Die Post macht vorerst ihre Agenturen dicht

Wegen "erheblicher wirtschaftlicher Unregelmäßigkeiten" eines Partners schließt der gelbe Riese die Stellen in Remagen, Sinzig, Bad Breisig und Lützing - Fieberhafte Suche nach neuen Betreibern

  Postkunden aus Remagen  müssen ihre Geschäfte jetzt in Kripp, Oberwinter oder Rolandseck abwickeln.

Postkunden aus Remagen müssen ihre Geschäfte jetzt in Kripp, Oberwinter oder Rolandseck abwickeln.

Foto: Vollrath

Kreis Ahrweiler. (hjw/lz/wtz) Für Postkunden reißen die Hiobsbotschaften nicht ab: Seit Dienstag ist heraus, dass die Postagenturen in Remagen, Sinzig und Bad Breisig vorläufig geschlossen werden. Die Deutsche Post-AG hat ihrem Vertragspartner, der Bäckereikette Krob mit Sitz in Neuwied, die Verträge kurzfristig gekündigt.

Die Post AG ist von einem Insolvenzverfahren der Firma Krob überrascht worden, wie Postsprecher Stefan Heß aus Frankfurt dem General-Anzeiger sagte. Bereits am Montag hatte es erste Gerüchte gegeben, am Dienstag sorgten Faxe und Anrufe der Post AG, die den Sachverhalt bestätigten, für hellen Aufruhr. Bei der Bäckereigesellschaft ging am Dienstagmittag bereits niemand mehr ans Telefon.

Nach Lage der Dinge sind die Poststandorte entlang der Rheinschiene nicht dauerhaft bedroht. Wie Heß weiter sagte, will "die Post schnellst möglich wieder an den betroffenen Standorten präsent sein. Das ist eine sehr unschöne Situation für uns. Wir haben zum Glück genügend Interessenten, mit denen wir im Gespräch sind."

In Rathäusern und der kommunalpolitischen Szene entlang des Rheins herrscht Verärgerung. "Wir sind entsetzt darüber, dass eine solche Entscheidung so kurzfristig getroffen wurde", sagt Sinzigs Beigeordnete Charlotte Hager, die zurzeit den Chefsessel im Rathaus hütet. "Mich regt natürlich auf, dass es keine klaren und deutlichen Anzeichen dafür gibt, dass die Post sich um Lösungen und Alternativen bemüht. Zumindest habe ich bisher ein hundertprozentiges Engagement etwas vermisst."

"Das gibt richtig Aufruhr", so Sinzig CDU-Fraktionschef Markus Schlagwein, der als Kommunalpolitiker und Postkunde gleichermaßen betroffen ist. Der Geschäftsführer eine Sinziger Firma, die im Gleichrichterbau tätig ist, verliert mit der Schließung der Agentur geschäftlich das immens wichtige Postfach. Aber zumindest hielt Schlagwein am Dienstag ein Fax der Deutschen Post Geschäftsbereich "Vertrieb, Brief und Gewerbekunden" aus Leipzig in den Händen, in denen eine Lösung für die Postfachkunden angedeutet wird. Denn die werden ihre Post ab Mittwoch direkt an ihre Hausanschrift geliefert bekommen.

Willi Engel von der Sinziger Stadtverwaltung zeigte sich informiert: "In den nächsten Tagen soll es von der Post alternative Standortvorschläge geben, und in der Zwischenzeit will man improvisieren."

Die Verärgerung ist auch in der Nachbarstadt Bad Breisig groß: Bürgermeister Bernd Weidenbach und Ortsbürgermeisterin Christel Ripoll verurteilen das Vorgehen der Deutschen Post aufs Schärfste und haben umgehend deutlich gemacht, dass die Erwartungshaltung besteht, die Agenturen in Bad Breisig und Brohl-Lützing unverzüglich wieder zu betreiben. Das Vorgehen der Deutschen Post AG sei unerträglich, so Christel Ripoll und Bernd Weidenbach. Es sei wie immer, die Kunden blieben einfach auf der Strecke. Im Rathaus können Bürger ihren Unmut loswerden im Bürgerbüro unter Telefonnummer (0 26 33) 45 68 88.

Remagens Bürgermeister Herbert Georgi nahm die Nachricht "zähneknirschend" und verärgert auf. "Das ist ein unhaltbarer Zustand für unsere Bürger und unsere Unternehmen", sagte er am Dienstag. Zwar habe die Post ihm zugesichert, dass sie "fieberhaft nach einer neuen Lösung" suche, das Problem sei aber die Dauer, bis es zu einer solchen komme.

Zunächst müssen bis auf weiteres Postdienstleistungen über Kripp, Oberwinter und Rolandseck abgewickelt werden. Ursache für die plötzliche Kündigung des bisherigen Postagentur-Partners seien "erhebliche wirtschaftliche Unregelmäßigkeiten" gewesen, hat Georgi von der Post erfahren. Über das weitere Verfahren konnte der Bürgermeister am Dienstag auch nur spekulieren. "Die Post muss einen Partner finden, der sich in der bisherigen Stelle niederlässt. Dort ist die gesamte Logistik für eine Agentur vorhanden", sagte Herbert Georgi.

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