Abgas-Skandal weitet sich aus Kraftfahrtbundesamt prüft Daimler

Berlin · Der Stuttgarter Autobauer bestreitet Manipulation der Abgaswerte. Verbraucherschützer raten davon ab, einen Diesel zu kaufen.

Nach VW, Audi und Porsche ist auch Daimler tiefer in den Abgasskandal geraten. Das Kraftfahrbundesamt (KBA) nimmt jetzt zwei ältere Diesel-Motorklassen genauer unter die Lupe.

Wie lauten die konkreten Vorwürfe gegen Daimler?

Medien hatten berichtet, dass knapp eine Million Diesel-Fahrzeuge der Stuttgarter mit einer Software ausgestattet sein könnten, die Abgaswerte manipuliert. Daimler bestreitet diese Vorwürfe: „Auf Basis der uns vorliegenden Informationen würden wir gegen den Vorwurf einer illegalen Abschalteinrichtung durch das Kraftfahrtbundesamt mit allen rechtlichen Mitteln vorgehen“, teilte der Konzern gestern mit.

Welche Konsequenzen drohen Daimler?

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte das Kraftfahrtbundesamt einen Rückruf der Fahrzeuge anordnen. Darüber hinaus könnten Anwälte, die für Kunden bereits juristisch gegen den Volkswagen-Konzern vorgehen, auch Klagen gegen Daimler einreichen.

Was unternehmen die Aufsichtsbehörden?

Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, dass das Bundesverkehrsministerium und das Kraftfahrtbundesamt seit Wochen intensiv Dieselautos von Daimler überprüfen. Betroffen seien unter anderem die E- und die C-Klasse.

Warum haben so viele deutsche Autohersteller bei der Motorensoftware betrogen?

Der Stickoxid-Ausstoß bei Diesel-Fahrzeugen lässt sich effektiv senken, indem man die Harnstofflösung AdBlue hinzufügt. Diese muss allerdings relativ häufig nachgefüllt werden. Dies ist lästig für die Kunden – könnte also bei der Überlegung, einen Diesel zu kaufen, gegen das Auto sprechen. Weil die Hersteller diesen jedoch benötigen, um die europaweit vorgegeben Grenzen für den Ausstoß von Kohlendioxid einzuhalten (denn das wird beim Diesel weniger ausgestoßen als beim Benziner), haben sie lieber die Software optimiert anstatt größere AdBlue-Tanks einzubauen. Durch die Software werden die Grenzwerte auf dem Prüfstand eingehalten, im realen Betrieb jedoch oft nicht.

Ist der Kauf eines Diesels noch ratsam?

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) rät derzeit davon ab – vor allem, wenn das Auto in großen Städten benutzt werden soll, in denen Fahrverbote drohen. „Die Verbraucher sollten abwarten, wie sich die Politik positioniert“, sagte Marion Jungbluth, Verkehrsexpertin beim vzbv.

Wie schädlich ist der Abgas-Skandal für die Wirtschaft?

Die Dieseltechnologie, auf die die deutsche Industrie in den vergangenen Jahrzehnten gesetzt hat, ist in Verruf geraten. Das trifft die meisten deutschen Autohersteller empfindlich. Im ersten Halbjahr 2017 hatten Dieselautos in Deutschland nur noch einen Marktanteil von 41,3 Prozent, wie Zulassungszahlen zeigen. Im gleichen Zeitraum 2016 lag er noch bei 46,9 Prozent. Die Autoindustrie hat zwar „nur“ einen Anteil von rund drei Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung. Sie ist mit rund 750.000 Beschäftigten aber einer der wichtigsten industriellen Pfeiler

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