Ausschuss berät über Zukunft des Präparandie-Geländes in Sinzig

Pläne sehen an der Lindenstraße einen Discounter oder einen Supermarkt mit Vollsortiment vor

Ausschuss berät über Zukunft des Präparandie-Geländes in Sinzig
Foto: Linnarz

Sinzig. Überlegungen für Supermarktstandorte haben in Sinzig Tradition. Neueste Vorüberlegungen betreffen das Gelände der alten Präparandie an der Lindenstraße, direkt gegenüber dem Bahnhof. Es war ursprünglich eine Bildungsanstalt für Lehrer. Am Montag wird der Bauausschuss das Thema erstmals nichtöffentlich behandeln.

Planungen für die Präparandie waren bereits bei den Haushaltsberatungen am 14. Dezember von einigen Fraktionssprechern teils kritisch in die Reden eingeflochten worden. Nach Informationen des General-Anzeigers bestehen zwei Planungsvarianten für das insgesamt rund 6 500 Quadratmeter große Gelände.

Variante 1 wäre die Ansiedlung eines Discounters - im Gespräch soll der Plusmarkt sein - mit einer Verkaufsfläche von rund 750 Quadratmetern. Eine baurechtliche Genehmigung wäre relativ einfach. Nachteil: Das historische Gebäude würde abgerissen.

Bei Variante 2 würde ein wesentlich größerer Supermarkt als "Vollsortimenter" mit rund 1 600 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen. Allerdings wären die baurechtlichen Fragen komplexer. Ein neuer Bebauungsplan und Anpassung von Flächennutzungs- und Landschaftsplan wären erforderlich. Der Vorteil: Der Altbau bliebe als Verwaltungs- und Bürogebäude erhalten.

Vermutungen gehen dahin, dass hinter der Variante 2 eine Doppelstrategie des REWE-Konzerns steckt: Umzug des REWE-Markts aus der Lindenstraße in den neuen Markt, Errichtung eines Penny-Marktes im alten REWE. Als Verkaufssummen für das im städtischen Besitz befindliche Gelände werden je nach Planungsvariante zwischen 400 000 und 580 000 Euro erwartet.

Nicht nur wegen des historischen Werts des Präparandie-Gebäudes dürften mit den Planungen, die von der Verwaltung und Bürgermeister Wolfgang Kroeger eingebracht wurden, Diskussionen in Sinzig aufleben. Denn vom Grundsatzbeschluss hatte der Rat am 30. März vergangenen Jahres grünes Licht für die Errichtung eines Vollsortimenters auf dem Schmickler-Gelände gegeben.

Die dort geplante Verkaufsfläche beträgt 2 250 Quadratmeter. Für das Schmickler-Gelände hat sich aber kein Betreiber gefunden. Vom Grundsatz her gab es bereits im Jahr 2005 grünes Licht für den Bau der Barbarossagalerie, die auf rund 1 000 Quadratmetern zehn Fachgeschäfte aufnehmen soll.

Die alte Präparandie ist nicht mehr bewohnt oder gewerblich genutzt, dient aber teilweise als Lager, so für die Kroatienhilfe der Pfarrei Sankt Peter. Das Gebäude ist ein Stück Sinziger Schul- und Bildungsgeschichte. Die Geschichte der Lehrerfortbildungsanstalt hat Hans Kleinpass im Heimatbuch "Sinzig und seine Stadtteile" detailliert beschrieben.

1875 hatten die Stadtverordneten die Einrichtung abgelehnt. 1891 wurde ein erneuter Anlauf genommen. Bürgermeister Alfred Ott musste allerdings noch viel Überzeugungsarbeit leisten, bis es 1904 zur Einrichtung der "Lehrer-Präparanden-Anstalt" kam. Die fand ihren ersten vorläufigen Standort am Sinziger Markt. 1904 begann die Stadt mit dem Bau des heutigen Gebäudes an der verlängerten Lindenstraße. Am 13. Januar 1906 wurde es offiziell seinem Zweck übergeben.

In der Zeit ihrer Blüte, von 1910 bis 1914, hatte die Anstalt rund jeweils 100 Schüler in drei Klassen. Für die damalige Stadt Sinzig war das ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Eine Bildungsreform während der Weimarer Republik bedeutete 1921 das Aus für die ursprüngliche Nutzung. Von 1922 bis 1929 war eine Höhere Schule untergebracht, im Jahr 1930 der Kindergarten.

Die Nazis machten die Räume 1933 zeitweise zu einem Arbeitsdienstlager, Musterungen fanden statt. Genutzt wurden die Räume später unter anderem von der Stadtverwaltung, einem tabakverarbeitenden Unternehmen und der Firma Jopp, die Bauteile für Fahrräder fertigte.

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