Ada Colau vor dem Sprung an die Spitze Erst Hausbesetzerin, demnächst Bürgermeisterin

MADRID · Diese Frau ist so etwas wie die Heldin der spanischen Empörten - jener steil aufsteigenden Protestbewegung, die zur neuen einflussreichen Kraft im Königreich Spanien gewachsen ist: Die 41-Jährige demonstrierte gegen soziale Ungerechtigkeiten. Sie rettete mit ihrer Selbsthilfe-Organisation "Plattform der Hypotheken-Geschädigten" verarmte Krisenopfer. Und nun ist die populäre Aktivistin und ehemalige Hausbesetzerin Ada Colau auf dem Weg, neue Bürgermeisterin Barcelonas zu werden.

 Ada Colau.

Ada Colau.

Foto: EPA

Ihr Wahlbündnis "Barcelona en Comú - Barcelona vereint", das zum Kampf gegen politischen Filz und Korruption antrat, gewann am Pfingstsonntag bei den spanischen Kommunalwahlen in der katalanischen Metropole die meisten Stimmen. Eine Allianz, die vor allem von der Protestbewegung "Podemos" (Wir können), aber auch von Spaniens Grünen und anderen linken Parteien getragen wird. Und die keinen Zweifel daran lässt, in Barcelonas Stadtparlament eine tragfähige Mehrheit für Ada Colaus Wahl zur obersten Bürgerin zu erhalten.

Gleich nach der triumphalen Wahlnacht verkündete die furchtlose Straßenkämpferin ihr Sofortprogramm, mit dem sie ihre Revolution in der Mittelmeermetropole Barcelona starten will. Sie versprach Bescheidenheit, Bürgernähe sowie Transparenz. Sie kündigte an, dass die Bezüge der Stadtverordneten auf 2200 Euro monatlich gestutzt werden. Und sie erklärte, dass es künftig keine Dienstwagen mehr geben wird. "Wir werden mit den Privilegien aufräumen und mit gutem Beispiel vorangehen."

Mit dem eingesparten Geld will Colau den vielen Armen helfen, die Spaniens tiefe Wirtschaftskrise in dieser Millionenstadt zurückließ: Sie möchte jenen, die durch Arbeitslosigkeit oder Wohnungsräumung alles verloren haben, eine kleine Stütze zahlen. Obdachlose Familien sollen Sozialwohnungen bekommen. Weitere gerichtliche Pfändungen, mit denen immer noch viele Mittellose aus ihren vier Wänden geklagt werden, will sie stoppen.

Bislang regierte in Barcelona, der Hauptstadt Kataloniens, die regionale Partei CiU. Dieses bürgerliche Bündnis, das bisher das öffentliche Leben in der Region im Nordosten Spaniens beherrscht, ist durch schwere Korruptionsskandale belastet. Bis hin zum früheren katalanischen Regierungschef Jordi Pujol sollen prominente CiU-Politiker öffentliche Aufträge vorzugsweise gegen Schmiergelder vergeben haben. "Das organisierte Verbrechen hat sich unserer Institutionen bemächtigt", sagt Ada Colau. Sie dürfte nun den noch amtierenden Bürgermeister Xavier Trias aus dessen Amtssitz verdrängen.

Der Kampf dieser resoluten Frau, die Philosophie studierte und Mutter eines Sohnes ist, begann bereits vor mehr als einem Jahrzehnt. Damals engagierte sie sich gegen die Globalisierung, dann gegen den Irak-Krieg, schließlich - im Krisenspanien - gegen die immer härteren Kürzungen bei sozialen Leistungen, in Kindergärten, Schulen, Universitäten und Krankenhäusern.

Unzählige Male stemmte sie sich Schulter an Schulter mit den Betroffenen gegen von Banken durchgesetzte Wohnungsräumungen, wurde von Polizisten aus den Häusern getragen. Sie selbst bezeichnet sich als "Aktivistin für Menschenrechte und Demokratie". Spaniens größte Tageszeitung "El Pais" konstatierte derweil anerkennend, dass sie zum "Symbol des Wandels" in Spanien geworden sei.

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