Kardinäle bereiten sich in Rom auf das Konklave vor

Bonn · Für ihn ist es bereits das zweite Konklave, an dem er teilnimmt: Seit Montag befindet sich auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner in Rom, um nach dem Rücktritt Benedikts XVI. einen neuen Papst zu wählen. Vergleichen könne man das kommende Konklave mit dem vor acht Jahren jedoch nicht.

 Vor seiner Reise nach Rom feierte Kardinal Joachim Meisner in Köln noch einen Dankgottesdienst für den scheidenden Papst Benedikt XVI. Meisner ist einer von 115 Kardinälen, die den neuen Papst wählen.

Vor seiner Reise nach Rom feierte Kardinal Joachim Meisner in Köln noch einen Dankgottesdienst für den scheidenden Papst Benedikt XVI. Meisner ist einer von 115 Kardinälen, die den neuen Papst wählen.

Foto: dpa

"Das ist psychologisch eine besondere Situation", sagte Meisner in einem Interview der Kirchenzeitung. Schließlich sei jetzt der Papst nicht gestorben, sondern zurückgetreten. Auf jedem der 115 Kardinäle, die den neuen Papst wählen werden, laste eine große Verantwortung. "Dieser - auch weltkirchlichen - Verantwortung muss man sich stellen."

Damit sich die Kardinäle bei der Wahl des neuen Oberhaupts der katholischen Kirche für den geeignetsten Kandidaten entscheiden können, machen sich alle zunächst während der sogenannten Konsistorien ein aktuelles Bild über die Kirche. Dazu kommen alle Kardinäle zusammen und berichten über die geistige Situation in den verschiedenen Ländern.

"Dabei entsteht ein geistiges Panorama, so dass man aufgrund dessen ahnen kann, welcher Kardinal mit diesem oder jenem Profil am besten in diese Situation als Papst hineinpasst", so Meisner. Am Dienstag diskutierten die Kardinäle etwa über die Lage der Kirche im laufenden "Jahr des Glaubens" und die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Bischöfen in aller Welt.

Öffentliche Personaldebatten soll es vor und während der Wahl indes nicht geben. Vielmehr stehe die Situation der Kirchen in den verschiedenen Regionen der Welt im Fokus der Entscheidungen. Auch von Wahlkämpfen will Meisner beim Konklave nicht sprechen.

Jedoch könne er nicht ausschließen, dass es auch Gespräche unter den Kardinälen geben wird, bei denen über einzelne Kandidaten debattiert wird. All dies geschieht in völliger Isolation. Die Kardinäle sind während des Konklaves von der Außenwelt abgeschirmt: Kein Handy, kein Radio, kein Fernseher, keine Zeitung soll die Purpurträger bei ihrer Entscheidung beeinflussen.

Auch die Sitzordnung der Kardinäle ist genau festgelegt: Diese richtet sich nach der Rangordnung, die sich wiederum an den Ernennungsjahren orientiert. Meisner, der bereits seit 30 Jahren Kardinal ist, muss entsprechend nicht lange warten, bis er seine Stimme abgeben darf. "Und während die anderen Kardinäle dann zu Wahl schreiten, habe ich ausreichend Zeit, die Schönheit der Sixtinischen Kapelle zu bewundern", so Meisner in der Kirchenzeitung.

Lange warten müssen die Kardinäle auch beim Essen nicht, weiß Meisner von den Erfahrungen beim letzten Konklave zu berichten. "Normalerweise dauern die italienischen Mahlzeiten immer so lange. Doch damals ging alles ruckzuck und wir konnten wieder in unsere Zimmer gehen und brauchten nicht lange Essenszeiten über uns ergehen lassen."

Bekocht werden Meisner und seine Mitstreiter übrigens von den Vinzentinerinnen, die das Gästehaus Santa Marta betreuen, in dem die Kardinäle während des Konklaves untergebracht sind. Von dort sind es nur einige Schritte bis zur Sixtinischen Kapelle. Auf Wunsch können die Kardinäle für die Strecke auch einen Bus nehmen.

Für Besucher ist die Sixtinische Kapelle seit gestern 13 Uhr geschlossen. Erst nach Abschluss des Konklaves werden Besucher die berühmten Renaissance-Gemälde in der Kapelle wieder bestaunen können. Wann das sein wird, ist derweil noch nicht sicher. Der Beginn der Wahlversammlung wird für die kommende Woche erwartet. Nach dem Willen des Vatikans soll es dann bis spätestens Ostern ein neues Oberhaupt der katholischen Weltkirche geben.

Besichtigen können Rom-Besucher aber bereits die neuen Kleider des Papstes - und das in drei Größen, weil ja noch nicht feststeht, welche Statur Benedikts Nachfolger haben wird. In der Auslage der Schneiderei Lorenzo Gammarelli im historischen Zentrum Roms werden die Gewänder aus weißer Baumwolle derzeit gezeigt. Auch die Mozzetta, ein Schulterumhang aus rotem Samt, gesäumt mit weißem Pelz, sowie ein Paar Schuhe aus rotem Leder sind zu bestaunen.

Fehlt nur noch derjenige, der sich damit dann der Menge der Gläubigen zeigen darf. Favoriten auf das Amt des neuen Papstes gibt es bereits viele (siehe Artikel unten). Auch Kardinal Joachim Meisner hat sich im Vorfeld auf zwei Kandidaten fokussiert. Wer das ist, wollte der Kölner Kardinal jedoch auch der Kirchenzeitung nicht verraten.

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