umsiedeln konnten, gehören vielerorts der Vergangenheit an. Hitzefrei bildet eher die Ausnahme als die Regel.

Freuen dürfen sich da die Kinder der Grundschule Sonnenhügel in Oberpleis: Für sie gab es am Dienstag um 11.20 Uhr Hitzefrei. Bereits am Montag hatte Rektorin Ingrid Kremer per Elternbrief informiert, dass die Kinder nach der vierten Stunde vom Unterricht befreit werden dürfen, falls in den Klassenräumen 27 Grad und mehr gemessen werden. Diese Regelung gilt bei Zustimmung der Eltern für alle noch kommenden heißen Tage. Die Offene Ganztagsschule (OGS) und die Bis-Mittag-Betreuung in der "Kulen Kiste" finden regulär statt. Auch bei den Hausaufgaben drückten die Lehrer angesichts der Hitze ein Auge zu.

"Auch wir passen uns natürlich den klimatischen Verhältnissen an, fahren das Programm runter", sagt Nicola Kiwitt, Leiterin der Grundschule Am Reichenberg in Bad Honnef. Allerdings: Von Hitzefrei wie in Oberpleis sieht man Am Reichenberg ab. Nicht zuletzt besuchten an die 80 Prozent der Schüler die OGS, so Kiwitt. Und Verlässlichkeit bei der Betreuung sei für die Eltern unumgänglich. "Nach der dritten Stunde alle Kinder nach Hause schicken, die Zeiten sind lange vorbei", so Kiwitt.

Kurzstunden statt hitzefrei

Weiterführende Schulen wie etwa die Jugenddorf-Christophorusschule (CJD) Königswinter greifen auf alternative Regelungen zurück, um den Pennälern den Tag zu erleichtern. Statt regulärer 60 Minuten dauert eine Unterrichtsstunde wegen der Hitze aktuell 45 Minuten. Zwischen den Stunden wird eine zehnminütige Pause eingelegt.

Kurzstunden gibt es derzeit auch am Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef. So falle kein Unterricht aus, das Programm werde aber zugleich zeitlich erträglicher gestaltet. Die Arbeitsgemeinschaften und auch die Betreuung im "Sibi plus" finden regulär statt. Kein Hitzefrei erteilt Schloss Hagerhof. Als Tagesschule mit gebundenem Ganztag brauche es Verlässlichkeit, hieß es. Zugleich achte man wie überall darauf, dass die Schüler genug tränken und passe das Programm dem Wetter an.

Laut Schulgesetz Nordrhein-Westfalen entscheidet bei großer Wärme in den Schulräumen der Schulleiter, ob Hitzefrei gegeben wird. Anhaltspunkt ist eine Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius. Bei weniger als 25 Grad Celsius ist Hitzefrei nicht zulässig. In der Sekundarstufe II gibt es kein Hitzefrei, so das Gesetz.

Schulen in Ahrweiler

Das waren noch Zeiten, als sich morgens in der großen Pause Trauben von Schülern am Nordfenster des Lehrerzimmers bildeten. Dort hing ein Thermometer. Wenn das Punkt zehn Uhr 24 Grad zeigte, dann gab es nach der vierten Stunde Hitzefrei. Da kamen schon mal Ideen auf wie „Streichholz dranhalten“ oder „heiß rubbeln“. Doch es blieb bei den schelmischen Gedanken. Alles wartete gespannt auf die Durchsage des Direx.

Das ist Geschichte. Ebenso die allgemeingültige 24-Grad-Hitzefrei-Reglung für die Schulen in Rheinland-Pfalz. Damit ist es seit dem 31. Dezember 1990 vorbei. Die neue Regelung im Schulgesetz lautet so: „Die Schulleiter entscheiden im Rahmen ihrer Verantwortlichkeit für die Durchführung der Erziehungs- und Unterrichtsarbeit der Schule in eigener Zuständigkeit, ob die klimatische Situation in der Schule, in einzelnen Klassen- und Fachräumen die Erteilung von Unterricht gestattet.“

Im Klartext heißt das: Die einen müssen bleiben, die anderen dürfen gehen. So hieß es zum Beispiel am Dienstagmorgen aus dem Ahrweiler Peter-Joerres-Gymnasium zu den für den Tag erwarteten 35 Grad: „Offiziell gibt es kein Hitzefrei. Über eine Verkürzung des Unterrichts wird in solchen Fällen am späten Vormittag entschieden.“

Anders läuft es am Gymnasium Calvarienberg. Die Schule hat einen Hitzeplan. Es gibt keinen Unterrichtsausfall durch hitzefrei, jedoch werden nach der vierten Stunde die Unterrichtseinheiten von 45 auf 30 Minuten verkürzt. Dann ist um 12.20 statt um 13.05 Schulschluss für alle.

Kein hitzefrei an den Berufsschulen

Davon können die Kinder in der Grundschule Sankt Martin in Ringen nur träumen. „Wir sind Ganztagsschule und können daher die Kinder nicht ohne Betreuung lassen. Wir haben da keine Wahl“, hieß es gestern von der Schulleitung. „Bis 15 Uhr muss die Betreuung der Kinder gewährleistet sein“, hieß es auch von der Grundschule Sankt Sebastianus in Bad Bodendorf. Im vergangenen Jahr sei es jedoch nach einer Klärung im Vorfeld mit den Eltern vereinzelt zu verkürzten Stunden gekommen. Für dieses Jahr bestünden aber noch keine entsprechenden Absprachen und Eltern-Informationen.

