Bonner Konzern Solarworld Aktionäre über Klage in den USA besorgt

BONN · Eigentlich geht es bei der Solarworld AG wirtschaftlich aufwärts. Auf der Hauptversammlung drehten sich aber viele Fragen um den Rechtsstreit mit dem US-Siliziumlieferanten Hemlock.

Das Bonner Unternehmen Solarworld stand vor zweieinhalb Jahren kurz vor der Insolvenz, schaffte nur durch einen Kapitalschnitt um 95 Prozent für die Aktionäre und eine anschließende Kapitalerhöhung die Wende. Konzern-Chef Frank Asbeck und die Firma Qatar Solar stellten rund 45 Millionen Euro frisches Kapital zur Verfügung. Nach der tiefen Krise des Bonner Solarkonzerns zeigen Absatz und Umsatz nach oben. Doch viele Aktionäre auf der Hauptversammlung am Dienstag in Bonn beschäftigte das Risiko aus einer Klage, die der US-Siliziumhersteller Hemlock an einem Bezirksgericht im US-Bundesstaat Michigan eingereicht hat.

770 Millionen Dollar fordert Hemlock wegen nicht eingehaltener Lieferverträge von Solarworld. Das ist eine Summe, die das Unternehmen nach Asbecks Aussage in die Insolvenz zwingen würde, wenn es sie zahlen müsste. Aber dieser Fall werde nicht eintreten. Er gab sich demonstrativ gelassen: „Et kütt wie et kütt. Et hätt noch immer jot jejange.“

Er sei zuversichtlich, dass Hemlock weder kurz- noch langfristig einen Zahlungsanspruch gegen Solarworld erhalten werde. Der für Donnerstag vorgesehene Anhörungstermin in dem Verfahren sei vom Gericht auf den 23.Juni verschoben worden. Eine Entscheidung des erstinstanzlichen Gerichts erwartet Asbeck zwei bis drei Monate später. Im Falle einer Niederlage seien Rechtsmittel möglich. Ein Problem sei, dass in den vergangenen Jahren das Hemlock-Management häufiger gewechselt habe. Mehrfach habe man kurz vor einem Vergleich gestanden. In den Boom-Jahren der Solarbranche waren Modulhersteller an langfristigen Verträgen interessiert und zahlten hohe Preis für Silizium. In der Krise kam es dann zu Nachverhandlungen. Mit anderen Lieferanten wie Wacker hat Solarworld bereits Vergleiche erzielt. Aktionärsvertreter zeigten sich über den Rechtsstreit besorgt. „Wir hoffen aber, dass der Himmelhund Asbeck noch in der letzten Minute eine Einigung erzielt“, sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Asbeck sei „Weltmeister im Verhandeln schwieriger Situationen“.

Christian Strenger, früherer Chef der Investmentgesellschaft DWS, der heute in vielen Hauptversammlungen durch kritische Fragen und Gegenanträge auffällt, nannte den Solarworld-Chef hingegen „unverbesserlich“: Seit drei Jahren bilde Asbeck die Risiken aus dem Rechtsstreit nicht angemessen in der Bilanz ab. „Ich glaube, das wird nicht sehr lustig ausgehen.“ Er halte in diesem Fall einen anderen rheinischen Grundsatz für richtig: „Wat fott es, es fott.“

Die Auermühle in Bonn, wo ein Teil der Verwaltung des Unternehmens untergebracht ist, ist vom Unternehmen an „Asbeck nahestehende Personen verkauft worden. Der Kaufpreis betrug 22,4 Millionen Euro. Damit sei auch ein Darlehen über 6,4 Millionen Euro an die Käufer übergegangen.Wie Finanzvorstand Philipp Koecke gestern erläuterte, sei es darum gegangen, die Liquidität des Unternehmen zu erhöhen.

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