Technologie wird gefördert Staat will mehr Künstliche Intelligenz in Deutschland

Berlin/Düsseldorf · Bundesregierung plant Strategie für den Ausbau der Technik: Die Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) werden in Zukunft über den Erfolg ganzer Volkswirtschaften mitentscheiden.

Technik könnte dem Menschen in Zukunft in immer mehr Bereichen ebenbürtig sein. Die Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) werden in Zukunft über den Erfolg ganzer Volkswirtschaften mitentscheiden. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung PwC könnte allein das deutsche Bruttoinlandsprodukt bis 2030 um rund elf Prozent oder 430 Milliarden Euro wachsen. China und die USA dürften allerdings laut den Autoren der Studie noch stärker von KI profitieren.

Die beiden Großmächte treiben den Ausbau massiv voran. Die chinesische Regierung hat angekündigt, in den nächsten Jahren einen dreistelligen Milliardenbetrag in den Ausbau von KI investieren zu wollen. In den USA verfügen Internetgiganten wie Google, Facebook und Co. ebenfalls über Milliardensummen, um die eigene KI-Forschung voranzutreiben. Angesichts der grob geschätzten 150 bis 300 Millionen Euro, die Deutschland pro Jahr in diesen Bereich pumpt, handelt es sich um ein extrem ungleiches Rennen.

Dennoch will die Bundesregierung, insbesondere in einer Partnerschaft mit Frankreich, im Wettbewerb um die besten KI-Experten nicht hinten anstehen. Aus Regierungskreisen hieß es, man plane eine Strategie für den Ausbau Künstlicher Intelligenz in Deutschland, speziell in deutschen Unternehmen aus dem Mittelstand. Noch vor der parlamentarischen Sommerpause sollen Eckpunkte dieser Strategie stehen, final werde sie im Herbst vorliegen.

In Düsseldorf und Berlin im Fokus

Ein Baustein soll dabei offenbar ein gemeinsam mit Frankreich auf den Weg gebrachtes Forschungszentrum für KI sein. Laut „Handelsblatt“ solle das Projekt eine Qualität wie einst die gemeinsame Gründung des Flugzeugbauers Airbus haben. Süddeutsche Bundesländer buhlen bereits um dessen Sitz – und stimmen sich in Gesprächen über eine gemeinsame Initiative ab. Im Digitalausschuss des NRW-Landtags wehrte sich Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Donnerstag vehement gegen den Vorwurf, man habe sich bislang nicht bemüht. „Sie glauben doch nicht, dass eine Bundesbildungsministerin aus NRW bei einem solchen Projekt unser Bundesland nicht berücksichtigt“, sagte Pinkwart und bezog sich dabei auf die aus dem Münsterland stammende Anja Karliczek (CDU): „Es wäre komisch, wenn Deutschland und Frankreich ein Paket schnüren und NRW nicht dabei wäre.

Das ginge nur, wenn man vorhandene Kompetenz missachtet – und das will ich der Bundesregierung nicht unterstellen.“ Der Minister verwies allerdings auch darauf, dass die Ansiedlung vor allem dort Sinn ergebe, wo es bereits vorhandene Strukturen gibt. Was Pinkwart meint: Im Saarland und in Rheinland-Pfalz gibt es beispielsweise mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz echte Schwergewichte. NRW ist aus seiner Sicht zwar auch gut aufgestellt, der Minister räumte ein: „Das ist ein typisches NRW-Problem: Wir haben nicht nur München oder Berlin, sondern viele Standorte, die viel können.“

Das Thema steht in Düsseldorf und Berlin gleichermaßen im Fokus. Der NRW-Digitalausschuss will daher demnächst Experten anhören, so wie es jüngst auch Angela Merkel getan hat.Um ein besseres Gespür für die Bedürfnisse, Vorstellungen und Ideen der KI-Entwickler zu bekommen, hatte die Bundeskanzlerin jüngst rund 40 Experten ins Kanzleramt eingeladen. Mit dabei waren auch die fachlich betroffenen Minister, etwa Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Erste Erkenntnisse: Noch steckt die KI in den Kinderschuhen, obwohl es bereits in einigen Branchen bemerkenswerte Anwendungserfolge gibt. Bei der Analyse von Röntgenaufnahmen und der Diagnose bestimmter Krankheitsbilder etwa sind manche Computer heute ähnlich treffsicher wie ausgebildete Radiologen. Doch es gibt noch viel Luft nach oben. Vor allem der gesamte Gesundheitssektor bietet enormes Potenzial, ist man sich in der Regierung sicher.

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