NRW-CDU Die NRW-CDU in der Findungsphase

Düsseldorf · Bei der NRW-CDU treten viele prominente Politiker ab. Die Partei muss sich für die Bundestagswahl 2017 neu aufstellen.

 Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe wird als neuer Spitzenkandidat gehandelt.

Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe wird als neuer Spitzenkandidat gehandelt.

Foto: dpa

Wie sehr Norbert Lammert fehlen wird, wurde der NRW-CDU erst Anfang Oktober noch einmal schmerzlich vor Augen geführt. Der aus Bochum stammende Bundestagspräsident war als Festredner zum 70. Geburtstag des Landtags nach Düsseldorf eingeladen worden und bot am Rednerpult das, was man dort selten erlebt: einen kenntnisreichen, rhetorisch geschliffenen und humorvollen Vortrag.

Seit Lammert zu Wochenbeginn CDU-Landeschef Armin Laschet darüber informiert hat, dass er 2017 nach dann 37 Jahren im Bundestag nicht erneut kandidieren werde, befindet sich der größte Landesverband der Union in einer Findungsphase. Der bald 68-jährige Lammert führte die NRW-CDU dreimal als Spitzenkandidat der Landesliste in die Bundestagswahl. Da auch der populäre Wolfgang Bosbach seinen Rückzug erklärt hat und prägende Figuren wie Ronald Pofalla (Bahn) und Steffen Kampeter (BDA) der Politik längst den Rücken gekehrt haben, wird in Düsseldorf über einen Bedeutungsverlust der NRW-CDU auf Bundesebene orakelt.

Generalsekretär Bodo Löttgen hält eine solche Debatte für Unsinn: „Wir werden eine starke Mannschaft für Berlin aufstellen.“ Allerdings ist er mit Namen zurückhaltend, da viele Kreisverbände noch gar nicht ihre Wahlkreiskandidaten nominiert hätten. Der CDU-Landesvorstand werde erst Anfang Februar einen Vorschlag für die NRW-Liste zur Bundestagswahl erarbeiten.

Vieles spricht dafür, dass Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe neuer Spitzenkandidat wird. Er ist der einzige Bundesminister der NRW-CDU, fiel allerdings bei der Wahl zum Präsidium der Bundespartei 2014 durch. Weit vorn platziert werden dürfte auch Karl-Josef Laumann. Der Chef des Sozialflügels CDA war bis 2013 Landtagsfraktionschef, machte dann Platz für Laschet und wechselte als Patientenbeauftragter der Bundesregierung nach Berlin. Laumann hat intern deutlich gemacht, dass er wieder Abgeordneter werden will. Gute Aussichten auf vordere Platzierungen haben auch die Bundestagsabgeordneten Elisabeth Winkelmeier-Becker und Sabine Weiss. Ruhr-Bezirkschef Oliver Wittke gilt ebenso als gesetzt für die Top Ten wie Finanzexperte Ralph Brinkhaus, der den CDU-Bezirk Ostwestfalen führt. Der einflussreiche Peter Hintze (66), der die NRW-Gruppe im Bundestag führt, soll ebenfalls signalisiert haben, dass er noch einmal antritt. Da er in Wuppertal keinen chancenreichen Wahlkreis besitzt, wäre er ebenfalls ein prominenter Listenkandidat.

Ob der immer wieder für höhere Weihen genannte Finanzstaatssekretär Jens Spahn (36) formal als Listenkandidat geführt werden soll, ist noch unklar. Der fernsehbekannte Westfale verfügt im Münsterland über einen sicheren Wahlkreis und müsste wohl schon so weit oben auf der Liste platziert werden, dass sein Name auf dem Wahlzettel auftaucht.

Bewerbermangel herrscht also auch in der Post-Lammert-Zeit nicht. Festgezurrt wird das Personaltableau jedoch erst in vertraulichen Runden zwischen dem Generalsekretär und den Bezirkschefs der NRW-CDU Ende Januar.

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