Als Zivi zu den Straßenkindern nach Bolivien

Thomasberger Marco Just geht ab September für elf Monate in das südamerikanische Land - Den Kontakt hat der Abiturient der Jugenddorf-Christophorusschule über Austauschschüler geknüpft

  Bolivien vor Augen:  Der Thomasberger Marco Just macht sich schon mal mit seinem Reiseziel vertraut.

Bolivien vor Augen: Der Thomasberger Marco Just macht sich schon mal mit seinem Reiseziel vertraut.

Foto: Frank Homann

Königswinter. Marco Just aus Thomasberg wird in Kürze seinen Zivildienst antreten. Dies ist an sich nichts Besonderes, geht es derzeit doch vielen Abiturienten so wie dem 19-Jährigen. Doch Marco wird seine Zeit nicht in einer der üblichen Zivildienststellen wie Altenheimen oder mobilen Pflegediensten leisten. Marco Just fliegt am 12. September für elf Monate nach Bolivien, das als ärmstes Land Lateinamerikas gilt, um in Santa Cruz mit Straßenkindern zu arbeiten.

"Ich habe mich gefragt, ob ein gewöhnlicher Zivi-Job auf Dauer nicht zu monoton für mich ist. Dass ich auf diese Weise einen Auslandsaufenthalt mit einer solch nützlichen Arbeit verbinden kann, ist die optimale Lösung für mich", erklärt der junge Mann seine Entscheidung. Noch weiß er nicht genau, was in Bolivien auf ihn zukommt. "Das Projekt 'Casa de Acogida Mano Amiga/Hogar Don Bosco' hat sich zur Aufgabe gemacht, Kindern von der Straße ein Dach über dem Kopf zu bieten", berichtet der 19-Jährige.

Ob er jedoch in der zu dem Projekt gehörenden Einrichtung "Techo Pinardi", die Kindern, die tagsüber auf der Straße leben, eine Übernachtungsmöglichkeit bietet, in einer Tageseinrichtung oder als Streetworker arbeiten wird, ist noch ungewiss. Dies wird er erst vor Ort erfahren.

"Es war mir wichtig, dass ich Kontakt zu den Menschen habe", erzählt Marco weiter, der sich trotz seines Engagements auch der Risiken der Aktion bewusst ist. Die Arbeit mit verarmten und oftmals drogenabhängigen Kindern schreckt ihn aber nicht ab: "Wir leben hier in einer heilen Welt, und ich denke, es ist wichtig zu sehen, wie das Leben auch sein kann. Nach solchen Erfahrungen weiß man das Ganze hier in Deutschland auch mehr zu schätzen", ist sich Marco Just sicher.

Auch seine Eltern unterstützen ihn trotz anfänglicher Sorgen. "Sie stehen mir zur Seite, weil sie sehen, dass es genau das ist, was ich machen möchte." Erste Kontakte zu Südamerika knüpfte der Thomasberger über bolivianische Austauschschüler, die die Jugenddorf-Christophorusschule in Königswinter besuchten, an der Marco dieses Jahr erfolgreich sein Abitur machte. "Die Austauschschüler gehörten zur Oberschicht in Santa Cruz. Wenn ich sie dort besuche, werde ich also die krassen Gegensätze zwischen den reicheren und den ärmsten Menschen in Santa Cruz erleben", sagt er.

Als er vom Bundesamt für Zivildienst eine Liste mit möglichen Institutionen im Ausland erhielt, entschied er sich schnell für die Stelle in Bolivien, obwohl auch Ghana, Kolumbien und England mögliche Ziele waren, die er in Erwägung zog. Weil Marco, der mit seinen Eltern im Alter von vier Jahren ins Siebengebirge gezogen ist, in Valencia geboren ist und einen spanischen Vater hat, spricht er fließend spanisch. Er hofft aber trotzdem, seine Sprachkenntnisse durch den elfmonatigen Aufenthalt weiter ausbauen zu können.

Trotz aller Zuversicht, die den 19-Jährigen, der leidenschaftlich gerne Schlagzeug spielt, auszeichnet, steht Marco vor dem Problem der Finanzierung seines Aufenthaltes. Das Bundesamt für Zivildienst erkennt seine Arbeit zwar als Ersatz für den Zivildienst an, zahlt aber keinen Sold. In Bolivien, wo er im so genannten "Haus der Freiwilligen", also einer Art WG für ehrenamtliche Helfer aus aller Welt leben wird, muss er für Unterkunft und Verpflegung zwar nicht zahlen, doch die restlichen Kosten sind beachtlich.

"Allein für Flug, Versicherung und die notwendigen Impfungen muss ich rund 2 000 Euro aufbringen", erzählt der Abiturient, der aus diesem Grund versucht, einen Spendenkreis von Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern aufzubauen. Informationen über das Projekt können im Internet unter folgender Adresse abgerufen werden: www.manoamiga.org. Marco Just selbst kann über die E-Mail-Adresse marco_zivi@gmx.net kontaktiert werden und gibt gern Auskünfte über sein Engagement, das ihn im September nach Bolivien führen wird.

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