MH370-Schicksal Ohne Wrack oder Blackboxen nur Spekulationen

KUALA LUMPUR · War es technisches Versagen? Ein Pilot in Todesabsicht? Ein Entführer oder ein Geheimdienst? Seit 16 Monaten spekuliert die Welt über die Ursache des mysteriösen Verschwindens von Flug MH370.

Mehr als 500 quälende Tage liegen hinter den Angehörigen der insgesamt 239 Menschen, die mit Flug MH370 bis heute verschollen sind. Denn seit einer Enthüllung vom März 2014, wonach die Malaysia-Airlines-Maschine zweimal abrupt den Kurs wechselte und noch sieben Stunden flog, hat es keine neuen Erkenntnisse gegeben, was damals an Bord geschehen ist.

Stattdessen kursieren unterschiedliche Unglückstheorien - eine Übersicht:

BRAND ODER UNGLÜCK AN BORD: Die Maschine hatte gut 200 Kilogramm an hoch brennbaren Batterien im Frachtraum. Ein Feuer hätte womöglich die beiden Kommunikationssysteme zerstören können - aber die Piloten hätten zuvor im Cockpit Alarm gehört und über Funk eine Notsituation gemeldet, sagen Piloten.

TECHNISCHER DEFEKT: Ein plötzlicher Druckabfall oder toxische Dämpfe hätten Piloten, Besatzung und Passagiere bewusstlos machen können. Das erklärt aber nicht, wieso die Maschine erst abrupt vom Kurs Richtung Westen abwich und dann Richtung Süden schwenkte.

ENTFÜHRUNG: Das legte der malaysische Regierungschef Najib Razak kurz nach dem Verschwinden nahe: "Diese Bewegungen (Kursänderungen) deuten auf absichtliches Eingreifen durch jemanden an Bord hin." Aber die Ermittler haben jeden an Bord unter die Lupe genommen. Niemand mit Terror-Sympathien oder -Verbindungen war dabei. Außerdem hätten Piloten bei einem Überfall eigentlich immer die Möglichkeit, verdeckt Alarm zu schlagen.

EIN SCHURKENSTAAT-KOMPLOTT: Die These vertritt der Amerikaner Christopher Greene in einem auf YouTube populären Video, allerdings ohne Indizien. Ein Schurkenstaat mit Hochtechnologie habe die Maschine in seine Gewalt gebracht, an einen geheimen Ort geflogen, und wolle sie mit Atomwaffen ausstatten und eines Tages auf eine US-Stadt lenken. Aber kann jemand 239 Menschen verschwinden lassen?

US-ABSCHUSS: Marc Dugain, Ex-Chef einer französischen Regional-Airline, spekuliert, dass Hacker die Bordcomputer von außen manipulierten und die Maschine auf den US-Stützpunkt Diego Garcia südlich der Malediven im Indischen Ozean stürzen lassen wollten. Abfangjäger hätten die Maschine abgeschossen, was die USA nun verschleierten. Der britische Autor Nigel Cawthorne vermutet einen versehentlichen Abschuss bei einer thailändisch-amerikanischen Militärübung im Südchinesischen Meer. Die Geschichte vom Flug in Richtung Süden sei erfunden worden, um sicherzustellen, dass das Wrack an falscher Stelle gesucht und nie gefunden wird.

PILOT MIT SUIZIDABSICHT: Das halten erfahrene Unfallermittler für die wahrscheinlichste Variante. Sie äußern sich in einer Dokumentation des Senders National Geographic: Der Pilot dirigiert den Copiloten unter einem Vorwand aus dem Cockpit, nimmt eine Sauerstoffmaske, löst in der Kabine einen Druckabfall aus, der alle ins Koma versetzt und fliegt Richtung Süden, bis die Maschine mit leeren Tanks abstürzt. Viele Menschen hielten das für schwer vorstellbar - bis zur Germanwings-Katastrophe. Am 24. März dieses Jahres führte der deutsche Copilot einer Germanwings-Maschine über Frankreich nach Überzeugung der Ermittler absichtlich einen Absturz herbei.

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