Porträt des Justizministers Heiko Maas veröffentlicht sein Buch

BERLIN · Bundesjustizminister Heiko Maas entwirft „Eine Strategie gegen Rechts“. Wir stellen den Autor im Porträt vor.

 Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD).

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD).

Foto: dpa

Mit dem 15. Dezember 2014 hat sich das Leben von Heiko Maas entscheidend verändert. Seit der Veröffentlichung eines Interviews in der „Süddeutschen Zeitung“ gilt der Bundesjustizminister als Hassfigur für „die neue Rechte“. So schreibt es der SPD-Politiker in seinem Buch „Aufstehen statt wegducken“, das gerade erschienen ist. Maas hatte in dem Interview die Pegida-Demonstrationen als „Schande für Deutschland“ bezeichnet. Heute ist er wegen solcher Zitate und vor allem auch seines Gesetzesentwurfs gegen Hass im Netz eines der Lieblingsziele für Anfeindungen vom rechten Rand.

Wie das für ein Regierungsmitglied mit Personenschutz aussehen kann, beschreibt Maas gleich auf der ersten von gut 230 Seiten seines Buchs. Bei einer Mai-Kundgebung im sächsischen Zwickau vor einem Jahr habe ein Trupp rechter Störer die Mehrheit der friedlichen Festgäste verdrängt und Parolen wie „Volksverräter“ und „linke Ratten“ gebrüllt. Feuerzeuge seien auf die Bühne geflogen, Maas beschreibt die Lage als bedrohlich. Er aber habe seine Rede bewusst bis zum Ende gehalten, sei dann demonstrativ langsam zum Auto gegangen. Der 50-Jährige als Vorkämpfer gegen Rechts in der Tradition von SPD-Größen wie Otto Wels, dieses Image pflegt Maas.

Sein Motiv für das Buch

Als der Jurist am vergangenen Dienstagabend – nicht zufällig am 68. Geburtstag des Grundgesetzes, das er als Minister hüten soll – auf der Bühne des Deutschen Theaters in Berlin sitzt, erkundigt sich die Moderatorin nach seinem Motiv für das Buch. Tatsächlich könnte ja mancher auf die Frage kommen, warum Maas seine „Strategie gegen Rechts“ (wie der Untertitel des Buchs heißt) in der knappen Freizeit aufschreiben muss und sie nicht als zuständiger Minister in die Tat umsetzt.

Maas betont sofort, er habe das Buch nicht als Justizminister geschrieben. In Deutschland und anderen europäischen Ländern verändere sich etwas, Rechtspopulisten gewännen an Rückhalt. Zudem verändere sich die Streitkultur in Deutschland, Sprache verrohe, Verschwörungstheoretiker fänden im Netz leicht Gleichgesinnte und könnten sich besser organisieren. All das bereite ihm Sorgen. Er wolle der zu häufig schweigenden Mehrheit Mut machen, gegen die Rechten aufzustehen. „Wehret den Anfängen“ sei für ihn der wichtigste politische Leitsatz. In der Ich-Form schreibt Maas im Buch, er sei nicht wegen Tschernobyl oder Willy Brandt Politiker geworden, sondern wegen Auschwitz.

Stets fair

1989 trat Maas in die SPD ein. Ihn habe es beeindruckt, wie die Menschen sich in seinem Heimatort Schwalmbach für ihre Interessen engagierten und Demokratie lebten: mit Argumenten und unerbittlichen Diskussionen, stets aber fair.

Maas sitzt an diesem Abend im Theater neben Markus Nierth. Der Theologe erreichte traurige Berühmtheit, weil er wegen seines Engagements für Flüchtlinge als ehrenamtlicher Bürgermeister in Tröglitz von Rechten bedroht wurde und schließlich zurücktrat. Er erlebte hautnah, wie sich solche Anfeindungen ohne Personenschutz anfühlen. Der Mann aus Sachsen-Anhalt hat Lob für Maas und dessen Buch übrig: Er teile weitgehend den Optimismus des Justizministers, dass die Zivilgesellschaft stark genug sei, den aufstrebenden Rechten Paroli zu bieten.

Ob mit Maas’ zehn Handlungsempfehlungen am Ende des Buchs, sei dahingestellt. Einen wichtigen Denkanstoß bietet das Werk jedenfalls.

Heiko Maas, „Aufstehen statt wegducken. Eine Strategie gegen Rechts“, Piper-Verlag, 20 Euro

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