"Vectoring" Telekom will mehr Tempo im Internet

BONN · Die Deutsche Telekom will einen Großteil der Internetanschlüsse in Deutschland mit einer neuen Technik auf superschnelles Tempo bringen. Dazu ist aber eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes erforderlich. Die Konkurrenten sind skeptisch, weil sie einseitige Vorteile für den Bonner Konzern befürchten.

 Warten auf grünes Licht: Die Deutsche Telekom will beim Ausbau des schnellen Internets in Deutschland Gas geben. Eine neue Technik soll für mehr Tempo sorgen.

Warten auf grünes Licht: Die Deutsche Telekom will beim Ausbau des schnellen Internets in Deutschland Gas geben. Eine neue Technik soll für mehr Tempo sorgen.

Foto: dpa

"Unser Ziel ist es, den Anteil der deutschen Haushalte mit superschnellem Internetzugang auf 60 Prozent zu bringen", sagte der fürs Deutschlandgeschäft zuständige Telekom-Vorstand Niek Jan van Damme in Köln. Gelingen soll das mit einer Mischung aus Glasfaserausbau bis zu den örtlichen Verteilerkästen und einer neuen Kupferkabel-Technik, dem sogenannten Vectoring auf den letzten Metern von den Verteilerkästen bis zu den Häusern.

Dadurch könnten einerseits Kosten gespart werden, weil das Vectoring deutlich billiger sei als die Verlegung von Glasfaser bis zu den Häusern. Andererseits könnten mit Vectoring, das allerdings nur eine kurze Reichweite habe, in Kupferkabeln Übertragungsraten fast wie bei Glasfaser erreicht werden.

Die Downloadgeschwindigkeit ließe sich nach Berechnungen der Telekom verdoppeln, das Hochladen ins Netz, das wegen der zahlreichen Coud-Anwendungen immer wichtiger wird, sogar viermal schneller machen.

Nach Berechnungen der Telekom könnte für den Ausbau mit Vectoring eine Investition von fünf bis sechs Milliarden Euro ausreichen. Für ein Glasfasernetz komplett bis in alle Häuser wären laut Telekom dagegen rund 80 Milliarden Euro fällig.

Nach Angaben der Telekom funktioniert Vectoring aber nur, wenn die Bonner auch exklusiven Zugang auf die Verteilerkästen, von denen es rund 330.000 in Deutschland gibt, bekommen. "Wenn dort mehrere Anbieter arbeiten, stören sich die Signale gegenseitig", erläuterte Bruno Jacobfeuerborn, Technikchef von Telekom Deutschland. Die Telekom will deshalb in Kürze einen Antrag bei der Bundesnetzagentur stellen.

Setzt sich der Bonner Konzern durch, könnte das bedeuten, dass Wettbewerber künftig für eine Mietleitung statt zehn Euro etwa 20 Euro im Monat bezahlen müssten. Die im Bundesverband Breitbandkommunikation Breko zusammengeschlossenen Unternehmen wollen den Vorstoß der Deutschen Telekom deshalb verhindern. Laut van Damme sucht die Telekom aber bei dem Projekt eher Kooperationen.

Wichtig sei es, den Kabelbetreibern langfristig Angebote entgegensetzen zu können. Vectoring beschleunigt allerdings nur schon ohnehin relativ schnelle VDSL-Anschlüsse. Zur Verbesserung der Situation auf dem Land ist die Technik nur bedingt geeignet.

So funktioniert Vectoring
Vectoring (engl.: leiten) ist eine Technik, mit der elektromagnetische Störungen in Kupferleitungen durch ein Gegensignal ausgeglichen werden. Das Verfahren funktioniert allerdings nur auf relativ kurzen Reichweiten von einigen 100 Metern.

Die Downloadgeschwindigkeit von VDSL-Internetverbindungen lässt sich laut Telekom mit Vectoring auf 100 Megabit pro Sekunde verdoppeln, die Hochladegeschwindigkeit auf 40 Megabit pro Sekunde vervierfachen. In der Praxis werden solch hohe Übertragungsraten bisher allerdings selten benötigt.

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