Das läuft in der Aloisius-Grundschule in Ahrweiler ganz anders. Dort hat die Schulleitung auf der Homepage ein Thermometer installiert, das von den Eltern den ganzen Morgen über beobachtet werden kann. Zeigt dieses um Punkt 12 Uhr 30 Grad an, dann ist um 12.20 Uhr Schulschluss. Die Schule legt aber Wert darauf, dass dann die Kinder von den Eltern abgeholt werden: „Kein Kind darf einfach so alleine nach Hause gehen.“

Ein Fremdwort ist Hitzefrei hingegen für die 2500 Azubis in den Berufsbildenden Schulen in Bad Neuenahr. Für sie ist Schulzeit reguläre Arbeitszeit, denn in den Betrieben gibt es auch kein Hitzefrei. Die Einzigen, die sich selbst Hitzefrei geben können, sind die Studenten am RheinAhrCampus in Remagen. Übrigens: Am Dienstag ist Sommeranfang. Da lohnt ein Besuch im Freibad – ob Hitzefrei oder eben nicht – auf jeden Fall. Denn es soll heiß bleiben.

Schulen im Vorgebirge

Hitzefrei ist der Traum aller Schüler bei diesen Temperaturen. Allerdings bedeutet das sommerliche Wetter nicht automatisch, dass Schwimmbad statt Unterricht angesagt ist. Wie Katja Eschmann von der Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises sagte, obliege den Schulen, ob es hitzefrei gibt oder nicht. Das regeln entsprechende Vorgaben des Landes. Völlig frei sind die Schulleitungen indes nicht.

Bis 11.30 Uhr sei der Unterricht verbindlich, sagte Elke Schweda, Leiterin der Katholischen Anna-Grundschule Alfter. Richtwert seien 27 Grad im Klassenraum. Aber auch dann könne man nicht einfach hitzefrei geben, so Schweda. Die Eltern würden einen Tag vorher informiert. Am Dienstag hatten Alfters Grundschüler jedenfalls Grund zur Freude. Wie Gemeindesprecherin Maryla Günther mitteilte, hatten sich die Grundschulen auf hitzefrei verständigt.

Trotz Wärme ausharren müssen derweil die Kinder an der Nikolaus-Schule in Waldorf. Da die Offene Ganztagsschule stattfinde, komme es sonst zu einer Ungleichbehandlung, sagte Schulleiterin Petra Domscheit. Insofern wäre hitzefrei nur noch mit Zustimmung sämtlicher Eltern möglich. Aber freuen können sich auch die Waldorfer Schüler: Es gibt für sie keine Hausaufgaben.

Zeiten der Schulbusse müssen beachtet werden

An der Heinrich-Böll-Sekundarschule in Merten gibt es am Mittwoch und Donnerstag hitzefrei - allerdings erst ab 13.15 Uhr. "Wir fangen das über Kurzstunden à 30 Minuten wieder auf", sagte der stellvertretende Schulleiter Christoph Kaletsch. Früher könne der Unterricht nicht enden, wegen der Fahrzeiten der Schulbusse.

Auch an der Bornheimer Europaschule spielen die Busse eine entscheidende Rolle. Die Fahrtzeiten könnten nicht kurzfristig angepasst werden, erklärte Schulleiter Christoph Becker. Für Donnerstag sei nun geplant, dass der Unterricht um 12.30 Uhr ende. "Besonders heiß ist es in der dritten Etage", so Becker. Deshalb zögen die Klassen von dort ab den Osterferien, wenn der Abiturjahrgang keinen Unterricht mehr hat, in die Kursräume der Jahrgangsstufe 13 in der Oase im Erdgeschoss.

Schulen in der Voreifel

Wenn das Thermometer schon am frühen Morgen an der 30-Grad-Grenze kratzt, wie es am Montag und am Dienstag der Fall war, fällt es vielen Schülern schwer, sich im Unterricht zu konzentrieren. Deshalb geben viele Schulen im Rhein-Sieg-Kreis ihren Schülern am Mittwoch und Donnerstag Hitzefrei.

Für die Heimerzheimer Grundschule hat Schulleiterin Hanne Kirleis entschieden, dass die knapp 300 Kinder nach der vierten Stunde frei bekommen. "Auch Abdunklungen helfen nicht, die Räume heizen sich auf", sagt sie. Die Eltern wurden zuvor schriftlich informiert. Die OGS-Kinder bleiben in der Betreuung.

Für Hitzefrei sieht man in der Odendorfer Grundschule hingegen noch keine Notwendigkeit. Es gebe genügend Schulräume im Schatten. Außerdem bestehe die Möglichkeit zu Spaziergängen in der schattigen Orbachaue. Da 120 von den 190 Kindern in der OGS-Betreuung sind, könnte sowieso nur 70 Kindern Hitzefrei gegeben werden.

Unterrichtsstunden werden gekürzt

Dirk Bahrouz, Leiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Meckenheim, überlegt, den Unterricht auf 30-minütige Schulstunden zu verkürzen. Es stünden genügend kühle Räume zur Verfügung. Klausuren und Klassenarbeiten würden auf die frühen Stunden verlegt.

An der Georg-von-Boeselager-Sekundarschule in Heimerzheim wird der Nachmittagsunterricht am Mittwoch und Donnerstag ausfallen. In den nach Süden ausgerichteten Klassen wurden mehr als 30 Grad gemessen.

In den Räumen im Neubau des Städtischen Gymnasiums in Rheinbach kletterte das Thermometer am Montagmorgen um 10 Uhr sogar auf 36 Grad. Schulleiter Stefan Schwarzer hat deshalb für Mittwoch und Donnerstag 30-minütige Kurzstunden angeordnet.

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