Post macht gute Geschäfte Deutsche Post mit Rekordquartal

Bonn/Frankfurt · Während bei der Deutschen Telekom die Debatte um einen möglichen Verkauf der restlichen Bundesanteile für einen erhöhten Adrenalinspiegel sorgt, bleibt die Spitze der Deutschen Post gelassen.

 Der wachsende Online-Handel und die starke internationale Nachfrage nach Express-Sendungen sorgen bei der Post auch im dritten Quartal des Jahres für deutliches Wachstum.

Der wachsende Online-Handel und die starke internationale Nachfrage nach Express-Sendungen sorgen bei der Post auch im dritten Quartal des Jahres für deutliches Wachstum.

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Während bei der Deutschen Telekom die Debatte um einen möglichen Verkauf der restlichen Bundesanteile für einen erhöhten Adrenalinspiegel sorgt, bleibt die Spitze der Deutschen Post gelassen: „Es ist ein Musterbeispiel für gelungene Privatisierung“, sagte Vorstandschef Frank Appel bei der Vorstellung der Ergebnisse des dritten Quartals, die der Bonner Konzern wegen des Klimakonferenz nach Frankfurt verlegt hatte.

Bislang sei bei jedem Privatisierungsschritt der Post durch den Bund das Interesse der Unternehmen im Auge behalten worden. „Wir gehen davon aus, dass das auch so bleibt“, meinte der Post-Chef mit Blick auf die Verhandlungen um eine künftige Jamaika-Koalition. FDP und Grüne wollen gerne die restliche Bundesbeteiligungen an Post und Telekom verkaufen. „Wir sind sehr zufrieden mit unserer staatlichen Beteiligung, weil sich der Staat immer als normaler Aktionär verhalten hat“, sagte Appel. Über die staatliche KfW hält der Bund noch 20,9 Prozent der Post-Aktien.

Der wachsende Online-Handel und die starke internationale Nachfrage nach Express-Sendungen sorgen bei der Post auch im dritten Quartal des Jahres für deutliches Wachstum. „Es ist erfreulich, wenn man das achte Mal in Folge ein Rekordquartal vorstellen darf“, meinte Appel. Die Erlöse kletterten im Quartal um 5,6 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro, der operative Ertrag (Ebit) um 10,5 Prozent auf 834 Millionen Euro. Der Konzerngewinn nach Anteilen Dritter stieg um 3,7 Prozent auf 641 Millionen Euro.

E-Postbrief hat sich anders entwickelt

Der Heimatmarkt schneidet gut ab: „Es gelingt uns nach wie vor, mehr Umsatz aus dem wachsenden Paketgeschäft in Deutschland zu generieren, als wir im Briefgeschäft verlieren“, sagte Finanzvorstand Melanie Kreis. Das Unternehmen profitierte im Geschäftsfeld Post von der Bundestags- und den Landtagswahlen Hier lag der Umsatz mit 2,3 Milliarden Euro durch Briefwähler und Wahlbenachrichtigungen um 0,6 Prozent über Vorjahr, während sonst das Geschäft mit Briefsendungen leicht rückläufig ist.

Der E-Postbrief habe sich völlig anders entwickelt, als vom Unternehmen gedacht, gab Appel zu. Während das Unternehmen Privatleute und ihren elektronischen Briefverkehr mit einer sicheren Lösung bedienen wollte, ist vor allem die hybride Lösung bei Geschäftskunden gefragt. Kunden liefern die Brieftexte elektronisch. Die Post druckt die Briefe aus, steckt sie in Umschläge und stellt sie zu. Dies spare den Unternehmen Geld, sagte Appel. Von daher sei die Entwicklung des E-Postbriefs eine „sehr gute Maßnahme“ gewesen, „obwohl es anders rausgekommen ist, als wir gedacht hatten“. Konkrete Zahlen nannte die Post nicht.

Zum Umsatz- und Ebit-Wachstum trugen alle Geschäftsfelder bei. Besonders stark war die Entwicklung bei den beiden Segmenten DHL Express und Post-eCommerce-Parcel. Aber auch der Bereich Global Forwarding/Freight mit der Luftfracht, Seefracht und dem Landtransport habe sich verbessert.

Schwierige Tarifgespräche stehen an

Die Post sieht sich nicht als Profiteur von Steueroasen. „Wir gehen nicht in Graubereiche“, meinte Kreis. Da die Post immer noch sehr hohe steuerliche Verlustvorträge in der Bilanz habe, gebe es damit auch andere Möglichkeiten, die Steuerlast im Sinne der Aktionäre niedrig zu halten. Wie Appel erläuterte, hat die Post eine Versicherung mit Sitz auf den Bermudas.

Über Marias Falls Insurance sichert die Deutsche Post die Fracht, Autos und Laster, aber auch ihre Mitarbeiter ab. Die dafür gezahlten Beiträge muss die Marias Falls Insurance in Bermuda versteuern, einer Steueroase, die durch die Veröffentlichung der „Paradise Papers“ wieder in die Schlagzeilen gekommen ist. Wie Appel meinte, ziehe die Post aber keinen steuerlichen Nutzen aus der Marias Falls Insurance, da die Versicherung dem Geschäft in allen 220 Ländern zugute komme, in denen die Post tätig ist. Marias Falls Insurance Co. Ltd., wurde in 1984 Bermuda von DHL Worldwide Express gegründet worden, das später von der Post übernommen wurde. Die Post mache nur internes Geschäft über die Versicherung.

Appel setzt nun auf ein „starkes Weihnachtsgeschäft“ zum Jahresende. Steigende Löhne und eine hohe Beschäftigung in der Bundesrepublik würden für ein starkes Geschäft rund um die Feiertage sorgen, sagte Appel. Ob der Konzern auch Heiligabend, der auf einen Sonntag fällt, ausliefern will, wisse er noch nicht. Das werde rechtzeitig entschieden

Mit Blick auf die ab Januar anstehenden Tarifverhandlungen sieht er wieder schwierige Gespräche anstehen. Er mahnte die Gewerkschaften zur Zurückhaltung. Denn das Wachstum stamme vor allem aus dem internationalen Geschäft.

Das boomende Geschäft mit dem selbst entwickelten Streetscooter könnte irgendwann in einen Börsengang münden. Dazu wollte Appel keine konkrete Aussage machen. Nur so viel: Wir wollen kein Autohersteller sein.“ Aber geschäftliche Gelegenheiten müsse man nutzen.

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