Chinas Börsen knicken weiter ein

Peking · Die Talfahrt an Chinas Börsen weckt neue Sorgen um den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Trotz massiver staatlicher Intervention schlossen die Aktienmärkte auch im Minus.

 Die Talfahrt an Chinas Börsen setzt sich fort. Foto: Wu Hong

Die Talfahrt an Chinas Börsen setzt sich fort. Foto: Wu Hong

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Der Composite Index in Shanghai verlor bis Handelsschluss 1,7 Prozent. Der Component Index in Shenzhen rutschte um 1,4 Prozent ab. Zu Handelsbeginn hatte das Minus an beiden Börsenplätzen noch rund vier Prozent betragen.

Aus Angst, die Hilfen der Regierung zur Stabilisierung der Märkte könnten bereits wieder verpufft sein, hatte sich am Montag Panik unter Anlegern breitgemacht. Die Börse in Shanghai fuhr mit einem Minus von 8,5 Prozent den größten Tagesverlust seit Februar 2007 ein.

Die Zentralbank des Landes stellte daraufhin neue Hilfen in Aussicht. Verschiedene Instrumente sollen genutzt werden, um in der zweiten Hälfte des Jahres für genügend Liquidität an den Märkten zu sorgen, wie es in einer Mitteilung der Notenbank heißt. Nach dem heftigen Kursrutsch hatte die Regierung schon am Montag Berichte dementiert, wonach sie die Rettungsversuche aufgegeben habe. Die Behörden werden "die Bemühungen zur Stabilisierung der Märkte fortsetzen", sagte Zhang Xiaojun, Sprecher der chinesischen Börsenaufsicht CSRC.

Experten glauben zwar, dass eine ausgewachsene Finanzkrise in China weiterhin unwahrscheinlich ist. Ein anhaltendes Börsenbeben könnte sich aber auf das Wachstum des Landes auswirken. "Wenn es der Regierung nicht gelingt, das Vertrauen in die Märkte wieder herzustellen, wird China sein Wachstumsziel von sieben Prozent bis Ende des Jahres kaum erreichen", heißt es in einer Analyse der australischen ANZ Bank.

Statt die Märkte zu stützen, sei es besser, wenn die Regierung "stärker auf Finanz- und Wirtschaftsreformen setzen würden", mahnte Michael Kerley, Fondsmanager bei Henderson Global Investors. Auch Vertreter der deutschen Industrie zeigten sich besorgt. "Die Börsenturbulenzen in China zeigen, dass die Zeit weitgehend risikofreier Wachstumsmärkte vorbei ist und auch massive staatliche Eingriffe in das Marktgeschehen von zweifelhaftem Nutzen sind", sagte Stefan Mair vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).

Zuletzt hatten Chinas Aktienmärkte eine extreme Berg- und Talfahrt hingelegt: Getrieben von Privatanlegern, die in großem Stil Aktien auf Kredit kauften, war der Leitindex in Shanghai binnen eines Jahres um über 150 Prozent gestiegen. Mitte Juni begann dann ein rasanter Kurseinbruch. Innerhalb von nur 18 Handelstagen verlor der Index 32 Prozent an Wert. Mit radikalen Eingriffen gelang es der Regierung, zunächst die Kurse zu stabilisieren.

Die Zentralbank senkte die Zinsen auf ein Rekordtief, zudem setzten Behörden neue Börsengänge aus. Die chinesische Börsenaufsicht CSRC initiierte mit Geld der Zentralbank ein riesiges Kaufprogramm für Aktien. An der Börsen notierte Unternehmen erhielten zudem die Genehmigung, sich selbst vom Handel auszusetzen. Bis zu 50 Prozent der an den Börsen des Landes gehandelten Aktien waren zwischenzeitlich eingefroren.

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