"Zügellose, systemische und tief verwurzelte Korruption" Im Strafraum

Loretta Lynch redete Klartext. Von "zügelloser, systemischer und tief verwurzelter Korruption", der sich "mindestens zwei Generationen von Funktionären schuldig gemacht haben", sprach die US-Justizministerin gestern in Washington.

 Korruptionsbekämpfung ist ihr Markenzeichen: Loretta Lynch, US-Justizministerin, will Fifa-Praktiken ein Ende setzen.

Korruptionsbekämpfung ist ihr Markenzeichen: Loretta Lynch, US-Justizministerin, will Fifa-Praktiken ein Ende setzen.

Foto: EPA

Nach ihren Angaben haben die insgesamt 14 Beschuldigten im Verein mit Sportrechte-Vermarktern seit mindestens 1991 ihre "Vertrauensstellungen fortgesetzt missbraucht", um "Bestechungsgelder und Provisionen" in Höhe von insgesamt mehr als 100 Millionen Dollar einzustreichen. In einem Fall seien zehn Millionen Dollar an ein Fifa-Mitglied geflossen.

"Wir haben die Absicht, solchen korrupten Praktiken ein Ende zu setzen", sagte Amerikas erste schwarze Justizministerin in New York, bedankte sich für die Unterstützung der eidgenössischen Justiz und deutete an, dass der Zugriff in der Schweiz erst der Auftakt einer umfangreicheren Säuberungsaktion gewesen sein könnte.

Die 55-Jährige ist bestens im Stoff, war sie doch als Staatsanwältin in Brooklyn seit drei Jahren mit dem Thema Fifa im Detail befasst. Korruptionsbekämpfung, ob an der Wall Street oder in der Politik, ist ihr Markenzeichen. Daneben hat die Schweizer Staatsanwaltschaft ein gesondertes Strafverfahren aufgelegt, das die Bestechungsgerüchte rund um die Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar durchleuchten soll. Der inzwischen zurückgetretene Fifa-Sonder-Ermittler Michael Garcia, ein früherer Staatsanwalt aus New York, der mit einer FBI-Agentin verheiratet ist, hatte Ende 2014 massive Unregelmäßigkeiten ausgemacht. Seine Recherchen, so Garcia, seien aber von dem deutschen Fifa-Ethik-Richter Hans Joachim Eckert verdunkelt worden. Die beiden Handlungsstränge in Washington und in Zürich sind offiziell säuberlich getrennt, in der Sache laut Insidern im Justizministerium aber "eng verwoben".

Der von Lynch, FBI-Chef James Comey und Richard Weber, dem Chef-Ermittler der nationalen Steuerbehörde IRS, erläuterte Frontalangriff auf die Fifa hat einen langen Vorlauf, den ein Staatsanwalt mit einem Wort beschrieb: "Gier". Bereits im Jahre 2011 hatten die US-Behörden mit Jack Warner und Chuck Blazer zwei frühere Blatter-Spezis im Visier. Beide sind aus ihren Fifa-Ämtern entfernt worden. Was sie für die Ermittler umso wertvoller machte.

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