Lufthansa lehnt Gesamtschlichtung ab - Pilotenstreiks wieder möglich

Frankfurt/Main · Im Tarifkonflikt bei der Lufthansa stehen die Zeichen wieder auf Arbeitskampf. Europas größte Fluggesellschaft lehnt den Vorschlag der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ab, alle strittigen Themen in einer Gesamtschlichtung zu klären, wie die Lufthansa am Freitag in Frankfurt erklärte.

 Nach Angaben der Lufthansa sind derzeit sechs Tarifverträge offen. Foto: Boris Roessler

Nach Angaben der Lufthansa sind derzeit sechs Tarifverträge offen. Foto: Boris Roessler

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Die Gewerkschaft reagierte enttäuscht. Ein VC-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur: "An den Weihnachtsfeiertagen vom 24. bis 26. Dezember sind Streiks ausgeschlossen.

Alles andere lassen wir offen." Damit könnten die Piloten noch vor den Feiertagen erneut in den Ausstand treten. Allerdings will die VC laut einem Schreiben an die Mitglieder erst bei einer Klausurtagung Anfang Januar über das weitere Vorgehen beraten.

Die Lufthansa rechnet daher nicht vor Anfang Januar mit einem neuen Ausstand der Piloten. "Es ist sicher nicht schlecht, wenn sich nach anstrengenden Gesprächen die Gemüter erst einmal beruhigen", sagte ein Verhandlungsvertreter des Konzerns am Freitag in einer Telefonkonferenz.

Knackpunkt des Streits ist das neue Billigkonzept "Wings", bei dem sich die Lufthansa nicht der Vermittlung eines Schlichters unterwerfen will. Die Lufthansa bietet der VC nun zwei parallele Schlichtungsverfahren an. Darin soll es einerseits um die Alters- und Übergangsversorgung gehen und andererseits um die Vergütung, den Manteltarifvertrag, die Rechte der Personalvertretung sowie die internen Förder- und Wechselbedingungen für die Piloten der Marken Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.

Die Lufthansa sieht in dem geplanten Aufbau des Billigangebots unter der Marke Eurowings eine unternehmerische Entscheidung, die nicht tarifvertraglich geregelt werden könne.

"Wir sind bereit, über "Wings" zu reden", sagte der Verhandlungsvertreter. Die VC könne dabei auch über die Vergütungsbedingungen verhandeln, zu denen Eurowings-Piloten an deutschen Standorten arbeiten sollten. Künftige Eurowings-Standorte im Ausland fielen jedoch nicht in die Zuständigkeit einer deutschen Gewerkschaft, argumentiert die Lufthansa.

Mit der Tochter Eurowings will Lufthansa-Chef Carsten Spohr Billigfliegern wie Ryanair Paroli bieten und auch auf der Langstrecke Billigflüge anbieten. Die VC lehnt das Konzept ab, weil dort Piloten eingesetzt werden sollen, die außerhalb des Konzerntarifvertrags angestellt sind und deutlich weniger verdienen als die Kollegen in den Kranichfliegern. Die Gewerkschaft will bei der Besetzung der Cockpits und der Bezahlung der Piloten mitreden.

Die VC bezeichnete ihren eigenen Vorschlag am Freitag als Versuch, die Situation insgesamt zu befrieden. "Wir fürchten, ohne Gesamtschlichtung von einem Konflikt in den nächsten zu schlittern." VC nehme zur Kenntnis, dass sich die Lufthansa dem verweigere.

Seit April haben die Lufthansa-Piloten in bisher zehn Streikwellen gegen Einschnitte bei der Übergangsversorgung gekämpft. Bisher können sie dank der Regelung ab dem 55. Lebensjahr in Frührente gehen. Indirekt ging es bei dem Arbeitskampf aber immer mehr auch um die Billigpläne. Nach jüngsten Aussagen dürften die Streiks die Lufthansa in diesem Jahr bereits rund 200 Millionen Euro Gewinn gekostet haben.

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