Farage will übernehmen Ukip-Chefin tritt nach nur 18 Tagen zurück

London · Gut drei Monate nach ihrem größten Erfolg steckt die rechtspopulistische Ukip-Partei in der Krise. Kaum gewählt, tritt die Vorsitzende, Diane James, wieder ab. Nigel Farage bietet sich als Übergangschef an, doch das stößt nicht überall auf Begeisterung.

 Diane James und Nigel Farage in London.

Diane James und Nigel Farage in London.

Foto: Andy Rain/Archiv

Die rechtspopulistische Ukip-Partei in Großbritannien steckt wieder in einer Führungskrise. Parteichefin Diane James hat nach nur 18 Tagen im Amt überraschend ihren Rücktritt verkündet. Der Partei steht nun ein erneuter Wahlkampf um den Vorsitz bevor.

Langzeit-Parteichef Nigel Farage erklärte, er werde die Führung zwischenzeitlich übernehmen. Doch dagegen gibt es Widerstand.

Nicht einmal drei Wochen hat es Diane James im Amt der Ukip-Vorsitzenden ausgehalten. Bereits am Dienstag gab es Gerüchte über ihren Rücktritt. Am Mittwoch in den frühen Morgenstunden bestätigte sie die Nachricht dann auf Twitter. Zur Begründung schrieb sie, ihr fehle die "nötige Autorität" und "volle Unterstützung" aller Parteikollegen, um angestrebte Veränderungen umzusetzen. Es soll aber auch persönliche Gründe gegeben haben: Spätestens seit sie in London angespuckt worden sein soll, habe sie sich nicht mehr wohl gefühlt, bestätigte Nigel Farage der BBC am Mittwoch. Auch eine Erkrankung ihres Mannes könne eine Rolle gespielt haben, sagte er.

Diane James hatte das Amt der Parteichefin Mitte September von Farage übernommen. Der hatte kurz nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt seinen Rücktritt verkündet. Nun könnte es sein, dass Farage gleichzeitig ihr Vorgänger und Nachfolger wird. Er kündigte an, übergangsweise wieder die Parteiführung zu übernehmen. "Ich habe heute Morgen mit der Wahlkommission gesprochen und ich bin technisch gesehen immer noch Chef der Partei", sagte Farage.

Widerspruch kam vom Ukip-Vorsitzenden in Wales, Neil Hamilton, der ebenfalls als vorläufiger Parteichef gehandelt wurde. Hamilton sagte der BBC, er zweifele daran, dass die Parteiführung automatisch wieder an Farage zurückfalle. Es sei Aufgabe des Vorstands, einen Interimschef zu berufen, sagte Hamilton.

Spekulationen, Farage könnte den Parteivorsitz auch dauerhaft wieder einnehmen, dementierte er. "Nicht einmal für zehn Millionen Dollar", sagte er der britischen Nachrichtenagentur PA.

Wahrscheinlich ist, dass es bereits in den kommenden Wochen zu einer Neuwahl um den Parteivorsitz kommen wird. Möglich, dass dann Steven Woolfe zum Zuge kommt. Der Europaabgeordnete und Farage-Liebling war von einem Parteigremium von der vergangenen Wahl ausgeschlossen worden, weil er seine Bewerbungsunterlagen 17 Minuten zu spät eingereicht hatte. Dahinter steckte aber wohl ein innerparteilicher Kampf zwischen Farage-Anhängern und dessen Gegnern.

Zu den Widersachern Farages gehört der einzige Ukip-Parlamentsabgeordnete Douglas Carswell. Er wollte sich nicht zum James-Rücktritt äußern. Doch auch er hat eine Favoritin, die angeblich bereits in den Startlöchern steht. Lisa Duffy sagte der BBC, James habe "keinerlei Führung erkennen lassen". Spekuliert wird auch, der Unternehmer und großzügige Ukip-Unterstützer Aaron Banks könne einen Versuch unternehmen, die Leitung der Partei zu übernehmen.

Nigel Farage gab sich angesichts der jüngsten Krise stoisch: "Was die Partei angeht, ist das kein großartiger Tag, aber es ist auch nicht der Weltuntergang", sagte er der BBC am Mittwoch.

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