Initiative „Digitales Bonn“ Den Wandel der Stadt vorantreiben

Bonn · Die Initiative „Digitales Bonn“, die im April von Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Goodarz Mahbobi, Geschäftsführer des Beratungsunternehmen Axxessio, ins Leben gerufen wurde, hat am Freitag ihre Ideen vorgestellt, wie der digitale Wandel vorangebracht werden soll. Bonns Image als Zentrum für Internetsicherheit soll gestärkt werden.

Lernen mit Robotern will Thorsten Leimbach vom Fraunhofer-Institut Schülern nahebringen.

Lernen mit Robotern will Thorsten Leimbach vom Fraunhofer-Institut Schülern nahebringen.

Foto: Benjamin Westhoff

Vier Arbeitsgruppen mit 70 Vertretern aus Unternehmen, Behörden und nicht-gewinnorientierten Organisationen haben in den vergangenen Monaten 340 Ideen gesammelt und mittlerweile über zwei Dutzend Projekte ins Leben gerufen. Sridharan würdigte den ehrenamtlichen Einsatz als „ein tolles Zeichen an die Stadt“. Der Arbeitseinsatz sei in einen mindestens siebenstelligen, wenn nicht achtstelligen Wert umzurechnen.

Die Projekte sind unterschiedlich weit fortgeschritten und müssen teilweise noch von politischen Gremien verabschiedet werden. Telekom-Chef Timotheus Höttges mahnte, in der Umsetzung der Projekte nicht an Tempo zu verlieren: „Sie haben mit der Autorität Ihres Amtes die Chance, die Umsetzung voranzutreiben“, sagte er an Sridharan gewandt. Digitalisierung sei Chefsache. Kurzfristig kosteten alle Investitionen Geld. Langfristig werde die Digitalisierung die Kommunen entlasten.

Zu den Projekten, die Sridharan jetzt dem Stadtrat zur Entscheidung vorlegen will, gehört die Einsetzung eines „Chief Digital Officer“. Unter dieser Bezeichnung, die eher aus Unternehmen bekannt ist, verstehen die Initiatoren einen Verantwortlichen und eine Koordinationsstelle für alle digitalen Angelegenheit der Stadtverwaltung Bonn. „Wir müssen eine Balance finden zwischen der Geschwindigkeit der Umsetzung und dem Mitnehmen der Bürger“, sagte Friedrich Fuß, geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens NGVersity UG.

Es müsse auch in den Verwaltungen eine „digitale Willkommenskultur“ entstehen, meinte Höttges. Bislang könne die Deutschland nur in vier Städten eine Anmeldung für ein neues Gewerbe online gestellt werden. „Und ich bin sehr dafür, dass Bonn die fünfte Stadt wird“, sagte der Telekom-Chef. Geschwindigkeit sei ein entscheidender Wettbewerbsfaktor: „Vor dem Hintergrund ist es eigentlich ein Skandal, dass junge Unternehmen schon bei der Gründung zum ersten Mal staatlich ausgebremst werden.“

Schüler und Lehrer hat das Projekt Bonn Bots als Zielgruppe. „Sie sollen durch Lernen mit Robotern fit für die digitale Zukunft werden“, sagte Thorsten Leimbach, Leiter der Roberta-Initiative beim Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme in Sankt Augustin. „Wir zeigen den Schülern, wie sie aus einem Smartphone einen Roboter machen“, sagte Leimbach. Die wenigsten Schüler wüssten heute, wie sie eine App programmieren.

Das Fraunhofer-Institut unterstützt bereits seit mehreren Jahren mit einem Roboter-Baukastensystem Lehrer in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und versucht, Schüler für für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu begeistern..

„Wir wollen Bonn zum Kompetenzzentrum für Internetsicherheit und Datenschutz machen machen“ , sagte Oliver Wronka, Projektmanager bei der Axxessio GmbH. Es gehe um die Bündelung der Aktivitäten aus Wirtschaft und Forschung. Es gebe in der Stadt mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, der Telekom und anderen großen Unternehmen bereits sehr viele herausragende Aktivitäten. „Es fehlt an der ganzheitlichen Außendarstellung“, meinte Wronka. Eine Marke müsse etabliert werden.

Von den Projekten am stärksten vorangeschritten ist wohl der Digital Hub, ein Drehkreuz für Unternehmensgründer der digitalen Wirtschaft. In diesem Zentrum sollen Start-ups Dienstleistungen nutzen können, die ihnen Dinge wie die Finanzbuchhaltung abnehmen. Die Projektinitiatoren haben sich für die Gründung einer Aktiengesellschaft entschieden, damit Anteilseigner auf einfache Art ein- und aussteigen können, berichtete der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Hubertus Hille. Der Digital Hub Bonn solle zum Anlaufzentrum auch Brücken zu Mittelstand und Industrie bauen. Das Land NRW fördert das Vorhaben mit 1,5 Millionen Euro. Aktionäre sind neben Unternehmen auch die Hochschulen. Vorstandschef der Aktiengesellschaft ist Markus Zink: „Wir wollen nach der Förderperiode auf eigenen Beinen stehen.“ Mittelfristig solle die AG Gewinne erzielen.

Goodarz Mahbobi ist zuversichtlich, was die Umsetzung der Projekte betrifft: „Digitales Bonn ist mit dem heutigen Tage der Staffelübergabe nicht abgeschlossen, sondern steht erst in den eigentlichen Startlöchern.“

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