Kriminalität in Italien Papst prangert skrupellose Mafia an

ROM · Ohne die Mafia explizit zu erwähnen, hat Papst Franziskus erneut die organisierte Kriminalität in Italien an den Pranger gestellt. "Man muss den Mut haben, Nein zu jeglicher Form von Korruption und Illegalität zu sagen. Wir wissen genau, welchen Namen diese Formen haben", sagte Franziskus bei einer Messe am Samstag im italienischen Caserta.

Der Papst spielte damit auf die Camorra an, die Neapel und Umgebung seit Jahrzehnten kontrolliert. Vor etwa 200 000 Menschen, die zum Gottesdienst vor das Schloss von Caserta gekommen waren, rief Franziskus dazu auf, "Nein zum Bösen, zur Gewalt, zu Unterdrückung" zu sagen und ein "Leben im Dienst anderer, der Legalität und des Gemeinwohls" zu leben.

Insbesondere die Gegend um die Provinzstadt Caserta ist für die skrupellosen Aktivitäten der Camorra und ihrer Familien-Clans bekannt. "Terra dei fuochi" - Land der Feuer - wird die Region in Anspielung an Dutzende illegale Deponien genannt, in denen die Camorra-Organisationen weiterhin giftigen Müll verbrennen.Insbesondere der Clan der "Casalesi" aus Casal di Principe kontrolliert weite Teile des Wirtschaftslebens der Region und hat direkte Kontakte zu Politikern. Nicola Cosentino, ehemaliger Staatssekretär der Regierung Berlusconi, war nach Angaben von Staatsanwälten eine Art "Statthalter" der Camorra in Rom.

Auf dem Weg vom Vatikan nach Caserta überflog Papst Franziskus zusammen mit Begleitern im Hubschrauber das "Land der Feuer". Dabei soll er gesagt haben: "Es ist schrecklich, dass ein so schönes Land so ruiniert wird."

Bei seiner Predigt rief der Papst den Gläubigen zu: "Wir sind alle dazu aufgerufen, das Leben und die Gesundheit der Mitmenschen zu schützen und die Natur zu bewahren."

An der Messe vor dem Schloss nahmen auch Eltern teil, deren Kinder durch die illegalen Müllverbrennungen tödlich vergiftet worden sein sollen. "Der Besuch des Papstes ist ein Meilenstein für uns", sagte Don Maurizio Patriciello, der als Pfarrer die Proteste gegen die illegalen Müllverbrennungsanlagen in der Provinz Caserta koordiniert. "Hoffentlich nehmen die Verbrennungen jetzt endlich ein Ende."

Öffentliche Krankenhäuser hätten nicht genügend Kapazitäten für die Heilung der oft minderjährigen Opfer, sagte der Priester. Private Kliniken könnten sich die meisten Patienten aus finanziellen Gründen nicht leisten.

Auf dem Schlossplatz waren zudem viele afrikanische Migranten zu sehen, die in der Provinz unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und von den Camorra-Clans ausgebeutet werden.Erst vor wenigen Wochen hatte Franziskus explizit die Mafia verurteilt. Bei einem Besuch in Kalabrien sagte der Papst, die Mafiosi seien "exkommuniziert".

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