Spielekonsole Switch Nintendo spielt wieder mit

Tokio · Endlich wieder erfolgreich sein: Mit seiner neuen Spielekonsole Switch will der Traditionskonzern Nintendo zu den Konkurrenten Sony und Microsoft aufschließen. Dafür macht die Spielefirma das Gerät zum mobilen Alleskönner, mit dem sich sowohl unterwegs als auch Zuhause spielen lässt.

Nintendo gilt als Traumfabrik für Videospieler. Generationen von Spielern verbinden das Unternehmen aus Japan mit Kindheitserinnerungen an digitale Helden wie Super Mario, Zelda, Link, Yoshi und Donkey Kong, die es allesamt zu Weltruhm gebracht haben.

Sie sprangen, hüpften und kämpften auf so legendären Spielegeräten wie dem Gameboy, dem Super NES und dem N64 über die Bildschirme. Zuletzt lief es allerdings gar nicht gut für Nintendo, seine Spielekonsole Wii U wurde zum Ladenhüter. Manch Wirtschaftsfachmann beschwor gar das baldige Ende der Traditionsfirma.

Nun geht Nintendo nach jahrelanger Durststrecke in die Offensive. Am Freitag stellte der Konzern sein Universalgerät vor: Mit der Nintendo Switch kann man unterwegs spielen, sie aber auch an den Fernseher anschließen. Ein portables Modul mit einem 6,2 Zoll (15,7 cm) großen Multitouch-Display macht das möglich. Die Spiele für die Switch sollen ohne regionale Einschränkungen weltweit nutzbar sein. Für gemeinsames Spielen über das Internet wird wie bei der Konkurrenz ein kostenpflichtiges Abo notwendig.

Switch-Konsole ist der große Hoffnungsträger

Die Switch-Konsole ist der große Hoffnungsträger für Nintendo, nachdem das vorherige Modell Wii U sich schlecht verkauft und für hohe Verluste gesorgt hatte. Der traditionsreichen Spielefirma macht auch die Konkurrenz günstiger bis kostenloser Spiele für Smartphones und Tablets zu schaffen. Vor kurzem brachte Nintendo mit Super Mario Go erstmals eine seiner beliebten Spielefiguren in ein Smartphone-Spiel ein.

Die Konsole kommt am 3. März auf den Markt, in Deutschland kann sie für 329 Euro vorbestellt werden. Der Preis erschien Börsianern angesichts der scharfen Konkurrenz als zu hoch. Sonys Playstation 4 und Microsofts Xbox One sind schon für unter 300 Euro zu haben. Die Aktie des Unternehmens verlor in einer ersten Reaktion 5,75 Prozent. Allerdings war das Gerät für Vorbesteller bei Amazon bereits nach einer Stunde vergriffen.

Technisch ist das Gerät nicht so leistungsfähig wie aktuelle und kommende Gegenstücke der Mitbewerber. Allerdings geht Nintendo mit seiner multifunktionalen Konsole auch neue Wege und damit der Konkurrenz ein Stück weit aus dem Weg. Die Switch verbindet die Tradition Nintendos mobiler Spielekonsolen mit der Bewegungssteuerung der Wii-Konsole, mit der sie vor zehn Jahren große Erfolge erzielte.

„Nintendo konzentriert sich auf seine eigenen Stärken“, sagt Heiko Klinge, Chefredakteur der Spielefachzeitschriften Gamestar und GamePro. Dazu gehöre es, Menschen beim Spielen in der realen Welt zusammenzubringen. „Die Konsole wird dadurch zu einer Art zum Mitnehmen – aber eben digital statt analog“, sagt er.

Als echte Alternative für Handyspiele oder portable Geräte wie die Playstation Vita sieht Klinge die Switch aber nicht. Dazu sei die Akkulaufzeit der Konsole zu schwach, die laut Ankündigung unterwegs je nach Spiel zwischen 2,5 und sechs Stunden betragen soll.

Begrenzte Spieleauswahl

Einen schweren Stand hat die Switch außerdem aufgrund seiner begrenzten Spieleauswahl. So seien laut Nintendo zwar bereits 80 Spiele in der Entwicklung. Zwar soll es das Fußballspiel „Fifa“ für Nintendos neue Konsole geben.

Andere populäre Titel wie das Spiel „Mass Effect: Andromeda“ sollen nicht für die Switch erscheinen. Der Mangel an attraktiven Games war bereits ein Problem der Wii U. Gleich zum Start gibt es dafür das von Fans seit langem erwartete neue Spiel aus der „Zelda“-Reihe, „Breath of the Wild“. Zum Jahresende folgt ein Spiel mit Super Mario, in dem Nintendos Kultfigur in realistischer Stadtumgebung unterwegs ist.

„Für Spieler stellt sich dadurch die Frage: Will ich Spiele von Nintendo spielen, oder alles andere?“, sagt Klinge. Trotzdem bewertet er den neuen Wurf der Japaner positiv: „Nintendo ist wieder mutig, die trauen sich was und liefern ein gutes Konzept“, sagt er. Für Spieler sei das eine gute Nachricht. „Wenn die Switch das gleiche Konzept hätte, wie die Konkurrenz, wäre das auf Dauer für unser Lieblingshobby innovationshemmend.“

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