Kommentar zur Ökumene Auf gutem Weg
Meinung | Berlin · Zum 500-Jahr-Gedenken der Reformation rücken Protestanten und Katholiken zusammen. Das ist gut so, denn auch heute noch liegt in der Ökumene einiges im Argen.
Auf den ersten Blick war es verblüffend: 500 Jahre nach dem Reformationsjubiläum baten evangelische und katholische Kirchenvertreter am Samstag in Hildesheim um Verzeihung für Religionskriege und Spaltungen, für Jahrhunderte voll Hass und Missgunst. Und die erste Reaktion war: Muss das wirklich noch sein?
In einer Zeit, in der Woche für Woche überall in Deutschland ökumenische Gottesdienste stattfinden? Und in einem Gottesdienst, in dessen Predigt der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, sein katholisches Gegenüber Reinhard Kardinal Marx ganz selbstverständlich duzt?
Doch ja, das muss noch sein. Denn wenn man in 50 Jahren auf die Feier dieses Reformationsjubiläums zurückblickt, dann wird man sehen können, dass selbst heute in der Ökumene zwischen den Kirchen noch einiges im Argen liegt. Das beste Beispiel dafür ist die Reformationsdekade selbst: Katholiken und Protestanten haben fast zehn Jahre wertvoller Vorbereitungszeit damit vertändelt, dass sie sich nicht einig wurden, ob es nun ein „Gedenken“ oder ein „Jubiläum“ sein sollte.
Deswegen ist es gut, dass sich beide Seiten in Hildesheim zu noch mehr ökumenischer Kooperation verpflichtet haben. Und noch besser ist es, wenn im Jahr 2017 in der Ökumene tatsächlich etwas ins Rollen kommt – wenn zum Beispiel die katholischen Bischöfe in Deutschland Ernst machen mit einer Sonderregelung für die Eucharistiezulassung konfessionsverschiedener Paare, und damit ein altes und brennendes Problem der Ökumene wenigstens etwas seiner Lösung entgegengeht.