Buchhandel verärgert Deutsche Post erhöht Porto für Büchersendungen

Bonn · Der Bonner Konzern muss einen Gewinnrückgang verkraften und erhöht nun die Preise für Bücher- und Warensendungen. Doch das ist nur der erste Schritt.

 Zum 1. Juli werden die Preise für Bücher- und Warensendungen steigen. Vorteil für den Post-Konzern: Dieses Porto muss nicht durch die Bundesnetzagentur genehmigt werden.

Zum 1. Juli werden die Preise für Bücher- und Warensendungen steigen. Vorteil für den Post-Konzern: Dieses Porto muss nicht durch die Bundesnetzagentur genehmigt werden.

Foto: dpa

Die Ankündigung kommt nicht überraschend: Erst vor zehn Tagen hatte Postchef Frank Appel vor Analysten in London bei der Vorstellung der zum Teil enttäuschenden Quartalszahlen eine Portoerhöhung bei Briefen und Paketen in Aussicht gestellt. Jetzt geht es Knall auf Fall. Bereits zum 1. Juli werden die Preise für Bücher- und Warensendungen steigen. Vorteil für den Bonner Konzern: Dieses Porto muss nicht durch die Bundesnetzagentur genehmigt werden.

Die Preissteigerungen sind teilweise recht kräftig: Für die Büchersendung Groß (bis 500 Gramm) verlangt die Post dann mit 1,20 Euro ein Fünftel, also 20 Cent mehr als bisher. Für die Warensendung Kompakt (bis 50 Gramm) werden mit 1,30 Euro sogar 40 Cent, oder 44 Prozent mehr fällig. Die Post begründete den Schritt mit allgemeinen Kostensteigerungen und höheren Transportkosten.

Bei den größeren Varianten der Bücher- und Warensendungen fallen die Preiserhöhungen nicht so stark aus. Für die Büchersendung Maxi steigt der Preis von 1,65 auf 1,70 Euro, für die Warensendung Groß von 1,90 auf 2,20 Euro. Für letztere sollen aber künftig höhere Rabatte gelten, so dass der Preis für Rabattkunden gleich bleibt. Mit den Preiserhöhungen liege das Entgelt im Vergleich mit überregionalen Wettbewerbern auf Durchschnittsniveau, hieß es.

Im Herbst Entscheidung über weitere Preiserhöhungen

Andere Briefprodukte sind von den Anhebungen nicht betroffen. So ist das Porto für den Standardbrief von 70 Cent staatlich reguliert. Eine Erhöhung ist aber ab Anfang 2019 prinzipiell wieder möglich. Ein Postsprecher sagte, man werde im Herbst entscheiden, ob eine Erhöhung bei der Netzagentur beantragt werde.

Bücher- und Warensendungen werden nach Angaben der Post sowohl von Großkunden als auch von Privatleuten genutzt. Buchhändler etwa schicken damit Bestellungen an Kunden, Firmen nutzen für Werbeprodukte die Warensendung. Die Sendungen laufen einem Sprecher zufolge zwar über die Briefzentren der Post, sind aber anders als das reine Briefgeschäft nicht lizenziert. Wie viele Kunden diese jetzigen Preiserhöhungen betreffen, konnte ein Pressesprecher auf Nachfrage unserer Zeitung nicht sagen. Das Express- und Paketgeschäft ist auch nicht betroffen.

Buchhändlerin: "Qualität stimmt oft nicht"

Dass Büchersendungen im Vergleich zu anderen Versandprodukten preislich günstiger sind, hängt damit zusammen, dass das Buch als Kulturgut gefördert werden soll. Bei unabhängigen Buchhändlern, die bestellte Bücher an Kunden auch per Post verschicken, kommt die jetzige Preiserhöhung nicht gut an. „Die Büchersendung an sich ist ein schönes Produkt der Post, aber die Qualität stimmt oft nicht“, erklärt Iris Hunscheid, geschäftsführende Gesellschafterin der Buchhandlung Jost in Bonn-Kessenich, die auch Vorsitzende des Sprecherkreises der Interessengemeinschaft Unabhängiges Sortiment (Igus) ist. Sie vertritt die Interessen von 500 unabhängigen Buchhandlungen innerhalb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Die Post verspricht, dass die Büchersendung nach Einlieferung bei der Post innerhalb von vier Werktagen beim Kunden sei. Laut Hunscheid dauert es aber in der Regel fünf bis sieben Tage, manchmal auch zwei Wochen. „Da bekommen wir dann Kundenreklamationen.“ Viele Kollegen böten den Versand kostenfrei für Kunden an, die Kostenerhöhung bei der Post liege also bei ihnen.

Die letzte Preiserhöhung im Bereich der Bücher- und Warensendungen gab es im Jahr 2013. Die Post verweist zur Begründung auch auf ein größeres Volumen der einzelnen Sendungen. Auch die knappen Ressourcen im Transportgeschäft, also der Fahrermangel, sowie die in den vergangenen Jahren gestiegenen Lohnkosten spielten eine Rolle, sagte ein Sprecher.

Die Konkurrenz reagierte verhalten auf die Pläne des Marktführers. Die besonders relevanten und wettbewerbsintensiven Paketpreise für große Versender seien von den Änderungen nicht betroffen, teilte der Zusteller DPD mit. „In der aktuellen Ankündigung der Post können wir daher weder eine Trendwende noch eine Entspannung der Wettbewerbssituation erkennen.“ (mit dpa)

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