Zum Tod des Designers Oscar de la Renta Der Maler der Modewelt

WASHINGTON · Dass einmal das Anziehen der Schönen, Reichen und Mächtigen die Disziplin seines Lebens werden sollte, hatte das Schicksal für Oscar Aristides Renta Fiallo nicht vorgesehen. Geboren im Jahr vor Hitlers Machtergreifung, behütet aufgewachsen als jüngstes von sieben Kindern (und einziger Junge) in einer wohlhabenden Familie in Santo Domingo, Hauptstadt der Dominikanischen Republik, war ihm die Nachfolge im Versicherungsgeschäft seines Vaters zugedacht.

 Oscar de la Renta

Oscar de la Renta

Foto: EFE

Aber der Sprößling setzte sich mit Hilfe der Mutter und eines Haus-Geistlichen durch, die früh seinen Sinn für Ästhetik und Formen erkannten, und ging Mitte der 50er Jahre nach Spanien, um Kunst zu studieren. In den düsteren Jahren der Franco-Diktatur nahm er jede Möglichkeit wahr, um ins lebensfrohe Paris zu fahren. Dort gewann seine Leidenschaft für Mode die Oberhand, er begann mit den ersten Zeichnungen. Dann spielte der Zufall Regie. Die Frau des damaligen US-Botschafters in Spanien gab bei ihm ein Kleid für den ersten Ball ihrer Tochter in Auftrag. Es landete auf dem Titelblatt des "Life"-Magazins - Beginn einer märchenhaften Karriere. Von Balenciaga entdeckt, bei Antonio Castillo (Lanvin) in die Schule gegangen, machte er sich binnen zehn Jahren einen so schillernden Namen, dass ihm 1963 in New York die große Elizabeth Arden die Position des Chefdesigners anbot.

Dass er sein erstes Zimmer in der Fremde in der Nähe des Prado-Museums in Madrid bezog, sollte nachwirken. Oscar de la Renta, der jetzt im Alter von 82 Jahren im Kreise seiner Familie auf seinem Landsitz in Connecticut an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben ist, galt wegen seiner eigenwilligen Farbauswahl als der Maler unter den Modeschöpfern.

Vor allem Amerikas "First Ladys" von Jackie Kennedy über Nancy Reagan bis zu Laura Bush und Hillary Clinton liebten seine Schneidekunst. Ihnen gefiel, wie er dachte: "Ein Kleid soll die Frau nicht dominieren, sondern ihre Persönlichkeit betonen." Laura Bush kondulierte gestern herzlich: "Wir werden uns an ihn immer als den Mann erinnern, der Frauen sich schön fühlen ließ."

Hollywoods weibliche High-Society lässt sich von seinen Kreationen adeln. Standard-Antwort vieler Stars bei den Oscar-Verleihungen auf die Frage, von wem das Kleid ist: "Oscar!" Auch das Hochzeitskleid von Amal Alamuddin, der Braut von George Clooney, stammt von ihm.

Seine Biographie ist für Dutzende Anekdoten gut. Eine der schönsten: Einst trug die amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice ein rotes Abendkleid des Designers. Es stellte sich heraus, dass die Robe ein Geschenk des britischen Botschafters zum 50. Geburtstag von Rice war. Ein Mitglied der amerikanischen Regierung darf ein so teures Präsent nicht annehmen. Rice musste den Preis - 10 000 Dollar - zurückerstatten. Oscar de la Renta war es ihr wert.

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