Petersplatz in Rom Franziskus fordert Frieden und geißelt Profitgier

Rom/Jerusalem/Berlin · Papst Franziskus hat in seiner Osterbotschaft das Blutvergießen in Kriegs- und Konfliktgebieten wie Syrien, Mali oder dem Nahen Osten angeprangert und eine Abkehr von Eigennutz und Gier gefordert.

 Papst Franziskus bei seiner ersten Ostermesse im Petersdom. Foto: Ettore Ferrari

Papst Franziskus bei seiner ersten Ostermesse im Petersdom. Foto: Ettore Ferrari

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Die Welt sei verwundet von Egoismus und Gier nach schnellem Profit, die den Frieden, das menschliche Leben und die Familie bedrohten, sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Sonntag vor geschätzt 250 000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. Franziskus verlangte Weltfrieden und einen neuen Geist der Versöhnung und der Harmonie mit der Schöpfung. Ausdrücklich geißelte er auch den Konflikt auf der koreanischen Halbinsel, wo Nordkorea mit Kriegsrhetorik die Welt herausfordert.

Anschließend erteilte der Argentinier den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" - der Stadt und dem Erdkreis. Der Zeremonie wohnten neben den Menschen auf dem Petersplatz Millionen TV-Zuschauer bei. Erneut setzte Franziskus, der erst vor gut zwei Wochen gewählt wurde, neue Akzente: Er verzichtete auf die üblichen kurzen Ostergrüße an die Gläubigen in Dutzenden Sprachen und wünschte der Menge ein fröhliches Osterfest nur in Italienisch.

Deutschlands Bischöfe wandten sich in ihren Osterpredigten gegen Resignation und warben vor dem Hintergrund der Euro-Krise für einen neuen Blick auf das menschliche Dasein. Viele Menschen sähen die Welt "düsterer als sie ist", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, im Freiburger Münster. Der Blick der Öffentlichkeit fokussiere sich nicht auf Erreichtes und Gelungenes, sondern auf Misserfolg und Katastrophen, beklagte er.

Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl warnte mit Blick auf die Finanzkrise in Europa vor Resignation und forderte eine Wiederbelebung des europäischen Gedankens. "Es wird nicht gut, wenn die Europäische Union zu einer Versammlung der Enttäuschten verkommt, in der man sich misstrauisch vorrechnet, was wer wem schuldet." Hannovers Landesbischof Ralf Meister forderte die Menschen zu mehr Mitgefühl auf. "Wir müssen das Brot, das wir essen, teilen." Zollitsch und Berlins Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki setzten sich in Zeitungsinterviews dafür ein, vermögende Menschen stärker zur Finanzierung gesellschaftlicher Aufgaben heranzuziehen.

Die Kirchenoberhäupter Jerusalems riefen in ihrer Osterbotschaft zu Frieden unter den Nationen auf. "Betet vor allem mit uns für die Situation in Syrien, im Libanon, in Palästina und Israel, in Ägypten, im Irak und überall, wo es politische Unruhen gibt", hieß es. Tausende Christen aus aller Welt feierten im Heiligen Land Ostern. In der Grabeskirche in Jerusalem leitete der lateinische Patriarch Fuad Twal das Gebet und die anschließende Prozession. Die Kirche, die heiligste Stätte der Christen, steht laut Überlieferung am Ort der Kreuzigung und Wiederauferstehung von Jesus Christus.

Einen Kontrapunkt setzte der bekannteste serbisch-orthodoxe Bischof Amfilohije, der EU und NATO scharf angriff. "Europa hat durch die Bombardierung Serbiens 1999 wieder mal seinen Eroberungstrieb gezeigt wie wir ihn von den Kreuzzügen und den habsburgischen und faschistischen Märschen kennen", sagte der Mitropolit nach Darstellung Belgrader Zeitungen vom Sonntag am Osterwochenende. Zuvor hatte er Gott angerufen, damit die NATO aufgelöst wird.

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