Laut Kreis bestand keine Gesundheitsgefahr Rheinland Raffinerie sucht die Brandursache

WESSELING · Schon wieder sorgt die Shell Rheinland Raffinerie mit einem Zwischenfall für Aufsehen. Erst vor vier Wochen wurde ein Gutachten zu Zwischenfällen bei Shell vorgestellt. Jetzt sucht das Unternehmen nach der genauen Brandursache. Für die Anwohner soll keine Gefahr bestanden haben.

Noch keine vier Wochen ist es her, dass ein Gutachterteam die Ergebnisse einer vom NRW-Umweltministerium angestoßenen Untersuchung zu der Häufung von Zwischenfällen zwischen 2012 und 2014 wie der Bildung eines unterirdischen "Kerosinsees" bei dem Unternehmen vorgestellt hat. Nun kam es am Sonntag erneut zu einer Produktionsstörung.

Weithin sichtbar war die dunkle Rauchwolke über dem Wesselinger Werksgelände. Um 14.20 Uhr war es wie berichtet in einem Ofen zu einem Brand gekommen, der zu einem umfangreichen Feuerwehreinsatz führte. Verletzt wurde niemand. Bis nach 21 Uhr waren laut Shell Kräfte der eigenen Werksfeuerwehr sowie der von Lyondell Basell im Löscheinsatz. Zusätzlich rückten Messzüge der Feuerwehren im Rhein-Erft-sowie im Rhein-Sieg-Kreis aus, um die Luft auf Gefahrenstoffe zu untersuchen. Erst am Abend konnten sie Entwarnung geben.

So lange waren die Bürger von Niederkassel und Bornheim via Sirenen sowie übers Radio aufgerufen, sich möglichst nicht im Freien aufzuhalten und Fenster und Türen zu schließen - und das am Muttertag bei schönstem Wetter. Um 20.15 Uhr gab die Feuerwehr im Rhein-Sieg-Kreis Entwarnung: Bei sämtlichen Messungen in Bornheim, Niederkassel sowie vorsorglich in Sankt Augustin seien keine gesundheitsgefährdenden Stoffe festgestellt worden, bestätigte Kreissprecherin Rita Lorenz gestern noch einmal.

[kein Linktext vorhanden]Für die entstandenen Geruchsbelästigungen entschuldigte sich Shell am Abend via Pressemitteilung. Wie Sprecher Constantin von Hoensbroech gestern auf Anfrage sagte, habe es circa 100 Anrufe am Bürgertelefon gegeben. Zur Kritik, dass dort zunächst nichts von der Warnung, Türen und Fenster geschlossen zu halten, gesagt worden sein soll, erklärte der Sprecher, dass das Unternehmen für die Alarmierung außerhalb des Werksgeländes nicht zuständig sei. Das sei hoheitliche Aufgabe der Behörden. Die Rheinland Raffinerie habe nun Untersuchungen zur Ermittlung der Brandursache eingeleitet. Dass eine Gasleitung geborsten sei, könne er weder bestätigen noch dementieren, so von Hoensbroech. Auch die Höhe des Schadens sei noch unklar. Die betroffene sogenannte Olefinanlage sei derzeit nicht in Betrieb. In deren Öfen wird laut dem Sprecher Öl erhitzt und im weiteren Verlauf zu Propylen und Ethylen verarbeitet. Dabei handelt es sich um Einsatzstoffe für die chemische Industrie, die zum Beispiel der Herstellung von Kunststoffen dienen.

[kein Linktext vorhanden]Für Aufsehen sorgt die Produktionsstörung vor allem auch deshalb, weil sich die Zwischenfälle in der Raffinerie zwischen 2012 und 2014 gehäuft haben. So wurden bei einer Verpuffung im Godorfer Werk zwei Arbeiter schwer verletzt und ein Toluol-Tank geriet in Brand. Durch ein Leck in einer unterirdischen Rohrleitung liefen im Februar 2012 rund eine Million Liter Kerosin aus. Dieser gravierende Umweltschaden, dessen Sanierung noch Jahre in Anspruch nehmen wird, hat der Raffinerie wie berichtet auch eine Buße von 1,8 Millionen Euro eingebracht, weil sie es laut Staatsanwaltschaft Köln unterlassen hat, die Rohrleitungen nach dem neuesten Stand der Technik zu überprüfen. Eine ganze Reihe von Mängeln im Sicherheitsmanagement hatten auch die Gutachter nach ihrer vom Umweltministerium angestoßenen, fast einjährigen Untersuchung dem Unternehmen bescheinigt und 63 Empfehlungen ausgesprochen. Sie lobten aber auch, dass angestoßene Aktionen wie die Überprüfung von Rohrleitungen "in die richtige Richtung" gingen.

"Ich bin überzeugt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Häufung von Ereignissen deutlich niedriger ist", hatte der Leiter des Gutachterteams Christian Jochum Mitte April gesagt. Er stellte aber auch klar, dass es trotz gründlicher Sicherheitsmaßnahmen in der Branche nicht auszuschließen sei, dass es wieder zu Ereignissen komme. Zumindest in diesem Punkt hat er also bereits recht behalten.

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