Sanierung und Arbeitsplätze Kaufhof und Verdi verhandeln Sanierungstarifvertrag

Köln · Verdi stimmt Gesprächen zu, warnt aber vor einer einseitigen Belastung der Belegschaft.

 Für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze sind Kaufhof-Beschäftigte schon häufiger eingetreten. das Bild zeigt einen Protest aus dem Jahr 2013. Auch jetzt hat die Gewerkschaft signalisiert, die Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag aufzunehmen. FOTO: DPA

Für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze sind Kaufhof-Beschäftigte schon häufiger eingetreten. das Bild zeigt einen Protest aus dem Jahr 2013. Auch jetzt hat die Gewerkschaft signalisiert, die Verhandlungen über einen Sanierungstarifvertrag aufzunehmen. FOTO: DPA

Foto: picture alliance / dpa

Einfache Gespräche zwischen der Kaufhaus-Geschäftsleitung und Verdi werden das wohl nicht. Die Gewerkschaft ist zwar zu Verhandlungen über eine Neuausrichtung des traditionsreichen Warenhauses bereit. Eine 30-köpfige Tarifkommission hat aber Hürden vor Gesprächen über den von Kaufhof gewünschten Sanierungstarifvertrag aufgebaut.

Einen neuen, günstigeren Tarifvertrag hatte Kaufhof im Herbst gefordert. Der neue Kaufhof-Chef Roland Neuwald will bei den Personalkosten Einsparungen im höheren zweistelligen Millionenbereich. Er denkt an Kürzungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie an das Aussetzen von Tariferhöhungen, wie er jetzt in einem dpa-Interview sagte. Um zu sparen will Kaufhof in der Kölner Zentrale auch 400 von 1600 Arbeitsplätzen streichen.

Verlust von 100 Millionen Euro

Zwei Jahre nach dem Verkauf des Warenhauses von Metro an die kanadische HBC ist Kaufhof in Schieflage. Laut „Manager Magazin“ sollen die Kölner im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 einen Verlust von 100 Millionen Euro gemacht haben. Unter anderem leidet Kaufhof unter hohen Mietzahlungen an eine HBC-Tochter. Laut Manager-Magazin hatte die den Immobilienkauf mit einem Milliardenkredit finanziert. Die Kreditsumme dürfe nur einen bestimmten Anteil des Immobilienwerts betragen. Deshalb wurden angeblich die Kaufhof-Beträge für Miete, Erbbauzinsen und Instandhaltung erhöht. Steigt die Miete, steigt der Wert der Immobilien. Jetzt sollen die Mieten laut Neuwald wieder gesenkt werden. Auch Lieferanten sollen Preise senken.

Nordamerikanischen Manager, die zunächst am Ruder waren, hätten auf die falschen Sortimente gesetzt so der Handelsexperte Thomas Roeb, von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Das Standardgeschäft etwa im Bereich Mode sei vernachlässigt worden.

Managementfehler korrigieren

„Managementfehler der Vergangenheit müssten korrigiert werden“, verlangt Verdi. Eine umfassende Neuausrichtung sei erforderlich. Im vorliegenden Sanierungskonzept kritisiert die Gewerkschaft aber „eine Schieflage zu Lasten der Arbeitnehmer“.

Bevor über einen Sanierungstarifvertrag verhandelt werden könne, müssten Unternehmen und Verdi gemeinsame Eckpunkte schaffen. „Wir wollen natürlich die Standorte, Arbeitsplätze und Einkommen der Beschäftigten absichern“, so Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke. Die Eigentümer seien in der Pflicht. „Den Arbeitnehmern einseitig in die Taschen zu greifen, sei keineswegs akzeptabel“, so Franke. Und ein Sanierungskonzept müsse Beteiligungs- und Überprüfungsverfahren durch die Arbeitnehmervertreter enthalten.

Aber auch Kaufhof macht Druck. Das Unternehmen sei offen für ergänzende Ideen zum Sanierungskonzept, so Kaufhof-Chef Neuwald. Ein schneller Tarifabschluss sei aber wesentlich für eine erfolgreiche Sanierung und damit die Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze. (mit dpa)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort