Managergehälter Post-Vorstand am weitesten vom Durchschnittsgehalt entfernt

FRANKFURT · Post-Chef Frank Appel verdient im Jahr 9,9 Millionen Euro. Der SAP-Chef McDermott führt Gehaltsliste der Dax-Konzerne mit 15,3 Millionen Euro an.

Vorstandsvorsitzende großer Börsengesellschaften haben voriges Jahr bis zum 233-Fachen ihrer Mitarbeiter verdient. Das war bei Post-Chef Frank Appel der Fall, ähnlich bei Bernd Scheifele von Heidelberger Cement. Er kam auf das 226-Fache des durchschnittlichen Personalaufwandes pro Mitarbeiter. Grund ist natürlich ein anständiges Vorstandsgehalt, im Falle Appels von 9,9 Millionen Euro. Aber vor allem ein niedriges Durchschnittsgehalt im Konzern. Bei der Post liegt es bei gut 40.000 Euro. Bei SAP dagegen treiben die meist höher qualifizierten Mitarbeiter das Durchschnittsgehalt auf rund 130.000 Euro. Dadurch kam der Chef Bill McDermott „nur“ auf das 126-Fache des im Konzern gültigen Durchschnittsverdienstes.

Dabei führt McDermott die Gehaltsliste an. Es sind nicht mehr die Banken, die die höchsten Vorstandsgehälter zahlen. Auch die Chefs der Autoindustrie, namentlich Daimler-Vorstand Dieter Zetsche, wurden im vergangenen Jahr überholt. McDermott wurde mit 15,3 Millionen Euro entlohnt, Zetsche kam auf 13,8 Millionen Euro. Deutsche-Bank-Chef John Cryan fand 4,7 Millionen Euro auf dem Gehaltskonto wieder. Die „ärmsten“ Vorstandschefs waren Carsten Spohr von der Lufthansa mit 3,15 Millionen Euro Jahresgehalt und Reinhard Ploss von Infineon mit 2,84 Millionen Euro. Im Schnitt lagen die Jahresgehälter der 30 Chefs der größten börsennotierten Unternehmen bei 7,1 Millionen Euro, rund 14 Prozent höher als im Vorjahr. Damit schloss sich die Schere zwischen Unternehmenserfolg und Chefgehalt wieder etwas. In den vorangegangenen Jahren war der Überschuss stärker als das Vorstandsgehalt gestiegen. Das wollten die Geschäftsleiter offenbar nicht länger mit ansehen.

Die Zahlen stellte am Donnerstag die Unternehmensberatung hkp-group vor. Sie sind höher als andere Gehaltszahlen der jüngsten Zeit. Denn sie enthalten neben anderen Zuwendungen auch die Pensionszusagen. Die können einen erklecklichen Anteil ausmachen. Bei Heinrich Hiesinger etwa, dem Chef von ThyssenKrupp, waren in 7,2 Millionen Euro Gesamtvergütung knapp 1,8 Millionen Euro „Versorgungsaufwand“ enthalten.

Die 30 größten Börsengesellschaften, deren Aktien im Deutschen Aktienindex (DAX) notiert werden, zeigen mittlerweile offen, wie sie ihre Vorstandsetage bezahlen. „Eine Stufe darunter“, also schon bei den mittelgroßen Unternehmen im M-Dax, „reduziert sich das deutlich“, sagte hkp-Partner Michael Kramarsch. Er warnte davor, die Entscheidung über die Managergehälter aus dem Aufsichtsrat in die Hautversammlung, also zu den Eigentümern, zu verlagern. Dann würde, sagte er zugespitzt, nicht mehr ein mitbestimmter deutscher Aufsichtsrat über die Vorstandsvergütung entscheiden, „sondern ein Hedgefondsmanager auf den Cayman-Islands“.

„Tatsache ist, dass in Europa Aktien im Durchschnitt acht Monate gehalten werden“, sagte er. Und sie würden gehalten von Vermögensverwaltern, Hedgefonds und anderen Kapitalsammelstellen, „nicht von dem Idealbild des am Unternehmenserfolg interessierten Eigentümers“, sagte Kramarsch.

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