Abstimmung mit dem Gaumen Tausende Amerikaner essen aus Protest bei Chick-fil-A Hühnchen-Sandwiches

Washington · Die Debatte um familiäre Werte in den USA verlagert sich in das Schnellrestaurant Chick-fil-A, nachdem Unternehmens-Chef Dan Cathy gegen die Homo-Ehe gewettert hat.

Paul Jany steht vor der Chick-fil-A-Filiale in Fredericksburg, versucht die länger und länger werdende Autoschlange auf dem Parkplatz in geordnete Bahnen zu lenken und bekommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. "30 Prozent mehr Umsatz als sonst", gibt der Filialleiter der huhnlastigen Fastfood-Station im Bundesstaat Virginia zu Protokoll und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Gott schütze Mick Huckabee".

Der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat hat der Kette mit vier Milliarden Dollar Jahresumsatz zusätzliche Millioneneinnahmen verschafft. Der Baptist hatte zum Solidaritätsessen aufgerufen, nachdem mehrere Bürgermeister großer Städte wie San Francisco, Boston, Chicago und zuletzt auch Washington das Unternehmen öffentlich hart angegangen waren.

Der Grund: Dan Cathy, Chef des in 39 Bundesstaaten vertretenen Unternehmens, war in einem Interview massiv gegen die in den Vereinigten Staaten immer mehr Zustimmung erfahrende Homo-Ehe zu Felde gezogen. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind dem Mann, der sich und seinen Mitarbeitern biblische Prinzipien verordnet hat und darum sonntags auch kein Huhn verkauft, einfach nicht gottgefällig genug.

Die über die Abendfernsehnachrichten landesweit verteilte Botschaft der Bürgermeister - sinngemäß: Kauft nicht bei Chick-fil-A! - wollte allerdings nicht verfangen. Wartezeiten von zwei Stunden waren in vielen Filialen gestern Standard. "Soll Dan Cathy doch sagen und denken, was er will", sagte der 46-jährige Steve Murray in Fredericksburg stellvertretend für viele, "ich stehe einfach auf dieses Hühnerzeugs."

Mit dem "Eat-In" ist die glaubenskriegsähnliche Posse aber nicht vorbei. Heute wollen Homosexuellen-Verbände vor Chick-fil-A-Filialen Flagge zeigen und durch demonstratives Küssen ihr Unbehagen über Cathy zum Ausdruck bringen. Wenn einigen Kunden der Appetit vergehen sollte, könnten die Gründe allerdings auch anderswo liegen. Die Käse-Soße, die Chick-fil-A zum Hühnchen anpreist, ist, vorsichtig formuliert, gewöhnungsbedürftig.

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