Tödliche Schüsse Hinweise auf Terroranschlag in Lüttich

Lüttich · Vier Menschen, darunter zwei Polizistinnen, starben am Dienstag durch Schüsse in der belgischen Stadt Lüttich. König Philippe und Premierminister Charles Michel zeigten sich solidarisch und reisten zum Tatort.

 Polizisten untersuchen den Ort des Anschlags in Lüttich.

Polizisten untersuchen den Ort des Anschlags in Lüttich.

Foto: dpa

Der Terror ist offenbar nach Belgien zurückgekehrt. Unweit einer Schule in der Lütticher Innenstadt fielen am Dienstagvormittag Schüsse. Drei Menschen wurden getötet, zwei weitere verletzt. Ein Spezialkommando der Polizei erschoss den mutmaßlichen Täter.

Es war eine Geste der Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen – in einem Augenblick, in dem Belgien seinen König mehr braucht als sonst. Nur wenige Stunden nach dem Anschlag in der Lütticher Innenstadt reiste Monarch Philippe in Begleitung von Premierminister Charles Michel am Dienstagmittag in die wallonische Stadt an der Maas. Im Laufe des Tages verstärkten sich die Indizien für einen Terroranschlag immer mehr.

Gegen 10.30 Uhr hatte der Täter, der mit einem Messer ausgerüstet war, zwei Polizistinnen von hinten angegriffen. Einer Beamtin entriss er die Waffe und erschoss beide. Anschließend lief er zu Fuß weiter, tötete einen 22-jährigen Autofahrer in seinem Fahrzeug und floh dann in die nahe gelegene Schule Athenée Léonie de Waha, wo er eine Putzfrau als Geisel in seine Gewalt brachte. Inzwischen hatte die Polizei Sicherheitskräfte zusammengezogen. Es begann eine heftige Schießerei. Zwei Polizisten wurden verletzt, ehe der Täter selbst „neutralisiert“ werden konnte. Die Frau blieb unverletzt.

Schwarz gekleidet sei der Täter gewesen, teilte die Polizei später mit, und es gab offenbar „Allahu Akbar“-Rufe (Allah ist groß). Da der Vorfall als mutmaßlicher Terroranschlag eingestuft werde, übernahm laut Staatsanwalt Philippe Dulieu die Föderale Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Zunächst sicherten Polizeibeamte das Umfeld des Boulevard d’Avroy unweit der Maas. Dann wurden die Schüler aus dem Gebäude geholt. Lüttichs Bürgermeister Willy Demeyer bestätigte gegen Mittag, dass alle unverletzt, aber teilweise sehr schockiert gewesen seien. Sie wurden von Psychologen betreut.

Bei dem Täter soll es sich um den 36-jährigen Belgier Benjamin Herman aus Rochefort handeln. Offenbar war er erst am Tag zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden – auf Bewährung. Er verbüßte eine Haftstrafe wegen diverser Drogendelikte, galt auch als gewaltbereit. Bei den Sicherheitsbehörden gab es aber offenbar keine Hinweise darauf, dass er sich radikalisiert haben könnte.

„Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser schrecklichen Tat“, twitterte König Philippe. Er wünschte den Angehörigen der Verletzten und Opfer „viel Mut“. Premierminister Michel verurteilte die „feige und blinde Gewalt“ und sagte den Hinterbliebenen Unterstützung zu. Die wurde in Belgien gerade erst neu geregelt, weil man Konsequenzen aus der fehlenden öffentlichen Hilfe für die Betroffenen der Anschläge vom 22. März 2016 ziehen wollte.

Damals starben 32 Menschen bei Anschlägen am Brüsseler Flughafen und durch eine Bombe in einem Metro-Zug.

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