Kommentar zur Wahl in Frankreich Stimmungstest

Paris · Dass diesen kleinen Départementwahlen in Frankreich eine so große Aufmerksamkeit zuteil wird, hat einen einfachen Grund: Es handelt sich um Stellvertreter-Wahlen.

Eigentlich blicken alle anstatt auf die Départements, deren Zukunft durch die geplante Gebietsreform ohnehin offen ist, längst auf 2017. Dann wird der nächste Präsident bestimmt. Frankreichs politisches System verleiht dem Staatschef so umfassende Macht, dass Wohl und Wehe des Landes ganz von ihm abzuhängen scheinen. Zugleich handeln auch die Hauptakteure immer mit Blick auf diesen Stichtermin: Hollande und Sarkozy geht es jeweils um ihre Wiederwahl, Le Pen zumindest um den Einzug in die zweite Runde.

Also gelten die gestrigen Départementswahlen als Stimmungstest mit starker Aussagekraft: Der Front National setzt seinen Höhenflug weiter fort und breitet sich über seine bisherigen Bastionen im Norden und Südosten auch in die westfranzösischen Regionen aus, die ihm lange widerstanden. Die extreme Rechte profitiert am stärksten von der allgemeinen Unzufriedenheit im Land, auf die die großen Volksparteien keine glaubwürdige Antwort finden.

Auch Nicolas Sarkozy geht gestärkt aus diesen Wahlen hervor, die seiner Partei einen wichtigen Erfolg auf lokaler Ebene bringen und ihn somit an der Spitze der konservativen UMP legitimieren. Für Präsident Hollande wiederum handelt es sich um eine erneute Warnung: Es bleibt nicht mehr viel Zeit, die ihm gegenüber feindselige Stimmung im Land noch zu wenden. Auch auf lokaler Ebene bezahlen die linken Kräfte den Preis für ihre Zersplitterung.

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