Karneval in Köln und Menden Jecken drehen richtig auf - doch auch die Terrorgefahr ist ein Thema

KÖLN/MENDEN · Der Karneval zieht wieder Hunderttausende auf die Straßen. In bunten und phantasievollen Kostümen haben sie am Wochenende getanzt und gefeiert. Doch bei aller Fröhlichkeit: Ganz lässt sich das Thema Terrorgefahr nicht ausblenden.

 Auch die Terrorgefahr ist ein Thema beim Kölner Karneval.

Auch die Terrorgefahr ist ein Thema beim Kölner Karneval.

Foto: dpa

Im Rheinland steuert der Straßenkarneval auf seinen Höhepunkt zu - doch die Angst vor einer möglichen Terrorgefahr wirft einen Schatten auf das sonst so umbeschwerte Treiben. Am Sonntag waren in den NRW-Karnevalshochburgen Hunderttausende Menschen auf der Straße. Sie feierten beim traditionellen Schull- un Veedelszöch in Köln oder auf der Königsallee in Düsseldorf. Nach den Anschlägen von Kopenhagen und den Terrordrohungen, die zur Absage des Karnevalsumzugs in Braunschweig führten, hatten einige allerdings ein etwas mulmiges Gefühl. Doch die Sicherheitsbehörden beschwichtigen: Sie sehen auch für die Rosenmontagsumzüge in NRW keine besondere Gefahr.

"Wir haben keine Hinweise auf Bedrohungen", sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Die Polizei sei aber sensibilisiert. Die Züge in Köln und Düsseldorf mit jeweils mehreren Hunderttausend Zuschauern sollen am Montag wie geplant starten. In Köln hatte es zuletzt schon Berichte über angebliche Sicherheitsrisiken gegeben, weil einer der Motivwagen den Terroranschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris thematisieren sollte. Das Festkomitee hatte den Wagen dann vorsichtshalber zurückgezogen.

Bei den Schull- un Veedelszöch - dem Umzug der Schulen und Stadtviertel - spielten solche Themen am Sonntag kaum eine Rolle: Hunderttausende standen am Straßenrand, feierten mit, feuerten an und fingen Kamelle ein. Selbst so mancher Karnevalsskeptiker hatte gegen ein Gläschen Kölsch in der Mittagssonne nichts einzuwenden. In Düsseldorf zogen bei strahlenden Sonnenschein Zehntausende bunt kostümierte Jecken über die Königsallee.

In Menden im Sauerland haben die Karnevalisten ein politisches Zeichen gesetzt: Dort rollten beim Umzug zwei Motivwagen durch den Ort, die sich mit der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" auseinandersetzten. Auf den Wagen hatten die Jecken überdimensionale Stifte montiert, die eine Spielzeugpistole auffressen - dazu den Schriftzug "Nous sommes Charlie". Die Wagen in Menden standen stark im Fokus, gerade weil der Kölner Karneval aus Sorgen um die Sicherheit auf ein Charlie-Motiv verzichtet hatte.

Viele Besucher am Straßenrand in Menden verstanden die Wagen nicht. "Da wird zu viel Aufheben drum gemacht", fand etwa Markus Weimer. Allerdings sei in seinem Freundeskreis in den vergangenen Tagen darüber diskutiert worden, ob man vielleicht besser zu Hause bleiben sollte. Gemischte Gefühle hatte auch Gabi Lübbers: "Mein Enkelkind geht mit, da mache ich mir schon ein wenig Sorgen. Man hätte das im Vorfeld zumindest nicht so publik machen sollen", fand sie.

Eine besondere Ehrung wurde NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) zuteil: Er hat sich am Sonntag zum "Esel von Wesel" machen lassen. Verdient hat sich Groschek die Karnevalsauszeichnung mit einer Rede bei der Eröffnung der neuen Weseler Fußgängerzone, die er als die "Champs Élysées vom Niederrhein" bezeichnete.

Nun hoffen die Jecken, dass der Straßenkarneval auch bei seinem Höhepunkt am Rosenmontag so unbeschwert bleibt. In Köln und Düsseldorf werden bei sonnigem Wetter Hunderttausende Menschen erwartet, die am Straßenrand jubeln und auf "Kamellejagd" gehen. Bis zu 450 Tonnen Süßigkeiten, Popcorn und Chips fliegen in den beiden Karnevalshochburgen durch die Luft.

Die Sicherheitsbehörden sind wachsam, sehen aber keine Hinweise auf eine ähnliche Terrorgefahr wie am Sonntag in Braunschweig. "Wir gehen davon aus, dass alles wie geplant läuft", sagte eine Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval.

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