NRW-Landtagswahl Was Laschet von Röttgen gelernt hat

Düsseldorf · Aus der brutalen Niederlage seines Vorgängers zieht der aktuelle CDU-Spitzenmann Armin Laschet Konsequenzen. Das will er anders machen.

 CDU-Abgeordneter Armin Laschet bei seiner Berufung ins Schattenkabinett von CDU-Spitzenkanidat Norbert Röttgen im Jahr 2012.

CDU-Abgeordneter Armin Laschet bei seiner Berufung ins Schattenkabinett von CDU-Spitzenkanidat Norbert Röttgen im Jahr 2012.

Foto: dpa

Die jüngste Wähler-umfrage vom Wochenende könnte ein Wendepunkt sein. Monatelang lag die CDU weit hinter der SPD – jetzt legte sie um satte sechs auf 34 Prozent zu. Noch lange kein Rekordwert. Aber immerhin ist CDU-Spitzenmann Armin Laschet erstmals seit Januar wieder auf Augenhöhe mit NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Was macht der aktuelle Herausforderer besser als sein Vorgänger Norbert Röttgen, unter dem die CDU bei der Landtagswahl im Mai 2012 nur 26 Prozent schaffte?

Obwohl Röttgen seither jeglichen Auftritt auf der landespolitischen Bühne in NRW vermeidet – ungewöhnlich genug für einen ehemaligen Landesvorsitzenden –, prägt er den aktuellen Wahlkampf seines Nachfolgers Armin Laschet mehr, als man meint. Denn Laschet hat aus den vier größten Fehlern Röttgens systematische Schlüsse für seinen eigenen Wahlkampf gezogen.

Bekenntnis zu NRW: So scheiterte Röttgen damals unter anderem, weil er vor der Wahl nicht versprechen wollte, im Falle einer Niederlage als Oppositionsführer in NRW bleiben zu wollen. Laschet, der ebenso wie damals Röttgen als stellvertretender Bundesvorsitzender durchaus Potenzial für eine Karriere in Berlin hätte, hat inzwischen versprochen, in jedem Fall in NRW zu bleiben. Auch, wenn er die Wahl verliert.

Themen: Röttgen gab stets den rhetorisch geschliffenen Vernunftmenschen. Passend zu dieser Figur machte er die rot-grüne Schuldenpolitik zu seinem Hauptthema: Er wollte mit kalten Zahlen die mangelnde Nachhaltigkeit der NRW-Regierung beweisen. Aber Krafts Sozial-Botschaften („Kein Kind zurücklassen“) kamen viel besser an als Röttgens Seminar-Wahlkampf („Verantwortung statt Verschuldung“). Laschet hat daraus gelernt. Seine Themen sind emotionaler: Sicherheit. Familie. Arbeit. Seine Plakate zielen auf die beiden relevanteste Emotionen, die es in Wahlkämpfen überhaupt gibt: Unzufriedenheit und Hoffnung. „Sicher. Mehr Polizei, weniger Einbrüche“ oder „Stärker. Weniger Bürokratie, mehr Arbeitsplätze“ heißen seine aktuellen Slogans.

Auftreten: Röttgen wurde so gut wie nie ohne hochgezogene Mundwinkel gesehen. Immer perfekte Haltung. Immer perfekte Mimik. Professionell, berechenbar, überlegen. Auf viele Wähler wirkte das überheblich. Das kann Armin Laschet nicht passieren. Der Aachener neigt im Gegenteil dazu, mit einer gewissen Nachlässigkeit zu kokettieren. Röttgen wollte Erkenntnisse erzwingen. Laschet will überraschen. Am liebsten mit einer guten Pointe. Auch Laschet wirkt nicht immer nur sympathisch. Aber meistens sympathischer als gedacht – und auf jeden Fall nahbarer als Röttgen.

Timing: Röttgen stieg damals schon früh in den Landtagswahlkampf ein. Seine Überlegung: Als Berlin-Politiker braucht er mehr Anlauf, um in NRW bekannt zu werden. Laschet rief seinen Wahlkampf-Auftakt erst am vergangenen Wochenende aus – nur drei Wochen vor der Wahl. Seine Überlegung: Lieber drei Wochen Wahlkampf-Vollgas als monatelange Diskussionen über sein Programm, in denen am Ende alles zerredet wird. Dafür wurde er auch in seiner Partei intern oft kritisiert. Seit diesem Wochenende nicht mehr.

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