Erste Ergebnisse der Präsidentenwahl in Afghanistan

Kabul · Acht Tage nach der Präsidentenwahl in Afghanistan liegt der frühere Außenminister Abdullah Abdullah in der Auszählung knapp vorn. Allerdings wurden bislang weniger als zehn Prozent der Stimmen aus 26 der 34 Provinzen ausgewertet.

Demnach steht Abdullah bei 41,9 Prozent, gefolgt von dem Wirtschaftsexperten Aschraf Ghani mit mehr als 37,6 Prozent, wie die Wahlkommission am Sonntag in Kabul mitteilte.

Sollte kein Bewerber im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit erhalten, entscheidet eine Stichwahl am 28. Mai über den Nachfolger des amtierenden Präsidenten Hamid Karsai.

Die Beschwerdekommission bestätigte inzwischen Wahlbetrug in "nicht geringem Ausmaß". Nach Angaben vom Sonntag liegen inzwischen fast 1900 schriftliche Beschwerden vor, die überprüft werden.

Trotz der Anschlagsdrohungen der Taliban haben sich am 5. April mehr als sieben Millionen Menschen an der Wahl beteiligt. Sie bereiteten damit der ersten demokratischen Machtübergabe in der Geschichte des Landes den Weg.

Abdullah war bis 2006 Außenminister unter Karsai. Der 60-Jährige ist der einzige Halb-Tadschike unter den Kandidaten. Alle anderen Bewerber gehören der größten Volksgruppe der Paschtunen an. Bei der Präsidentenwahl vor fünf Jahren wurde Abdullah zweiter hinter Karsai. Er ist ein ausgesprochener Karsai-Kritiker. Seine Anhänger stammen vor allem aus der zweitgrößten Bevölkerungsgruppe der Tadschiken.

Ghani wurde 1949 in Kabul geboren und studierte in den USA. Bis 2004 war er Finanzminister in Karsais Übergangsregierung. Karsai betraute ihn ab 2011 damit, die Übernahme der Verantwortung durch die afghanischen Sicherheitskräfte von den internationalen Truppen zu organisieren. Der frühere Weltbank-Mitarbeiter ist zudem der einzige Wirtschaftsexperte im Kandidatenfeld.

Der 72-jährige Salmai Rassul, bisher Nationaler Sicherheitsberater und enger Vertrauter von Karsai, landete zunächst nur bei knapp zehn Prozent der Stimmen. Die Wahlkommission will das Endergebnis am 14. Mai verkünden. Sollte kein Bewerber eine absolute Mehrheit erhalten, gibt es am 28. Mai eine Stichwahl.

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