Schulen in nRW Vertretung nicht gewährleistet

DÜSSELDORF · Nach häufigen Klagen von Eltern über den hohen Unterrichtsausfall plant die nordrhein-westfälische Landesregierung noch in diesem Jahr eine neue Stichprobe an den Schulen.

 Unterricht oder Freistunde? Ein Schüler in seiner Klasse.

Unterricht oder Freistunde? Ein Schüler in seiner Klasse.

Foto: dpa

Der Landesrechnungshof (LRH) hatte 2011 festgestellt, dass 4,8 Prozent des Unterrichts in NRW ausfallen. CDU-Schulexperte Klaus Kaiser forderte die schrittweise Einführung "elektronischer Klassenbücher", die den Unterrichtsausfall in jeder Schule detailliert ausweisen. Bisher fehle der Überblick, wie viele Stunden nicht oder fachfremd erteilt würden.

In einer Landtagsdebatte drängte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) gestern darauf, mit vertretbarem Aufwand ein realistisches Bild des Unterrichtsausfalls zu zeichnen. Sie sei bereit, auf Wunsch der Opposition eine neue Stichprobe durchzuführen, auch wenn die Ergebnisse methodisch umstritten blieben.

Schulexperten bezweifeln, dass alle Schulen ihren Unterrichtsausfall korrekt ans Ministerium melden. Zudem sei unklar, ob etwa Schulausflüge und Vertretungsunterricht als Unterrichtsausfall gewertet werden sollten. Die CDU hält eine Stichprobe bei 600 Schulen in NRW für ausreichend.

Nach dem Willen des Landesrechnungshofs soll dagegen jede Schule eine eigene Statistik führen. Ein Gutachten im Auftrag der Landesregierung ergab aber, dass dafür rechnerisch 700 Lehrerstellen nötig seien. Deshalb sei es besser, "Ressourcen nicht in die Erfassung, sondern die Vermeidung von Unterrichtsausfall" zu investieren.

Die CDU-Abgeordnete Petra Vogt kritisierte dieses "Totschlagargument" und erinnerte daran, dass NRW die Vertretungspauschale 2013 von 50 Millionen Euro halbiert und nach heftigen Protesten leicht auf 34 Millionen Euro angehoben habe. "Der stetig steigende Unterrichtsausfall ist deprimierend", so Vogt.

Für die Grünen-Abgeordnete Sigrid Beer liegt eine Ursache für den Unterrichtsausfall auch in der "teilweise suboptimalen internen Schulorganisation". Die beste Statistik nütze zudem nichts, wenn unklar bleibe, wie Unterrichtsausfall verhindert werden könne. "Jeder Unterrichtsausfall ist ärgerlich", sagte Beer.

"Es gibt aber Schulen, die kriegen das hin." Die FDP-Abgeordnete Yvonne Gebauer warnte vor Qualitätseinbußen, wenn Unterricht häufig ausfällt oder fachfremd erteilt wird. SPD-Schulexpertin Renate Hendricks forderte eine intensive Debatte im Schulausschuss über die Gründe des Unterrichtsausfalls.

Derzeit ist jeder verbeamtete oder angestellte Lehrer verpflichtet, drei Vertretungsstunden monatlich unbezahlt zu geben. Der Landesrechnungshof hatte 2011 festgestellt, dass 50 Prozent der Ausfallstunden durch Vertretungsstunden aufgefangen würden. Befragungen an Kölner Schulen ergaben, dass vor allem in Mathematik, Physik und Chemie die Ausfallquote besonders hoch liegt, weil für kranke Lehrer kaum Ersatz vorhanden ist. Vielfach machen Schüler dann Hausaufgaben im Unterricht oder sitzen nach Erkenntnissen von Eltern auch schon mal unbeaufsichtigt im Klassenzimmer.

Für langfristige Erkrankungen bietet das Online-Portal "Vertretungseinstellung nach Angebot" die Möglichkeit, Vertretungslehrer nach Stunden und Fächern auszuschreiben. Bei kurzfristigen Erkrankungen fällt der Unterricht häufig aus. Die Piraten-Abgeordnete Monika Pieper verlangte ein bundesweites Instrument zur Erfassung des Unterrichtsausfalls.

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