Immer wieder Pannen beim Zentralabitur

Rund 2 500 Schüler im Rhein-Sieg-Kreis stellen sich derzeit den Aufgaben des Zentralabiturs. Vier von ihnen sprechen über die Aufgaben, die sie zu bewältigen hatten.

Immer wieder Pannen beim Zentralabitur
Foto: dpa

Dabei geht es in erster Linie um die bessere Vergleichbarkeit und höhere Transparenz der Abiturleistungen - langfristig aber auch um eine Steigerung des Notendurchschnitts. Ein Ziel, dem NRW sich langsam anzunähern scheint: "Die Noten sind minimal besser geworden", sagt Barbara Löcherbach, Sprecherin des NRW-Schulministeriums.

Gleichwohl sind die zentral gestellten Prüfungsaufgaben auch im fünften Jahr nach ihrer Einführung unter Eltern, Schülern und auch Lehrern nicht unumstritten. Von Normalität keine Spur. Eine Ursache könnte in der scheinbar nicht enden wollende Serie von Pannen liegen.

Aktuell betraf es die Klausuren für den Mathematik-Grundkurs, die gleich zwei Mal durch Fehler in die Schlagzeilen gerieten. Wegen einer irreführenden, aber - so das NRW-Schulministerium - fachlich korrekten Aufgabenstellung durfte, wer wollte, seine Klausur am vergangenen Donnerstag noch einmal schreiben. Just in diese Aufgaben hatte sich eine falsche Zahl geschlichen, die ein Lehrer rechtzeitig entdeckt und so Schlimmeres verhindert hat. Schulministerin Sylvia Löhrmann zeigte sich verärgert: "Ein saudummer Fehler."

Nicht der einzige, der in der Vergangenheit die Gemüter erhitzte. Eine unkorrekt wiedergegebene Zeile aus einem Barockgedicht im Fach Deutsch - entdeckt von einem Lehrer der Troisdorfer Gesamtschule - brachte den Stein schon im ersten Jahr ins Rollen. Es folgten der "Oktaeder des Grauens", eine nahezu unlösbare Matheaufgabe, und die Aufgabe zu Freiwürfen des Basketballers Dirk Nowitzki, an der die Matheschüler reihenweise scheiterten.

Meinungen##ULIST##

Christina Gies (18), Jugenddorf-Christophorusschule, Königswinter, LK Biologie Aufgaben: Veränderbarkeit oder Nicht-Veränderbarkeit der Blütenfarbe bei Petunien; Lebensräume und Brutverhalten von Bienenwolf und Goldwespe. Die Aufgaben waren absolut machbar. Sie entsprachen in Umfang und Art unserer Vorbereitung. Trotzdem hätte ich mir schönere Fragen gewünscht, die sich nicht ausgerechnet mit Petunien und Insekten, sondern etwa mit Säugetieren beschäftigt hätten und auch vielfältiger gewesen wären. Wir sind es gewohnt, dass im Fach Biologie die Beschreibung immer viel Raum einnimmt, man muss halt jede Menge schreiben. Hier schien es extrem viel. Auch hätte ich es besser gefunden, wenn mehr Basiswissen abgefragt worden wäre. Zu schaffen war die Klausur. Dennoch bin ich froh, dass ich sie hinter mir habe.

  • Naomi Haubrich (20), Gymnasium Alleestraße, Siegburg, LK Mathematik. Aufgaben: Je eine Aufgabe aus den Bereichen Analysis, Vektorrechnung und Matrizen. Die Klausur war im Grunde kein Problem. Wir sind in der Schule sehr gut auf die Aufgaben vorbereitet worden. Das letzte halbe Jahr haben wir noch einmal alles wiederholt. Und zu Hause habe ich die Abiaufgaben aus den vergangenen Jahren gerechnet. Das hat sich in der Prüfung ausgezahlt. Ich habe ein gutes Gefühl, bis auf eine Ausnahme vielleicht. Die Abbildungen (Matrix) habe ich beim Lernen vernachlässigt. Daher ist die Aufgabe nicht ganz so gut gelaufen. Generell bin ich froh, dass ich Mathe als Leistungskurs hatte. Das liegt mir einfach. Jetzt geht es erst einmal für ein Jahr als Au-pair in die USA. Danach möchte ich Kommunikationsmanagement studieren.
  • Robin Mohrmann (19), Pallotti-Kolleg, Rheinbach, LK Deutsch.Aufgabe: Analyse "Woyzeck" von Georg Büchner.

Wir mussten die Figur Marie analysieren. Marie ist die Geliebte des Soldaten Woyzeck, die ihn mit einem in der Ständegesellschaft höherstehenden Tambourmajor betrügt und von Woyzeck erstochen wird. In der zweiten Aufgabe ging es um die These, dass Marie ein Recht auf Anhörung habe. Wir sollten sie bestätigen oder widerlegen. Ich habe versucht darzulegen, dass Büchners Anklage, die Gesellschaft treffe eine Mitschuld am Tod Maries, zutrifft. Insgesamt habe ich in vier Stunden acht DIN-A-4-Seiten geschrieben. Danach war ich geschlaucht. Ich glaube, ich habe den Kern der Aufgabe erfasst und hoffe, dass ich meine Vornote, eine "Zwei minus", bestätigen kann. Ich möchte Publizistik studieren.

  • Tim Kasper (19), Schloss Hagerhof (Internat), Köln, LK Sport.Aufgabe: Die Rolle des Aufwärmens beim Sport.

Ich musste erklären, wie Körper und Stoffwechsel auf das Aufwärmen reagieren. Über das langsame Anfangsprogramm und das spezifische Aufwärmen bis zum maximalen Leistungsniveau für den anschließenden Wettkampf. Dabei hat mit meine Erfahrung als Spieler der Dragons Rhöndorf sehr geholfen. Die Dinge, die ich nicht im Kopf hatte, konnte ich mir durch die Praxis erschließen. Ich bin ja auch im Jahr 2009 zum Hagerhof gewechselt und habe dort den Sport-LK gewählt, weil das viel mit meiner Freizeitbeschäftigung zu tun hatte. Zum Wintersemester werde ich versuchen, an einem College in den USA zu studieren. Meine Chancen, dort ein Stipendium zu bekommen, stehen wegen des Basketballs nicht schlecht.

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