Bonner Wirtschaftstalk Niedergang der Fernbedienung

Bonn · Beim Bonner Wirtschaftstalk reden Experten über die Zukunft des Fernsehens. Die WDR-Lokalzeit erreicht mit Facebook drei Millionen Zuschauer.

 Der WDR erreicht jüngere Zuschauer vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook.

Der WDR erreicht jüngere Zuschauer vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook.

Foto: dpa

Die Fernbedienung ist noch da. Die Frage, die bleibt: Wie lange noch? Denn auch die Zuschauer über 50 entdecken die Vorzüge von Online-Mediatheken, Video-on-Demand, Netflix und anderer Konkurrenz, die das lineare Fernsehen aus dem Alltag drängen. S

teuern lassen sich die Angebote, auch wenn sie noch über ein Fernsehgerät konsumiert werden, via Smartphone. „Meine Kinder schauen ihre Lieblingssendungen hauptsächlich nur noch über das Tablet“, erzählt der Studioleiter Bonn des WDR Tilman Rauh. Am Mittwochabend diskutierte er mit weiteren Medienexperten in der Bundeskunsthalle beim 22. Wirtschaftstalk über das Thema Fernsehen. Nur noch die Hälfte der Generation Ü25 sei fernsehaffin, sagt Caja Thimm, Leiterin der Medienwissenschaften der Universität Bonn. „Wenn sie Jugendliche fragen, woher sie von den Anschlägen in Brüssel wussten, sagen sie: über Facebook.“ Das beliebteste soziale Medium sei derzeit aber die Videoplattform Youtube.

Die Möglichkeit, dass jeder Videos und Informationen in kürzester Zeit verbreiten kann, hat aber nicht nur Vorteile, weiß Barbara Massing, Verwaltungsdirektorin der Deutschen Welle in Bonn. Der Sender ist aufgrund von Zensur in vielen Ländern auf soziale Medien angewiesen. Auf anderen Wegen ist es für Journalisten oft schwer an Informationen zu gelangen. Diese sind allerdings immer mit Vorsicht zu genießen. Stichwort Glaubwürdigkeit: „Wir erhalten häufig Handyvideos aus Syrien. Aber nicht alle sind echt.“ An dieser Stelle beginne die Arbeit der Journalisten, zu prüfen: Kann das sein? „Es gab auch angebliche Bilder aus Brüssel, die allerdings einen Anschlag in Russland zeigten“, so Medienwissenschaftlerin Thimm. Aus diesem Grund sind sich die Experten einig, dass der Beruf des Journalisten weiterhin gebraucht wird.

Der Studioleiter der Lokalzeit Bonn staunt über die Wirkung von Facebook: „Dort erreichen wir drei Millionen Zuschauer“, sagt Rauh. „Das wäre über Fernsehen nicht möglich.“ Einen Schwerpunkt setzt der WDR mit seiner Berichterstattung auf die 35- bis 55-Jährigen. Die erreiche der Sender am besten über Mediathek und soziale Netzwerke. Auch der Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg Hubertus Hille schaut die Tagesschau abends vorm Einschlafen über sein Tablet. Für eine bestimmte Vorliebe allerdings sei das Fernsehen unverzichtbar: „Wer Fußball mag, muss linear schauen.“

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